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November 2021

La Gomera & El Hierro

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11.11.2021

Soddom und Gomorrha

Schon gestern Abend war klar, warum sich Minimadame bei der vorherigen Wanderung nur hatte tragen lassen wollen - you give me fever. Fever! Zum Glück knackte sie in der Nacht nicht die 39 Grad und war heute Morgen bereits wieder fieberfrei. So etwas kann gerne eine Eintagsfliege bleiben. Vor allem im Urlaub. Heute machten wir Urlaub in der Finca...auf dem Programm - Kinderbespaßung und Einkaufen. Madame wollte gerade eine Vermisstenanzeige aufgeben, weil Schwesterherz gefühlt vor einer Woche zum Supermarkt aufgebrochen war, als sie plötzlich mit einer Zehnzilliarde Einkaufstaschen vor ihr stand und heller strahlte als alle Sterntaler-Münzen zusammen. Sie hatte einen Biomarkt entdeckt! Und Lebensmittel für eine Summe eingekauft, mit der man locker einen Kleinwagen hätte finanzieren können! Nach besagter Shoppingtour herrschte in der Finca allerdings Soddom und Gomorrha - eingeschleppt durch die Einkaufstaschen (Schwesterherz ließ sich tatsächlich erweichen!). In Form von Iberico Schinken, Fisch und Eis...also sowas aber auch!

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12.11.2021

Rendezvous

Glücklicherweise gibt es in der Finca eine Waschmaschine - dieses ganz wunderbare Gerätchen läuft täglich, auch mehrfach. Mit stolzer 8 kg Zuladung. Das braucht man aber auch, denn hier im Garten hausen ebenfalls kleine Tierchen - Schmierläuse. Und die sitzen zuhauf auf allen Pflanzen, Blumen und Bäumen und lassen fleißig ihre klebrigen, schmierigen Exkremente auf den Kunstrasen rieseln. Und nach dem Rendezvous mit der Schmierlauskacka klebt so ziemlich alles - und muss ins Wundermaschinchen.
Ein Rendezvous hatte heute auch Madame - mit Monsieur. Seit Aufbruch nach Norwegen Ende Juli so ziemlich die erste offizielle Verabredung. Wuuhuuu! Ob sie sich überhaupt noch etwas zu sagen hatten? Würden sie Gesprächsthemen finden oder peinlich schweigen, weil sie gar nicht mehr gewohnt waren, reden zu können, ohne im Sekundentakt von zwei Minimenschen unterbrochen zu werden? Sie konnten. Und wie. Es sprudelte nur so aus ihnen heraus. Zumindest zeitweise. Denn Madame musste sich gerade im ersten Teil der 8,5 km langen Wanderung ordentlich konzentrieren. Es ging mehr als steil über teils unbefestigte steinige Stufen am Hang entlang nach unten. Und ihr leidgeprüfter Lofoten-Knöchel machte leider immer noch ein paar Mätzchen. So verzichtetete sie zum Wohle des Knöchels auf Multitasking und ließ das Reden Reden sein. Vielleicht auch zur Freude Monsieurs. Wir wissen es nicht. Und werden es wohl nie erfahren. Der Gentleman schweigt. Körpertechnisch schwieg Madame weniger - diese Tour war richtig anspruchsvoll. 600 Höhenmeter runter, 600 rauf. Aufs Neue wurde gekeucht, geschwitzt und gestöhnt. Madame hätte sich schönere Situationen für diese Geräuschkulisse vorstellen können. Hätte hätte Fahrradkette sie doch einfach Monsieur geschnappt und wäre mit ihm ganz gediegen in ein Café gegangen. Egal - Zähne zusammenbeißen und durch! Und nachdem eine traurige Minimadame am Telefon war, die ihre Mama ganz furchtbar vermisste, flog Madame förmlich die verbliebenen Höhenmeter hinauf (natürlich im roten Bereich...) und erreichten das Ziel eine Stunde früher als angegeben. Tschakka! Und bei der anschließenden Familienzusammenführung am Strand war dann auch bei Minimadame wieder alles paletti!

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13.11.2021

Steinreich

Der Tag begann früh. Wie immer hier auf La Gomera. Angesichts  des beruhigenden Meeresrauschens direkt nebenan würde man anderes vermuten. Aber zwischen das sanfte Wellenwogen mischt sich leider ab 3h30, spätestens 4h lauthalses Kikeriki...es müssen hunderte Hähne sein, die sich da jeden Morgen den Wettkampf ums lauteste Schreien liefern. La Gomera sucht den Superhahn. Und wir sitzen in der Jury. Ohne Gage. Das muss man erstmal verkraften! Verkraften musste man auch das anstrengende Programm des gestrigen Tages (wobei sich Monsieur und Madame nicht sicher sind, wer mehr geschwitzt hat - sie oder die Großeltern!) - deshalb war heute Action-Sparflamme angesagt. Ab zum Strand. Zumindest für den faulen Teil der Gruppe (Schwesterherz und Herrpapa fröhnten zu zweit dem Wandern...). Am playa de caleta waren die Sandkörner so groß wie Straußeneier und die Wellen so hoch, dass gut und gerne ein Surferfilm hätte gedreht werden können. Baden Fehlanzeige. Ein bisschen am Wasser stehen und sich die Beine bespülen lassen das höchste der Gefühle (außer Monsieur - der schwamm todesmutig zwischen den Wellen umher). Der Weg zurück zur Strandmatte glich einer Wanderung über riesige Felsbrocken und dauerte gefühlt einen halben Tagesmarsch. Den Marsch nach Hause traten dann alle mit Steinsouvenirs in den Taschen am frühen Nachmittag an - genug Steine...äh Strand für heute!

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14.11.2021

Auf dem Bauernhof ist der Teufel los


Diese Finca ist uns allen mittlerweile sehr ans Herz gewachsen - nicht nur die beiden Stubentiger Gris und Findus machen es so heimelig, sondern auch die vielen Räume, die auf verschiedenen Ebenen verwinkelt verteilt sind. Dadurch hat man immer wieder einen neuen Blick auf die Dinge - wie Madame gestern Abend. Das zweite Badezimmer befindet sich in der oberen Etage. Komplett verglast. Mit Meerblick. Nach Anbruch der Dunkelheit konnte man wunderbar die umliegenden beleuchteten Häuser beobachten. Oder beobachtet werden! Vielleicht saß Madame nächtens noch nie auf diesem stillen Örtchen, denn es war ihr bisher nicht aufgefallen, dass der Nachbar direkte Sicht auf den heiligen Pott hatte! Etwas unwohl fühlte man sich schon, so ganz auf dem Präsentiertellerchen...und irgendwie schienen hier alle den gleichen Innenarchitekten beauftragt zu haben. Diese Lampen. Verdammt ähnlich zu den eigenen im Ferienhaus. Und dieser Nachbar....Moment mal. Der sah haargenau aus wie Herrpapa. Fast vom Klo gefallen wäre Madame als ihr klar wurde, dass es die hauseigene Küche war, die sich im Eckfenster spiegelte. Das aber nur mal so am Rande...keine Randnotiz war das Ziel des heutigen Tages. Das war ein Highlight! Vor allem für Minimadame. Im Burro Parque haben sich Brigitte und Bernd ihren persönlichen Lebenstraum erfüllt. Vor über 20 Jahren von Magdeburg nach La Gomera ausgewandert, nach und nach immer mehr Parzellen Land dazugekauft und ein Kleinod für Mensch und Tier geschaffen. Auf einer riesigen Fläche leben zig Hühner, 3 Schweine, 9 Esel, 22 Katzen, 6 Schafe und ein Strauß. Dazu ein Gästehaus für Urlauber und tropische Früchte soweit das Auge reicht - Kakis, Tamarillos, Erdbeerguaven, Passionsfrüchte, Carambolen, Kai Äpfel, Orangen, Zitronen, Zuckerrohr, Surinamkirschen - einige davon nie gehört, geschweige denn probiert. Die Betreiber versorgen sich nahezu selbst und beliefern den hiesigen Bio-Laden (jaaa, genau der, in den Schwesterherz hätte einziehen können!) mit Früchten und frischen Eiern. Neben unfassbar vielen Geschichten (Brigitte und Bernd waren mehr als redselig und sehr unterhaltsam) durften die Tiere gefüttert und als absoluter Hauptgewinn auch Esel Tinka geritten werden. Wir hatten große Mühe, Minimadame vom Rücken dieses Tieres wieder herunterzukriegen (in ihrer Sturheit steht sie den grauen Vierbeinern in nichts nach!). Tja, das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pfer...äh Esel.

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15.11.2021

In den Nebelwäldern

Erste Aktion des heutigen Tages - Konfetti werfen, Ständchen singen, Kuchen anschneiden! Jawohl, Monsieur feierte heute Geburtstag...den letzten vor der großen 4. Fürs Geschenke-Auspacken opferten sich ganz uneigennützig die Minimenschen. Wobei sich die kindliche Freude über die neue Espressokanne (jahaaa, die, die Madame in der Spülküche in Finnland vergaß) samt dazugehöriger Edelstahltasse deutlich in Grenzen hielt. Die Socken (gaaanz genau - Socken gehen immer. Für Monsieur gab es Happy Socks...unbezahlte Werbung!) waren wenigstens schön bunt. Ein buntes Programm hatten wir dann für den Nachmittag geplant - schlappe 5,2 km nur bergab. Aber das mit der ganzen Baggage...wir starteten auf dem Gipfel und spazierten zu Beginn noch sehr beschwingt durch die Nebelwälder La Gomeras. Die Wälder hier machen ihrem Ruf alle Ehre - oftmals wabern ganz plötzlich Nebelschwaden durch Kiefern, Lorbeer und Eukalyptus. Die Bäume sind meist bewachsen mit eigentümlichen Moosen und Flechten und erinnern mit ihrem Bewuchs und Form irgendwie an die Yogis im Patsaspuisto Skulpturenpark in Finnland. Minimadame ließ sich ein weiteres Mal tragen - kein Wunder. War sie doch in der letzten Nacht 3 Stunden wach und bestaunte zu fortgeschrittener Stunde den Sternenhimmel auf dem Eiland vom Garten aus. Mit Madame. Der Tags drauf natürlich ebenso viel Schlaf fehlte. Da waren die guten 5 km mit 15 kg schwerer Minimadame auf dem Rücken doch ein Klacks! Motiviert wurden alle durch den Gedanken an das Ziel samt Restaurant. Das...geschlossen hatte (ein Hoch auf Google. Haha!) Uaaaaahhh. Das entspricht ungefähr der Vorfreude auf eine neue Frisur und dann schneidet der Tierarzt von gegenüber die Haarpracht. Lange Gesichter auf ganzer Linie. Während nun also Monsieur und Herrpapa die guten 5 km zurück auf den Parkplatz nach oben hechteten, vertrieb sich der Rest der Truppe die Zeit mit...frieren (es war arschkalt!). Und Knabbern an den letzten Crackern. Aber keine zu großen Stücke. Dann halten sie länger. Nach knapp 2 Stunden stieg man endlich ins warme Auto, düste zurück zur Finca und Fraumama kochte in Windeseile Pasta per tutti! Buon Appetito. Welch ein Geburtstag!

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16.11.2021

Walfang

Das heutige Erlebnis legten wir in die Hände von...Tina. Was auch sonst! Denn mit tina excursions ging es heute auf Walfang. Ein weiteres Mal tuckerte die gesammelte Mannschaft in einer guten Stunde quer über die Insel des ewigen Frühlings nach Valle gran rey. Hier startete um Punkt 11h (da mussten sich mit der ausgedehnten Frühstückszeremonie diesmal alle ganz schön ranhalten) das whale watching! Auf den Lofoten wegen des miserablen Wetters erst gar nicht gebucht, wagten wir heute samt Minimenschen unser Glück und hofften auf zahlreiche Meeresbewohner. Das Glück war uns wohlgesonnen - ca. 3 Seemeilen von der Küste entfernt trafen wir auf eine größere Gruppe Grindwale. Muttertiere mit Babys. Hach wie schön! Das war wirklich etwas ganz Besonderes. Wie anmutig diese Tiere (eigentlich gehören sie nicht zu den Walen, sondern den Delfinen) durchs Wasser glitten - einfach zauberhaft. Sangria (und zuckersüßer Apfelsaft) sowie Häppchen gab's gratis dazu. Was will man meer...

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17.11.2021

Einatmen. Ausatmen.

Das war Madames Mantra für den heutigen Tag. Und den bisherigen auch. Irgendwie. So viel Großfamilie muss man erstmal verkraften. Die Blog-Schnelligkeit (Schneckentempo mit angezogener Handbremse und eingelegtem Rückwärtsgang) verdeutlicht recht gut, dass mehr babysitterfähige Menschen nicht gleich mehr Zeit für die eigene Wenigkeit bedeuten. Heute ließen wir uns überhaupt nicht hetzen und planten einen kompletten Tag nur fürs Packen ein - morgen hieß es nämlich bereits wieder Abschied nehmen von unserer schönen Finca und La Gomera. Ein kleines Dreier-Gespann, bestehend aus Schwesterherz, Mininichte und Herrnpapa, absolvierten noch eine kleine Wanderung, der Rest igelte sich im Übergangsheim ein, packte zusammen, räumte auf, rückte Möbel wieder an die richtige Stelle, füllte ein letztes Mal das Wundermaschinchen mit klebriger Wäsche, schwang den Staubsauger, schmuste noch mal ausgiebig mit Findus und Gris...ein wenig Abschiedsstimmung lag in der Luft. Madame wird diese Finca vermissen. Außer der Ameisenschei...kacka. Einatmen. Ausatmen.

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