
Sanna, Peter, Oskar & Ida
Heidweiler
Sommer 2024
Schweden
08
30.7.2024
SUP
Die Fleischkringel verfolgten Madame letzte Nacht im Traum. Geschmückt mit herrlich buntem Blumenmuster rückten sie Madame unbarmherzig auf die Pelle. Im wahrsten Sinne des Wortes! Höchste Zeit, um den Kringeln (und damit sind leider keine Zuckerkringel gemeint!) den Kampf anzusagen. Wie praktisch, dass man sich entschied, einen weiteren Tag an diesem wunderschönen See zu verbringen. Viel Zeit also, ordentlich weit zu laufen. Einige wissen ja, dass Madame sich, wohl im Zustand völliger geistiger Umnachtung, bereits im Januar für einen Halbmarathon angemeldet hatte. Herrje! Und dann kam ihr im Frühjahr ein weiterer kleiner Muskelfaserriss dazwischen (den ersten gab es im Sommer 2023 als Madame dachte, sie müsse der Minimadame zeigen, wie man ein Rad schlägt...hei ei ei). Und nun hängt sie im Training Lichtjahre hinterher. Und so lief sie...10km auf der Straße entlang. Dafür, dass Sveden so flach sein soll, hatte dieser olle Schotterweg Steigungen vorzuweisen, da hätte Chris O'Donnell in Vertical Limit alt ausgesehen. Nach jeder Kuppe völlige Begeisterung ob des nächsten Gefälles. Und dann die Ernüchterung beim Gedanken daran, dass einem dasselbe Schicksal auf dem Rückweg ja noch einmal ereilte. Dafür war der Weg traumhaft - man lief durch ein Meer aus Blau- und Preiselbeeren (leider wieder ohne Beeren), Ginster, Klee, Gänsedisteln, Schafgarbe, Farn und Margheriten. Und plötzlich schnatterten neben einem ein ganzer Schwarm Kanadagänse und 2 Rehe liefen aufgeschreckt in den nahen Wald zurück. Die Ruhe wurde nur von dem Rauschen des Baches und der im leichten Wind wehenden Blätter der Birken durchbrochen. Und von insgesamt 3 PKWs, deren Fahrer stets freundlich grüßten, insgeheim aber dachten, was die verrückte Touristin hier gerade machte... Eine mürrisch dreinschauende Fußgängerin, mit Leine, aber ohne Hund, kam auf halber Strecke entgegen. Wahrscheinlich war der Vierbeiner von einem Bären gefressen worden. Mürrisch schaute Madame dann irgendwann selbst - mit zunehmender Sonne und Schweiß kamen die Fliegen. Nicht viele. Aber die paar wenigen Exemplare hatten wirklich Durchhaltevermögen! Wahrscheinlich wollten sie Madame einfach nur antreiben und die Pace erhöhen. Hat irgendwie nicht geklappt. Auf 10km waren es dann doch 80min. Selbst Madames 76-jähriger Vater schafft diese Distanz in nur 64min. Aber ganz ehrlich - das ist sowas von Fleischwurst! Manchmal ist es eben gar nicht so einfach, seinen eigenen Rhythmus zu finden und sich nicht an dem der Außenwelt anpassen zu wollen. Die etwas mürrische Svedin querte übrigens ein zweites Mal den Weg und am Ende der Leine baumelte keine Luft, sondern tatsächlich ein Hund. Ein Chihuahua-Pekinese. Oder so etwas Ähnliches. Gut. Bären gab es also mal nicht hier. Dann konnte der eigentliche Hauptact des heutigen Tages ja ohne Zwischenfälle stattfinden. Um die Mittagszeit zwängte man sich erneut ins hautenge Pressdress und verließ den vollen Platz (übrigens mit 99% deutschen Urlaubern!) mit ordentlich Proviant im Gepäck. Ziel - eine SUP-Tour durch die weit verzweigte Seenlandschaft direkt um das Camp herum. Zu schaffen machte der Mannschaft eigentlich nur extremer Gegenwind. Aber im richtigen Takt und gleichem Rhythmus kam man tatsächlich richtig schnell voran. Man muss nur aufeinander achten. Wie so oft im Leben. Es war ein unfassbar toller Ausflug, bei dem vor allem der Minimonsieur paddelte wie ein Weltmeister. Eine der insgesamt drei Pausen verbrachten die Pellwürste sogar an einem Sandstrand. Svedise Premiere! 11km später erreichte eine leicht erschöpfte, aber mehr als glückliche Neopren-Mannschaft wohlbehalten das Camp-Ufer. Was für ein söööner Tag in Sveden!
P.S. Und wisst ihr was? Madame wird ihren Halbmarathon laufen. In ihrem Rhythmus. Egal, wie lange es dauern wird.
P.P.S. Sie könnte ja mal unverbindlich bei den Organisatoren anfragen, ob sie 11km der Strecke mit dem SUP-Board (Stand-Up-Paddle, you know?!) auf der Queich zurücklegen kann! Heute hatte es ja mit der Streckenaufteilung super geklappt. HAHA.








09
31.7.2024
Ich glaub, mich knutscht ein Elch
22h30. Die Minimenschen sind gerade ins Land der Träume umgezogen. Zeit, einen kleinen Blick in den Spiegel zu werfen. Nee, ganz bestimmt nicht, um neue Falten zu bestaunen (der Womo-Spiegel ist ganz besonders fies...zum Glück ist Madame so klein, dass sie sich nur sieht, wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellt! Einen Vorteil muss die Zwergengröße ja haben!), sondern den Blick zurück in den Spiegel der Vergangenheit- auf einen weiteren ganz wunderbaren Tag hier in Sveden!
Nach der gestrigen wirklich anstrengenden SUP-Tour entschied man sich, noch gemütlicher als sonst in den Tag zu starten, sprich Aufbruch an Flötemarkens Vildcamp gegen 12h. Der einspurige Schotterweg erinnerte eindeutig an die Straßen Finnlands, die vorbeiziehenden Birken- und Nadelwälder ebenfalls. Und immer wieder die im Sonnenlicht glitzernden Seen, die nur darauf warteten, Badegäste zu empfangen. Empfangen haben uns dann erst einmal Elche! Keine Minute später hätten wir auf der Dalslands Moose Ranch in Ed ankommen dürfen. Betreten des Kassenhäuschens um 13h01, Fütterungszeit der stattlichen Tiere um 13h! Perfektes Timing. Hier durften sich wirklich alle Besucher an riesigen Ästen bedienen, die Tiere füttern und sogar streicheln. Bereits in Norwegen sah man diese Hirschart für viel Geld im Arctic Zoo, aber ihnen so nah zu sein, löste sowohl bei den Mini- als auch den Maximenschen große Begeisterung aus! Begeisterung lösten übrigens nach dem letzten Supermarkteinkauf Linsen- und Maiswaffeln im Pizza-Flavor aus! Und da das Brot eh aus war, wurden zusätzlich noch ca. Zehnhundertausendmillionen Waffelpackungen in den Einkaufswagen befördert. An dieser Stelle sei aber gesagt- alles Gluten- und Fettfreie nutzt nichts, wenn Zucker dran ist. Madame legte dann für sich eine Packung Mais-Chia-Waffeln mit dazu. Geschmacksrichtung - Luft mit knirschendem Sand. Lekka. Man muss es sich nur schön reden. Den angesteuerten Campingplatz an einem See (was auch sonst?!), musste man sich nicht schön reden. Alles wunderbar, nur einfach viele Menschen. Und wieder hört man überall nur deutsche Wortfetzen umherwirbeln. Was überhaupt nicht stört, aber wieder einmal merken wir, dass wir für unsere Womo-Touren die Einsamkeit vorziehen. Was schwierig werden könnte - alle kleinen Plätze sind bis auf Weiteres ausgebucht und oft wissen wir gar nicht so genau, wo es uns überhaupt am nächsten Tag hintreibt. Ähnlich wie in Finnland gibt es vor allem wunderschöne Natur wie Seen und Wälder. Die großen Highlights wie in Norwegen (Preikestolen, Trolltunga, Geiranger Fjord....) sucht man nicht vergebens, aber sind deutlicher rarer. Was allerdings einen großen Vorteil hat - man hetzt nicht von einem Ort zum anderen, sondern entschleunigt und kann sich treiben lassen. Besser kann es eigentlich nicht sein, oder?






10
1.8.2024
Ein Jahrzehnt
Der Minimonsieur ist unser Fuchs - gewitzt, mit allen Wassern gewaschen und rotes Fell dazu. Monsieur ist der Luchs - so rein hörtechnisch. Der vernimmt sogar das Pupsen eines Eichhorns im Nachbarland. Und letzte Nacht das Schnarchens des niederländischen Platznachbarns. So sehr sich Madame auch anstrengte - erfolglos auf ganzer Linie. Durch ihren Tinnitus ziehen sämtliche fiepsende, rauschende oder surrende Geräusche ausnahmslos den Kürzeren. Sie ist eben ein Oktopus - gänzlich ohne Gehör. Gehört hat aber sogar Madame so Einiges auf dem Vammerviken Campingplatz, soll heißen - viel Jubel, Trubel, Heiterkeit. Und man beschloss kurzerhand, abzureisen und einen sööönen Badplats zu ergattern. Im 1,5 Stunden entfernten Östra Taneken wurde man fündig! Ein privater Stellplats vor einer Scheune direkt neben dem Haus des Eigentümers (der war gerade auf Heimatbesuch in der Schweiz)...ohhh jaaaa! So hatte sich das Madame vorgestellt - fantastisches Grundstück mit feinem feinem feinem Svedenhaus samt Gästehäuschen dahinter, eine Herde Schafe in direkter Nachbarschaft, nur ein paar Minuten zum See mit eigenem Badesteg und Grillplätzchen. Dort verbrachte man seine Zeit mit SUP, Schwimmen, Lesen, Ruhen und beschloss diesen herrlichen Sommardag in Sveden mit einem Grillgelage. Es könnte Schlimmeres geben zum 10.Hochzeitstag, oder?!





11
2.8.2024
Ein Tag am See
Mehr Worte braucht es heute nicht.





12
3.8.2024
Camembert zu verschenken
Selbst auf dem entlegendsten Fleckchen Erde ist man heutzutage zumindest rudimentär mit dem World Wide Web verbunden und so sorgt bei Madame die Plattform nebenan.de per E-Mail-Benachrichtigung regelmäßig für heitere Minuten. Egal, ob Marianne einen Camembert zu verschenken hat, der ihr nicht schmeckt, Lisa Hilfe beim Coin Tracking benötigt (was auch immer das sein soll!) oder Günther übrig gebliebene Thrombosespritzen, Haltbarkeit bis April 2025, an den Mann oder die Frau bringen möchte. Manchmal ist die moderne Vernetzung aber auch ein Fluch. Wenn man sie braucht. Sie aber nicht funktioniert. Sprich, wenn die App Park4night Serverprobleme hat und keiner der Millionen Nutzer in der Lage ist, eine kostengünstige und zudem schöne Bleibe für die nächste Nacht zu finden. Zugegeben - das passierte seit unserer ersten Nutzung der App im Sommer 2021 das erste Mal - Park4night sei verziehen. Dennoch tippte sich Monsieur die Finger wund, um einen geeigneten Übernachtungsplatz zu finden. Denn heute verließ die gesamte Mannschaft mehr als erholt den wunderbar einsamen Stellplatz im "schweizerischen" Sveden in der Nähe des zauberhaften Sees Rinnen, um weiter gen Nord-Osten zu tingeln. Und an dieser Stelle profitierten insbesondere alle Campingplatzbetreiber, die über eine offizielle Homepage verfügten, denn alles andere war ja über Park4night nicht mehr zu finden. Man landete schließlich im gut 2 Stunden entfernten Hällefors auf dem Sörälgens Camping. Der Betreiber - auch hier ein Schweizer, der sich seit genau 2 Monaten Svede nennen darf. Ein wirklich schöner Platz direkt am See (was auch sonst?!), an dem man einen weiteren sehr entschleunigten und erholsamen Nachmittag verbrachte. Was nicht das Schlechteste war - nochmals Kraft tanken für die Nacht...denn bereits beim Abendessen klagte Minimadame über Kopfschmerzen und die Temperaturanzeige auf dem Thermometer stieg immer höher...
13
4.8.2024
Gamla-Dag
Madames Kopf fühlte sich so an als hätte sie letzte Nacht zu lange gefeiert. Spät wurde es - das stimmt. Allerdings fehlten eindeutig Häppchen, Cocktails und Partymucke! Trotz des allseits beliebten Nurofen-Saftes wollte sich der so sehnlichst herbeigwünschte Gesundheits-Schlaf nicht einstellen. Minimadame schnarchte so laut wie ein Walross. Das hörte selbst die Oktopus-Madame und raufte sich die Haare (ach deshalb hat sie kaum noch welche auf dem Kopf). Spätestens, als Minimadame morgens um 2h eine Stunde lang an der Haut von Madames Ellenbogen knibbelte, pulte, zog, petzte und kniff (sie nennt es übrigens nuggeln), um wieder in den Schlaf zu finden. Völlig übernächtigt entschied sich Madame am Morgen für das einzig Richtige - eine Laufsession. Warum? Sie hat nicht den blassesten Schimmer. Vielleicht, weil ihr Monsieur versicherte, es gäbe einen hervorragenden flachen Weg direkt am See entlang, ohne jede Gefahr des Verlaufens. Während er Madame ungefähr 100 mal die korrekte Wegführung zeigte, konnte er sich ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen. Und auf Madames Aussage, sie könne heute ja aus Jux und Dollerei einfach mal 20km laufen, kam nur - "Ja klar. Wenn du dich verläufst und den Umweg miteinrechnest, kommst du bestimmt auf 20km!" Ja. Ich dich auch! Eigentlich müsste Madame an dieser Stelle Stillschweigen bewahren, aber uneigentlich steht sie würdevoll dazu - den Weg hat sie fast fehlerfrei gefunden. Es dauerte allerdings nur ganze 6 Minuten, bis sie sich das erste (und einzige Mal!) verlief. Danach zeigte sie der Laufstrecke, wer der Herr im Hause war und kam nach guten 13km wohlbehalten wieder am Campingplatz an. Den man heute aufgrund des minimadam'schen Infektes noch nicht verließ und sich die Zeit mit ganz viel Nichtstun vertrieb. Ein Gamla-Dag eben. Nur bei den Marmeladenbroten ließ man sich nicht lumpen. Karo ist Trumpf. Klaro, oder?

14
5.8.2024
Reist du noch oder lebst du schon?
Die Tage hier in Sveden gleichen sich zwar nicht wie ein Ei dem anderen, aber sie ähneln sich doch ziemlich stark. Das ist man von den bisherigen Reisen irgendwie nicht gewöhnt... Hier gibt es Seen und Badestege wie Reiskörner in China und das will genutzt werden. Seele baumeln lassen, stilles Wasser beobachten, trotz der Temperaturen ab ins kalte Nass. Hier gilt wie immer im Leben - der Sprung ins kalte Wasser fühlt sich nicht wärmer an, wenn man später springt. Also los! Und Madame springt - ohne Neopren. Das Dresspress und die mitgelieferten Kringel bleiben ab sofort im Schrank! Mit Schrank assoziiert sie dieser Tage übrigens stets den netten Herrn aus dem IKEA-Land, der immer so neugierig fragt, ob man noch wohnt oder schon leben würde...tja, wir leben hier gerade. Ganz eindeutig. Danke für diesen wundervoll entspannten und obendrein fieberfreien Tag. TACK!

