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Sommer 2025

Pyrenäen

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01

07.7.2025

So ein Käse

Wer hat an der Uhr gedreht?
Ist es wirklich schon so spät?
Stimmt es, dass es sein muss, ist für heute wirklich Schluss?!


Mais non! Naturalement geht es gerade erst so richtig los! Auch wenn Madame beinahe vergessen hätte, dass wieder Blog-Zeit ist...hei ei ei. Die Erkenntnis traf sie ganz plötzlich mitten auf der regennassen Autobahn. Jawohl. Sie rollen wieder. Wie ein runder Laib Käse purzeln sie gen Urlaubsziel. Nein. Kein Parmigiano Reggiano, auch kein Appenzeller und schon gar kein Cheddar. Dieses Jahr war uns mehr nach einem sahnigen Camembert, dazu ein wenig würziger Roquefort und zur Krönung ein cremiger Comté....oh la la! Es geht nach La Belle France! Allerdings so weit im Süden, dass als Dessert vielleicht sogar noch ein Stückchen Manchego kredenzt wird. Um mal so im Käsethema zu bleiben. Die madam'sche Liebe zum Essen hat sich seit der letzten Tour übrigens kein bisschen verändert. Höchstens die zunehmende Unfähigkeit, Kalorien adäquat wieder aus dem Körper zu katapultieren bevor sie sich an Hüfte, Po und Bauch geklebt haben wie Atomkraftgegner in den Achtzigern auf den Straßen vor sämtlichen Meilern. Welcome Wechseljahre. Monsieur rollt an dieser Stelle synchron mit beiden Augen und gibt wieder einmal seinen ultimativen Tipp zum Besten - einfach weniger Kalorien verputzen als der Körper verbraucht. Jepp. Ab sofort neben Intervallfasten also auch noch Low Carb, Paleo, Clean Eating, Rohkost und Mond-Diät. Am Ende soll Madame wohl noch als Frutarier enden. No. Nicht avec mir! Schließlich lebt Madame in den nächsten Wochen wie eine Göttin in Frankreich, n'est-ce pas?! Kulinarisch kann man von so einem Reisetag allerdings nicht viel erwarten...keine Tarte au Citron, kein Croissant, kein Baguette, kein Fromage und schon gar keine luftige Mousse au Chocolat. Dafür Regen in Dauerschleife und einmal mehr die wunderbare Aussicht auf drölfzillionen LKWs aus allen europäischen Ländern. Immerhin klappen les Français das Autobahn-Trottoir spätestens gegen 20h hoch und so konnte der vollbepackte Käselaib aus der Pfalz völlig gemütlich zum ersten Übernachtungsplatz der Saison rollen. Aber mon Dieu! Die letzte Zufahrtsstraße dorthin war komplett gesperrt. Monsieur reagierte geistesgegenwärtig und lotste Madame zu einem Parkplatz direkt neben einem Outdoor-Fitnesspark. Was zum heiligen Guglhupf will er ihr damit sagen?!

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02

08.7.2025

La Dolce Via

So friedlich dieser Übernachtungsplatz in Thise, einem Vorort von Besançon auch war, nachts herrschte Krieg. Madame kämpfte erneut mit ihrem Schlafgemach. Diesmal konnte es nicht an Minimadame gelegen haben, denn die nächtigt mittlerweile zusammen mit dem Minimonsieur im Hubbett...so ändern sich die Dinge.
Manches ändert sich aber auch nie - so wie Madames Alptrauma mit ihrem rollenden Schlafgemach. Man kann auch nicht behaupten Monsieur wäre daran schuld, denn trotz seiner Größenausmaße verhält er sich des Nächtens ungefähr so wie eine Sardine, die seit dem Säuglingsalter ihr Dasein in einer zum Bersten gefüllten Konserve fristet. Manchmal überprüft Madame morgens, ob er überhaupt noch atmet, so wenig wie er sich in den Stunden zuvor bewegt hat. Dass Madame einmal mehr so eine gruselige Nacht hinter sich hatte, liegt einzig und allein an der Tatsache, dass die Matratze so dick ist wie eine Scheibe feinsten italienischen Carpaccios und man nach überstandener Nacht eine 5-stündige Fangobehandlung zur Linderung aller Verspannungen bräuchte.
Aber - der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Es kann also nur besser werden. Deutlich besser wurde auch das Wetter - der Regen tröpfelte nur noch ab und zu vom Himmel und so verließ man bestens gelaunt den Übernachtungsplatz. Ohne trainiert zu haben. Auch wenn Minimadame ihrem älteren Ich sehr klar zu verstehen gab - "Mama, du musst auch auf den Fitnessparcour. Du musst abnehmen." Ja, manchmal ist der Grat zwischen Fit- und Fettness ein sehr schmaler. Auf diesen unerhört ehrlichen Kindermund erstmal zur nächstgelegenen Boulangerie. Gratis zur Brotbestellung dazu - jede Menge Schweiß und Herzklopfen. Madames Französischkenntnisse sind trotz 9-jähriger Lernphase im Gymnasium (Jahaaaaa...26 Jahre her. Ich bin entsetzt!) auf die Größe einer Erbse geschrumpft. Da hätte sie auch auf Mandarin ihr Baguette bestellen können. Immerhin musste man wenig später an der Autobahnmautstelle nicht sprechen, nur ein My verstehen. Das geht Madame glücklicherweise noch leicht von der Hand. Zum Verhängnis wurden ihr da allerdings wieder einmal ihre Zwergenmaße. Um den Ticketknopf oder den Kreditkartenschlitz zu erreichen, musste sie sich nicht nur abschnallen, sondern so weit aus dem Fahrzeugfenster hinausbeugen, dass Monsieur sich mit aller Kraft an ihren Beinen festklammerte, um einen spektakulären Sturz Madames auf den schönen französischen Beton zu verhinden. Von solch kleineren Zwischenfällen abgesehen verlief diese zweite Etappe wie ein cremiger Picandou. Smoother Verkehr soweit das Auge reichte. Allein die Metropolregion um Lyon bildete da eine Ausnahme. So zogen die wirklich trostlosen Industrie-Banlieues etwas weniger schnell an einem vorüber. Schade, dass man an den unzähligen Feldern mit tausenden Sonnenblumen und den Landschaften aus Heuballen die Zeit nicht anhalten konnte. Aber irgendwann wollte man ja auch mal ankommen - heutiges Ziel "La Dolce Via" in St.Laurent du Pape. Das konnte doch nur gut werden. War es dann auch. Die angrenzende Straße vielleicht ein bisschen zu laut, aber der ganz in der Nähe gelegene L'Eyrieux bot ein schönes kieseliges Flussbett mit kleiner Abkühlung. Genau der richtige Tagesabsccluss. La Dolce Via eben.

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03

9.7.2025

Sur le pont d'Avignon

Wer davon ausgeht, La Dolce Via wäre nur Friede, Freude, Eierkuchen, der hat eindeutig zu oft die Schwarzwaldklinik konsumiert.
Denn als Monsieur gestern nach seiner abendlichen Joggingrunde das Mobil erreichte, musste nach dem harmonischen Tag dringend noch ein wenig Action her - aber bitte doch. Auf seinem Weg lag eine abgezäunte Weide, die zwar über ein Gatter verfügte, aber mit keinerlei Hinweisschildern aufwartete. Monsieur setzte seinen Weg fort, um wenig später von 3 Schäferhunden gestellt zu werden. Schluck. Madame wäre an dieser Stelle ohne Zutun der Vierbeiner bereits tot umgefallen (wie gut, dass sie nicht joggen war!). Monsieur tat wohl das einzig Richtige - er erstarrte zur Salzsäule und rief in bestem Französisch "Hallo". Kurze Zeit später erlöste ihn der Besitzer und Monsieur trat endgültig den Heimweg an. Heimwärts geht es für die Mannschaft aber noch lange nicht, denn die Pyrenäen sind nach wie vor einige Stündchen entfernt. Fast zum Greifen nahe (1 gute Stunde Fahrzeit) lag aber eines DER Wahrzeichen Frankreichs, für dessen Besuch sich ein kleiner Umweg lohnte...der Pont du Gare. Besser bekannt als Protagonist des Liedes "Sur le pont d'Avignon", vertont von Mireille Mathieu bis Jaques Brel (Ok. Das hat Madame erfunden. Die Mathieu hat es aber tatsächlich gesungen!). Sowohl Monsieur als auch Madame haben diese Sehenswürdigkeit nahe Avignon vor Drölfzillionen Jahren als Kinder besucht. Das ist so lange her, dass man damals noch ganz oben herumspazieren durfte. Incroyable! Heute sieht das alles ein bisschen anders aus - flaniert wird nur noch auf der untersten Etage mit ausreichender Mauerbegrenzung. Dafür gibt es mittlerweile aber ein großes, sehr luftiges Info-Center in Fußnähe zum Aquädukt, bestückt mit Museum, Kino, Shop und Bar mit viel zu teurem Glace - 3€ die Kugel. Ohne uns. Schließlich kostete das Parkticket schon 9€. Dafür gab es aber das Bauwerk selbst gratis. Unzählige Badefreudige und Kanuten säumten die Ufer der Ardèche und boten ein farbenfrohes Bild an diesem strahlenden, wolkenlosen Sommertag.
Nach einem wirklich kurzen Zwischenstopp schwang man sich wieder ins Mobil...denn - la Mer wartete auf uns! In gut 2,5 Stunden sollten wir Sainte Marie erreichen. Was Dank wenig Verkehr und fast durchgängigen 3 Fahrspuren wunderbar gelang. Am Morgen noch kontrollierte Monsieur gespannt die Google Maps-Vorausschau, denn bis gestern waren große Teile der Autobahn bei Norbonne wegen schwerer Brände gesperrt. Wie groß das zerstörerische Ausmaß wirklich war, zeigte sich uns knappe 2 Stunden später. Östlich und westlich der Autobahn blickten uns auf einer Strecke von 4km ausnahmslos verkohlte, in Schwarz und Grau gehüllt Hügel, verbrannte Sträucher, Bäume und Hecken entgegen. Dazwischen immer wieder Häuseransammlungen, bei denen man ganz deutlich sah, wie verzweifelt die Anwohner um den Erhalt ihres Zuhauses gekämpft haben mussten! Dieses Bild der Verwüstung würde wohl alle Betrachter sprachlos machen und tief betroffen zurücklassen. Denn die eigentlich zauberhafte Landschaft besticht hier vor allem durch ihre kleinen Bergdörfer mit ausnahmlos naturbelassenen kleinen Steinhäusern, häufig mit dunkel getünchten Klappläden, die sich wunderbar harmonisch in die sanft geschwungenen Hügel der südfranzösischen Regionen einfügen und nur durch einen markanten Kirchturm, einem Monoliten ähnlich, überthront werden. Ein etwas anderes Bild präsentierte dann die Zielregion direkt an der Mittelmeerküste nahe Perpignon - eine südländische Bettenburg par excellence! Ferienhäuser, Mobile Homes, Campingsplätze und Hotelanlagen so weit das Auge reichte. Oh la la wurde da etwas geboten! Go Kart- Bahn, Monster Truck-Verleih, Vergnügungspark mit Riesenrad, Dirt-Bahn und unzählige Badeparks mit überdimensionierten Wasserrutschen reihten sich aneinander wie chinesische Touristen in der Besucherschlange vor Neuschwanstein. Was uns wohl in unserem Feriendomizil "Camping Le Palais De La Mer" für die nächsten 3 Tage erwarten würde?! Une petite surprise, c'est certain!

04

10.7.2025

Remmidemmirummel

Das "Le Palais De La Mer" machte seinem Namen alle Ehre. Bei der gestrigen Ankunft am Nachmittag empfing uns der ****Campingplatz als erstes mit 2 ausgedehnten Pool-Landschaften direkt hinter der Einfahrtsschranke. Das Meer war ab diesem Zeitpunkt für die Minimenschen zweitrangig geworden. Sehr zum Leidwesen Monsieurs, der sich lieber in die wilden Wellen des Mittelmeeres gestürzt hätte. Zugegeben - beide Pools, inmitten dutzender Palmen, Strelitzien und Bananenstauden gelegen, waren nicht nur äußerst gepflegt, sondern mit viel Kreativität umgesetzt - von 3 verschiedenen Rutschen über einen Whirlpool, Kleinkindbereich mit Springbrunnen und einem großen Pool für die Sportlichen war eigentlich alles dabei. Wie immer gratis dazu - der obligatorische Kiosk mit klebrigem Eis, fettig-ausgebackenen Churros und süßen Softgetränken zu überteuerten Preisen.
Der Weg zum Übernachtungsplatz war dicht gesäumt von prächtig blühenden Oleandern, Eukalyptusbäumen mit feinem Duft, Rosmarinsträuchern, Zypressen, Bambus, Pampasgras und Olivenbäumchen. Dadurch entstand sofort eine ganz heimelige, gemütliche Atmosphäre. Die dichte Bepflanzung hat aber nicht nur ästhetische, sondern vor allem klimatische Gründe. Bereits ab dem Vormittag wird man hier nämlich getoastet wie die halben Hinkel beim Hühnerfred. Wer da keinen ausreichenden Sonnenschutz in 10 Liter-Behältnissen mit sich führt, ist bis zur Mittagszeit so rot wie ein Feuermelder, um sich spätestens 2 Tage nach dem Sonnengebruzzel zu schuppen wie eine Seebrasse in einer 3-Sterne-Küche. Geschuppt wurde bisher nichts, nur gesteppt. Vom Bären. Gelandet ist man hier nämlich in einem Robinson-Club für Camper. Bienvenue im Remmidemmirummel also. Und zwar vom Feinsten - neben den 2 Poollandschaften erfreut sich der Clubcamper am Jungle Parc mit 6 (in Worten SECHS!) Hüpfburgen, einem Spielplatz, Kindertombola, mehrfach täglicher Animation, Massagestudio, Mini-Club, 2 Fitnessstudios (natürlich getrennt nach Cardio und Kraft) sowie einem Drölfzillionen m² großen Streichelzoo mit Ziegen, Hühnern, Alpakas, Pfauen, Dromedaren, Kamelen, Pferden, Ponys und Eseln. Also da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt! Noch verrückter wäre er wohl abends zu vorgerrückter Stunde geworden - Karaoke-Zeit! Eigentlich mag Madame Karaoke, uneigentlich eigentlich nur bei Menschen, die des Trällerns einigermaßen mächtig sind. Und was da heute Abend bis zur Geisterstunde betrieben wurde, grenzte wirklich an Körperverletzung. Die Ohren fingen an, sich langsam aufzulösen und das noch Lichtjahre vom Ort des Grauens, sprich an der Poolbar, entfernt. Bis auf Aladins "A whole new world" und das "Let it go" der Eiskönigin konnten sowohl Monsieur als auch Madame beim besten Willen kein einziges Lied erkennen. Manch mutiger Sänger brüllte derart schlimm ins Mikrofon, dass die arme Elsa mit sofortiger Wirkung Arendelle verlässt, um im Süden kein Eis mehr zu zaubern, sondern Bikinis zu verkaufen. Wer weiß - vielleicht treffen wir sie morgen persönlich bei der Karaoke... Hoffentlich übernimmt sie dann das Mikrofon und lässt es um Himmels Willen nie wieder los!

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05

11.7.2025

Maskottchen-Spektakel

Let's get in shape! Und zwar Punkt 8h am Morgen. Im Pool. Ein Stündchen ganz in Ruhe ein paar Runden drehen während sich der Rest der Robinson-Urlauber nach durchzechter Music-Club-Night noch in den Federn wälzt...Ernüchterung macht sich breit. Madame ist ein weiteres Mal hereingefallen. Auf die andere Zeitrechnung, die hier in den südlichen Gefilden gilt! Pool geöffnet ab 9h30. Echt jetzt?! Hatte sie nicht gestern Abend 7h30 gelesen? Ein Wunschtraum wie ihr scheint. Hätte hätte Mettbulette sie mal genauer hingeschaut. Dann also ab ins Meer und eine Runde Nixe gespielt. Erfrischend war es allemal. Die Abkühlung wurde nach Öffnung naturalement auch im Pool nachgeholt...da war zwar ordentlich was los im kühlen Nass, aber wie von Zauberhand warteten jedes Mal freie Liegen darauf, von unseren Handtüchern belegt zu werden. Hier wohl kein Sechser im Lotto, denn anders als die Deutschen (#klischee) legt im Süden keiner früh morgens einen Sprint hin, um rechtzeitig vor allen anderen Urlaubern die besten Liegen zu reservieren! Und wer eine Poolpause einlegt, nimmt sein Handtuch auch wieder mit und macht Platz für die nächsten Planscher. Sehr sehr angenehm!
Angenehm war dann auch der für den Abend reservierte Tisch im Restaurant. Madame hatte den Tisch am Nachmittag klar gemacht - auf Französisch. BÄM! Zum Kaputtlachen ist aber wohl ihr Sprachmix aus Französisch, Englisch und Deutsch. Frandenglitsch, oder was?! Die Stimmung war aber auch ohne Versprecher bestens...saß man doch nach einem Wechsel von der Bar (jahaaaa, auch das hatte Madame irgendwie verständlich machen können!) direkt am Pool. Yahoo! Essen dauerte seeehr lange. So gegen 21h30 wurde dann die Hauptspeise serviert. Gratis dazu - das Spectacle des enfants! Heiliger Bim Bam, das war ja fast noch schlimmer als die Karaoken-Katastrophe von gestern. Spätestens als Mikey, Minnie und Donald als lebensgroße Maskottchen den Pool stürmten und alle Kinder mit ihnen zusammen 'Baby Shark' anstimmten, wünschte sich Madame blonde Haare, ein blaues Glitzerkleid und ein Schloss im hohen Norden! Und zwar tout de suite, wenn ihr versteht!

06

12.7.2025

Ein Gewitter, bitte!

Die nächtliche Schwüle stand im Mobil. Trotz geöffneter Fenster war kein einziger Windhauch zu spüren. Obwohl Madame schlief wie Gott sie schuf (#zuvielinformation), wälzte sie sich hitzig schlaflos umher. Und das lag eindeutig nicht an den Wechseljahren! Die Luft war zum Schneiden. So dick, dass man ein elektrisches Sägemesser gebraucht hätte, um sie zu zerteilen. Genau wie den kauintensiven Rinderbraten, den Oma immer an Weihnachten servierte. Zeitweise fühlte sich Madame in dieser Nacht wie eine Stubenfliege - kam sie der Spanplattenvertäfelung zu nahe, klebte sie kurzerhand daran fest wie die Fliegen an diesen herausziehbaren Fängern, die Madames Mutter früher in ihrer Küche aufzuhängen pflegte. Die Joggingrunde am Strand entlang trug einem dem Tagesmotto angepassten Namen. 'La Marinade' - ja. Madame zog heute in ihrer eigenen Marinade vor sich hin. Auch das Anziehen des Badeanzugs gelang nur in Zeitlupe und unter größtem Kraftaufwand. An dieser Stelle möchte Madame unbedingt an die GUTEBUTTER erinnern, die sie schon viel zu lange nicht mehr erwähnt hat. Hach ja - die GUTEBUTTER. Die müsste man sich heute auf die Haut schmieren, dann würde das Badedress in Nullkommanix wie eine Eins sitzen. Und dazu noch ein bisschen Meersalz. Pas de problème! Einfach rein ins erfrischende Mittelmeer. Das heute tatsächlich schon wieder verlassen wurde. Au revoir Küste, Bienvenue dans les Pyrénées! Die schrillbunten Club-Armänder konnten nun auch getrost von den Handgelenken entfernt werden und völlig frei und sorglos checkte man exakt um 12h01 im 'Le Palais De La Mer ' aus. Anscheinend vermisste uns die Küste jetzt schon und verabschiedete die gesamte Mannschaft mit jeder Menge Himmelstränen. Zu diesem Zeitpunkt ahnte keiner der Vieren, was ihnen wenig später bevorstehen würde... Der Regen entwickelte sich in den Pyrenäen zu einem ausgewachsenen Unwetter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen. Und jeder, der schon einmal in den Bergen unterwegs war weiß, wie schnell so eine extreme Wettersituation gefährlich werden kann. Schnell. Sehr schnell. Rasend schnell. Der Himmel öffnete all seine Pforten und hastdusienichtgesehen schossen aus allen möglichen Regenrinnen, Straßenkanälen, Seitenwegen, Felshängen unglaubliche Massen an Wasser. Den ersten Stopp legte man eigentlich nur aufgrund der Reiseübelkeit des Minimonsieurs ein, um kurz darauf weiterzufahren. Gekommen ist man genau bis zum Ende des nächsten Dorfes. In Bélesta ging nichts mehr! Die Straße verwandelte sich innerhalb kürzester Zeit in einen reißenden Fluss und als das Wohnmobil ebenfalls unterspült wurde, brachen bei Madame alle Dämme! Ihr ging, um es mal ganz deutlich zu sagen, der Allerwerteste auf Grundeis. Vor ihrem geistigen Auge sah sie bereits das gesamte Gefährt den Hang hinunterstürzen und alle in den Fluten ertrinken. So viel Angst hatte sie zuletzt bei ihrer Seeadler-Safari auf den Lofoten (die geneigte Leserschaft erinnert sich) - damals war sie fest davon überzeugt, ihr letztes Stündlein habe geschlagen. Und Monsieur? Ha, der Fels in der Brandung hatte ordentlich Spaß und behielt wie immer die Nerven. Wie macht er das nur? Stoisch, völlig gelassen und souverän wendete er irgendwann das Gefährt (nachdem mehrere entgegenkommende PKW-Fahrer zu verstehen gegeben hatten, dass die Straße in unserer Richtung aufgrund starker Überschwemmungen nicht passierbar war!) und fuhr die gesamte Mannschaft sicher durch überschwemmte Straßen, vorbei an eingestürzten Mauern und kleineren Geröllabgängen an den Pyrenäenrand zurück. Aber nicht, um zuvor noch ein kleinen Regentanz auf der Fahrbahn darzubieten. In orangefarbener Regenjacke und Badehose. Dieser Kerl! Man kann ihn einfach nur lieben, n'est-ce pas?! Aber während Madame diese Zeilen hier schreibt, schaut sich Monsieur völlig amüsiert in immer wieder kehrender Schleife ein Video an, das Madame als Beweis während des Unwetters erstellte. Darauf hört man sie in völliger grammatischer Umnachtung (Denken und Angst sind wie Anchovis und Käsekuchen...die passen einfach nicht zusammen) und sehr angespannter Stimmlage nur sagen - "Scheiße, Peter. Ist das eine Brücke? Was, wenn die wegschwemmt?!"
Humor ist, wenn man tränenreich einfach mitlacht. Danke, mein Held!

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