
Sanna, Peter, Oskar & Ida
Heidweiler
November 2021
La Gomera & El Hierro
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18.11.2021
Time to say goodbye
Geschäftige Betriebsamkeit. Und das am frühen Morgen. Der Tag der Abreise war gekommen. Ob in jedem Abschiedsstimmung herrschte? Hmmmm...so sicher war sich Madame da nicht. Die letzten 2 Wochen Urlaub mit der Großfamilie war ein Experiment. Geglückt. Aber Hand aufs Herz - jetzt benötigten alle erstmal ihren Alltag in den gewohnten Strukturen wieder...bis sie dahin kamen, brauchte es aber für die einen erstmal Mietauto, Fähre, Taxi, Flugzeug, Taxi. Für die anderen Mietauto, Fähre, Fähre, Mietauto. Denn vier verreisten weiter und machten Inselhopping. Nachdem nun alle Wäsche gewaschen, gepackt, verstaut, alle Koffer zugequetscht waren, alle Mülltüten entsorgt, alle Ameisenkacka weggesaugt war, verließen wir unsere wunderschöne Finca im Örtchen Lepe an der gomerischen Nord-Ostküste gen San Sebastian, um die Fähre zurück nach Teneriffa zu nehmen. Gut, dass wir ausnahmsweise überpünktlich waren (Schwiepa machte mächtig Dampf), denn das Fährchen startete gute 10 Minuten vor der eigentlichen Abfahrtszeit. Am Zielhafen trennten sich dann die Wege der Familie - die einen entschwanden mit dem Großraumtaxi gen Aeroporto, die restlichen Vier schlugen sich 5 Stunden um die Ohren, bis die nächste Fähre nach El Hierro ablegte (jahaaaa, hier geht es hin!). War aber so gar kein Problem - nettes Restaurant gefunden, in dem nicht nur gegessen, sondern auch die Koffer abgestellt werden durften und danach ab zum Strand. Hier verging die Zeit wie im Flug und schneller als man Hamsterbacke sagen konnte, musste man sich zu Fuß und genau 9 Gepäckstücken wieder auf den Weg zum Fährhafen machen. Nach schlappen 2,5 Stunden legte man in El Hierro an einem Minihafen an, der so groß war als wäre er einer Polly Poket- Spiellandschaft entsprungen. Raus aus der Fähre, rein ins Mietauto. Und ab nach...ja, wohin eigentlich? Die netten Vermieter sprachen nur Spanisch (hier auf El Hierro spricht im Grunde keiner Englisch). Schwesterherz telefonierte kurz vor der Verabschiedung in Teneriffa noch schnell mit Marisol und klärte die wichtigsten Fragen. Weil das Casa Rural Casa & Monte wohl nur schlecht zu finden sei, sollten auf dem Weg dorthin ihre zwei Söhne zu uns stoßen, denen wir folgen sollten. Das klappte auch wie am Schnürchen - aber je enger die Gässchen wurden, je steiler man in die Berge ins Nichts fuhr, desto mulmiger wurde Madame. Die hätten uns auch sonstwo hinlotsen und die lebensnotwendigen Tip Toi Bücher, Siku Baumaschinen und Schleich Einhörner (jahaaa, die mit den Muscheln auf dem Popo) stehlen können! Und einer der Brüder war Ivan - hieß so nicht der Bösewicht in einem der James Bond Filme, in Stirb langsam, Mad Max oder Terminator!? Ganz sicher. Hasta la vista, Baby...



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19.11.2021
Bake to the roots
Okay okay, Ivan und sein Bruder waren ganz anständige Kerle. Haben uns wunderbar und sicher zur Finca geleitet und wollten obendrein auch kein Trinkgeld. Unsere Finca hier ist ebenfalls ganz zauberhaft - ein Kleinod inmitten der Berge auf 700 Metern. Was sich deutlich an den Temperaturen bemerkbar macht! Das Häuschen ist eiskalt. Und verfügt selbstverständlich über keine Heizung. Hurra! Dann macht man sich eben warme Gedanken. Oder schläft wie Madame einfach im 4-Schichten-Zwiebellook. Die Finca selbst besteht aus 2 Häuschen, die durch ein großes Glasdach verbunden sind und dadurch sehr luftig wirken. Eingebettet ist das Feriendomizil in ein wunderschönes Außengelände mit Eukalyptusbäumen, Orangen- und Zitronenbäumchen. Zum Verweilen laden unzählige kleine Sitzmöglichkeiten ein und in der Gartenküche kann fleißig gegrillt und gebruzelt werden. Wenn man denn dann das Essen auch vorbereiten kann...in der Küche finden sich zwar drölfzillionen Gläser, Tässchen und Teller, 8 Salzstreuer, 14 Schnapsgläschen, Ausstechförmchen und Spiegeleiformer für die Pfanne, aber genau 1 Schneidebrett und ein stumpfes Messer. Ein Sieb, Wasserkocher oder Sparschäler sucht man hier vergeblich. Bake to the roots also. Das spiegelt sich auch in der Einrichtung wieder - überall viel rustikales Holz, schwere Ledersessel, alte Fliesenböden, tausende Kissen und Deckchen, Trockenblümchen, Wandbilder, Porzellanfigürchen, kleine Details, viel Nippes, aber auch Nützliches. Wie beispielsweise Zeitschriften (der Verbrauch als Eltern ist da ja immens!) - sogar deutschsprachige Literatur findet sich. Mensch, Angela sieht aber richtig gut aus im "Stern". Und Rita Süssmuth...Moment mal, ist die nicht schon verstorben? Tja, wenn die Zeitschrift vor über 10 Jahren erschienen ist...aber das war noch gar nichts! Bei der bunten Leselektüre präsentiert sich das Architectural digest mit las casas mas bellas del mundo - von 1992! Aber ganz ehrlich - dieser Stil könnte heute genau so wieder in den Wohnzeitschriften angepriesen werden...an dieser Stelle hört man Fraumamas leises Triumphieren - ihre "Schöner Wohnen" liegen bereits seit Mitte der 80er Jahre im Keller und warten darauf, bis sie aus ihnen Kunst macht! Für Kunst hatten wir heute nichts ürbig - ab in den nächsten Supermarkt. Immerhin haben wir das Obst kunstvoll im Tonkorb drappiert. Jeder fängt mal klein an!







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20.11.2021
Home sweet home
Wir haben Erholungsbedarf. Eindeutig. Keiner will nur einen Schritt tun (maximal bis zur Toilette oder zum Kühlschrank). Deshalb gönnten wir uns heute einen weiteren Tag in der wirklich zauberhaften Finca hier auf El Hierro. Auf dieser Insel leben nur gute 11.000 Menschen (und ist mit 25.000 Besuchern im Jahr nur wenig touristisch), Verbrechen (hier kennt eben jeder jeden und so schnell kommt man einfach nicht weg...) und Corona sucht man eher wie die Nadel im Heuhaufen. Die kleinste der kanarischen Inseln ist wie ihre großen Schwestern durch Vulkanausbrüche entstanden und präsentiert durch die vielen Lava-Felder eine für uns ganz neuartige Landschaft. Auch in unserem Domizil gibt es für uns alle hinter jedem Eckchen Neues zu entdecken...diese wunderbaren, getrockneten Blütenstände des riesigen Eukalyptusbaums beispielsweise - da werden Pferdekoppeln gebaut, Turm-Bau-Meisterschaften ausgetragen oder einfach nur an den Eukalyptusblättern geschnuppert. Schnuppi wurde übrigens das obligatorische Kätzchen getauft, das immer mal wieder zu einem Kurzbesuch vorbeischaut. An der gekochten Essensmenge erkennt man übrigens, dass wir noch ganz andere Portionsgrößen gewohnt sind...fast seltsam fühlt es sich manchmal an, weil es so still und ruhig ist. Der Kuchen mit hauseigenen Zitronen war dann aber ratzeputz weg - auch ohne 6 weitere Esser! Yummie...












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21.11.2021
Am Ende der Welt 2.0
Raus aus der Komfortzone. Rein ins Mietauto (mit Klimaanlage - ein bisschen Komfort muss sein!). Diese Faulenzerei der letzten 2 Tage musste dringend ein Ende haben! Und zwar das westlichste Ende. Ha! Denn heute fuhren wir in einer knappen Stunde an das Ende der Welt. Ganz genau. Als man noch davon ausging, die Welt sei eine Scheibe, glaubte man, dass El Hierro das Ende der Welt darstellen würde. Und nach dem Ende der Welt 1.0 (Nordkap im September) gab es heute die Fortsetzung. Die, wie so oft, nicht ganz an das Original heranreichte...was vielleicht auch daran lag, dass das Nordkap eine wochenlange Anreise und ein Darauf-Hinarbeiten...ähhh Fahren war. Hier war der halbe Globus (zu mehr hat es anscheinend nicht gereicht...) eben in einer knappen Stunde erreicht. Die es aber fahrtechnisch in sich hatte - die Straßen genauso eng und kurvig am Abgrund entlang wie in Norwegen, dafür aber ohne jegliche Leitplanken. Wie gut, dass Monsieur beim Mietauto-Abholen versehentlich nur sich selbst als Fahrer angab! Vor dem Ende der Welt besuchten wir in der Nähe einen wunderschönen alten Leuchtturm (erbaut 1933), der bis 1992 noch bewohnt war und dessen Leuchtfeuer manuell gezündet wurde. Heute übernimmt das die moderne Technik. Bestaunt werden konnte er leider nur von außen. Von innen konnten wir dann aber eine Lava-Höhle durchwandern. Mit immerhin 400 Metern ist die faro de Orchilla eine recht lange Höhle, deren Zugang in einem Lava-Feld über einige ungesicherte Stufen erfolgt. Auch in der Höhle sucht man sich den Weg mit Taschenlampen selbst. Gut, wenn die Stirnlampe in der Finca liegt. Besser, wenn zumindest die Handys dabei sind. Trotz fast leerem Akku konnte die Höhle hin- und zurück mit Licht durchwandert werden. Wirklich ein Erlebnis. Auf allen Lava-Feldern gibt es unzählige tunnelartige Gänge in unterschiedlichster Größe. Die typischen Formationen des Lava-Flusses haben bis heute noch fast überall Bestand. Bestand hat eben auch jener halber Globus, zu dem wir anschließend wanderten. Schlappe 1,4 km. Jahaa, aber mit jeweils 1 Kind auf den Schultern, weil beide keinen Bock mehr auf nix hatten. Der Hinweg ging leicht bergab, der Rückweg dann bekanntermaßen nicht mehr. Madame erreichte keuchend das Mietauto und war um weitere 5 cm geschrumpft (nun also offiziell Zwergengröße!). Und als sei das noch nicht genug, fuhren die bösen, egoistischen Eltern noch nach El Sabinar weiter - wo wunderschöne, uralte, knorrige Wachholderbäume zu bestaunen waren, die sich zunächst aufrecht entwickelten, sich dann aber dem Wind anpassten und horizontal weiter wuchsen. Vertikal war dann das Motto von Minimonsieur - früh aufgestanden hielt er auf der Rückfahrt der Anziehungskraft der Augenlider einfach nicht mehr Stand...zzzzzz.
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Und by the way...das war unser 100ster Post. Yippie!



















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22.11.2021
Das große Krabbeln
Herrschte in der Finca auf La Gomera noch Ameisenalarm, sind es hier die Tausendfüßler. Verteilen sich nicht nur zu Hunderten (Tausend sind es wohl noch nicht...) um die Finca herum, sondern auch darin - Toilette, Waschbecken, sogar der Backofen ist nicht sicher vor den kleinen Krabblern. Die gefundenen Exemplare werden übrigens von Tierretterin Minimadame höchstpersönlich in eine Auffangstation zwischen den Lilien gebracht. Da man von diesen Füßlern nicht satt wird (selbst, wenn sie aus dem Ofen kommen...den kleinen Kerl haben wir leider erst bemerkt, als wir den Zitronenkuchen aus dem Rohr holten. Hei ei ei!), fuhr Monsieur mal eben schnell noch zum Micro-Supermarkt von Maria. Mal eben schnell dauerte und dauerte...und dauerte. Nach einer halben Ewigkeit erschien er dann endlich mit gefüllten Taschen - in seinem besten Spanisch (nämlich gar nichts!) kaufte er bei Maria Obst und Gemüse direkt an der Theke. Das setzt natürlich voraus, dass man das, was man kaufen möchte, auch benennen kann. Hat dann doch irgendwie geklappt. Und die Stimmung in dem Laden? Bombig! Da wurden Schwätzchen gehalten, wild gestikuliert, gelacht und sich amüsiert. Und Monsieur? Der bekam gratis noch Restaurant-Tipps von Maria persönlich aufnotiert - trotz ellenlanger Schlange an der Kasse. Also wenn das kein Service ist!
-Kopie.jpg)





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23.11.2021
Das Ende der Welt 3.0
Aller guten Dinge sind DREI. Zumindest am Ende. Unseren Enden. Heute fanden wir uns nach knapp 40-minütiger Fahrt (mit norwegischem Gegenverkehr) in La Restinga am südlichsten Punkt Europas wieder. Diese Enden nehmen auf El Hierro kein Ende! Wenn schon, denn schon. Auch der südlichste Zipfel wollte besucht sein. Das 600 Seelendorf ist DAS Taucherparadies schlechthin - deshalb gibt es hier wahrscheinlich mehr Ferienapartments und Restaurants als in New York. Nach ein wenig Sightseeing am Hafen und kleinem Bad im Hafenbecken enternten wir das angeblich beste Restaurant des Städtchens - im El Refugio gab es für die Minimenschen Papas Frittas, tagesfrischen Fang für Monsieur (nein...nicht die Kellnerin. Es war ein Alfonso - ein nördlicher Schleimkopf) und für Madame den gegrillten Queso. Mal wieder. Aller guten Dinge sind wohl auch beim Käse drei. Und wieder geräuchert. Immerhin gab es diesmal Honig dazu. Der überdeckte zumindest ein wenig das Raucharoma. Auch hier gratis - Katzenbesuch am Tisch. Für die Minimenschen ein Riesenspaß. Für die Kellner weniger. Spaß hatten heute alle. Traumhaftes Wetter, tolle Aussicht - hier hat sogar der kleinste Minimarkt in hinterster Reihe unbezahlbaren Meerblick. What a feeling...














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24.11.2021
Neptuns Reich
Warum gibt es trotz fast nicht vorhandenem Regen auf El Hierro eine ausgedehnte Flora? Dank des häufigen Nebels (nein, nicht der des Grauens, sondern der des Nord-Ost-Passats), der sich als Tröpfchen niederschlägt! Logisch. Das merken wir auch am hauseigenen Glasdach, an dem die Tropfen täglich neue Wasserstraßen bilden.
Um dieses Naturphänomen rankt sich eine sagenumwobene Legende - der heilige Baum Garoé der Ureinwohner El Hierros, der durch seine hohe Lage in den Bergen beständig Luftfeuchtigkeit aus den tiefhängenden Wolken in seinen Zweigen und Blättern kondensiert, soll selbst in großen Dürrezeiten die Ureinwohner mit ausreichend Wasser versorgt haben. Der Ur-Baum wurde 1610 durch einen Sturm entwurzelt und 1945 durch einen Stinklorbeer ersetzt, der aber mit 7 Metern Höhe ebenfalls sehr eindrucksvoll ist und mit Moos, Farnen und Flechten bewachsen sehr eigentümlich aussieht.
In den wassergefüllten Tümpeln um den Baum herum tummeln sich jede Menge Kaulquappen im Nass.
Nass wurde es auch am nächsten Zielort - das Meerwasserbecken am pozo de las calcosas. El Hierro ist das El Dorado der Meerwasserbecken - auf der nur 265 km² großen Insel gibt es 7 große natürliche Becken. Entstanden, als sich heiße Lava ins Meer ergoss und so ein abgeschlossenes System fernab der Brandung und Strömung herstellte. Das ist wie ein Infinitypool. Nur mit Salzwasser. Aber ohne Whirlpool. Trotzdem unglaublich faszinierend. Den Weg hinab zum pozo de las calcosas führte über sehr steile Treppen, die leider auf dem Rückweg wieder hochgeschwitzt werden mussten. Unten angekommen empfing uns zunächst ein übergrößer Neptun, ein Werk des Künstlers Rubén Armiche, der den Meeresriesen aus recycelten Materialien erschuf. Wunderschön! Und während Madame so an diesem traumhaften Meerwasserpool saß und sich die Sonne auf den Bauch schienen ließ, durchzuckte sie es plötzlich wie ein Blitz. Herrje - in genau 1 Monat ist Heiligabend! Und das am Palmenstrand bei 25 Grad. Auf der Rückfahrt dann ganz laut white christmas gesungen. Weihnachten kann kommen!





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25.11.2021
Gammeltag
Heute ist Gammeltag. Jeder kennt diese Tage. Laaanges Ausschlafen. Läääängeres Kuscheln. Frühstück um 11h. Frühestens. Und den Tag vor sich hinplätschern lassen. Hingeplätschert hat heute vor allem eins - der Regen! Jahaaa, es gibt ihn doch, hier auf den Kanaren. El Hierro macht uns den Abschied leichter und bereitete uns mit diesem windigen, trüben, nassen Wetterchen auf die Temperaturen im kalten Deutschland vor. Brrrr...angesichts der tristen Aussichten in der Heimat (Wetter und Corona) möchte man am Flughafen einfach noch mal den Zielort ändern und noch weiter in die Ferne reisen. Übermorgen ist es nämlich soweit - wir heben wieder ab gen good old germany. Bis dahin müssen unbedingt noch alle Essensvorräte aufgebraucht werden. Eine Herausforderung. Da werden noch schnell Waffeln oder Pfannkuchen gebacken, in die Tomatensoße haut man einfach mal noch Frischkäse und Senf rein (und hofft, dass es die Minimenschen nicht herausschmecken), der Naturjoghurt wird mit Marmelade gesüßt und als Nachtisch gibt's Schlagsahne. Pur!
Dafür, dass die Minimenschen heute so gar nicht ausgelastet waren, schliefen sie immerhin vor 21h ein. Und jetzt noch was zum Knabbern für die Großen und den Abend ausklingen lassen. Hhmmm...im Kühlschrank liegt noch eine Lauchstange. Die müsste noch weg. Das wär doch mal was ganz anderes. Und morgen hat man auch noch was davon. So rein geschmackstechnisch. Ich mein' ja bloß...

