
Sanna, Peter, Oskar & Ida
Heidweiler
Sommer 2023
Slowakei
08
1.8.2023
​
Happy
​
Tja, was soll man über diesen Tag schon groß schreiben?! Auch mal schön, wenn so wenig passiert, dass Madame in ihrem Oberstübchen nicht sonderlich nach fantastischen Worthülsen suchen muss. Hülsen gab es eigentlich nur in Form von getrockneten Linsen aus dem wirklich herrlich sortiertem Lidl! Absolut ein Besuch wert! Da gab es sogar gefriergetrocknete Erdbeerscheiben zum Sonderpreis. Madame und die Minimenschen würden die ja kiloweise verputzen, wenn die zu hause nicht ein halbes Vermögen kostenwürden! Und dann auch nicht immer verfügbar. Frau H.L. aus Hausnummer 6 kann ein Lied davon singen. Vielleicht bringt Madame als Urlaubspräsente dieses Mal einfach Erdbeerscheiben mit. Ein weit weniger günstiges Geschenk erhielt Madame heute von Monsieur - ihr Handy hat doch tatsächlich keinen Kopfhöreranschluss mehr und da dachte sich der gute Mann, dass eine Bluetooth-Lösung hermusste. Hat auch alles super funktioniert. Bis dem Minimonsieur eines der Dingerchen während der Fahrt herunterfiel und es in einem klitzekleinen Schacht hinter die Holz...ähh Pressspanplatten-Verkleidung rutschte. Yeah! Kurze Zeit später erfuhr man dann über Umwege, dass die Freiheitshöhle, die heute besucht werden sollte, wegen Erneuerung der Elektrik bis Ende des Jahres geschlossen ist. Aha! Wäre bei dem Schmuddelwedda das perfekte Programm gewesen! Gut, dann halt noch ab in ein riesiges Einkaufszentrum, da ist es auch trocken und warm. Es beherbergte ungefähr so viele Geschäfte wie ein Ameisenhaufen im Regenwald. Hier erstand man dann voller Hoffnung einen USB-Stick und andere technische Kleinigkeiten, mit denen man den Laptop reparieren wollte. Hat nicht geklappt. Deshalb wird diese Tour erst nach unserer Rückkehr zu lesen sein. Lesen wird er hoffentlich eins - HAPPY 9. HOCHZEITSTAG, BESTER MONSIEUR EVER!
09
2.08.2023
Åœtrbskè Pleso
​
Gestern erreichte man in strömendem Regen den Campingplatz in Tatranská Åœtrba. Gelegen inmitten der hohen Tatra, dem kleinsten Hochgebirge der Welt, und hervorragender Ausgangspunkt für die heutige Wanderung. Der Wettergott hielt Wort und schickte Sonnenschein und blauen Himmel durchzogen mit einigen Wölkchen. Perfektes Ausflugswetter. Vom Campingplatz aus waren es nur einige Hundert Meter bis zum Bahnhof. Von dort aus fuhr eine Zahnradbahn bis zum Åœtrbské Pleso (sprich Sträbke Pläso), DEM See schlechthin in der hohen Tatra. Schon im völlig überfüllten Bähnlein hielten Madame und Monsieur innerlich den Atem an...und das lag nicht nur an der stickigen Luft. Heute müssten sie stark sein. So menschenmassenmäßig. Auf 1435m angekommen wurden alle Befürchtungen getoppt - mehr Busse und Autos als Pakete im größten Amazon-Verteilerzentrum weltweit. Die Umgebung des Sees bestand aus einem einzigen Parkplatz, Massen an Buden mit Souvenirs, Kuscheltieren, Eiscreme und weiteren kulinarischen Entgleisungen. Neben einigen Hotels und Restaurants konnte man in einer Vielzahl an Sportgeschäften noch die nötige Ausrüstung erwerben. Klar, das macht man stets direkt vor Wanderstart. Wie durch ein Wunder schleuste man die Minimenschen vorbei an Süßem, Kitsch und Glitzerklimbim und fand sich wenig später mit hunderten anderen Pilgern auf dem Weg zum nächst höher gelegenen See. Ein wenig erinnerte der Aufstieg an den Preikestolen. Viele große Steine, durchzogen mit teils hohen Stufen. Und Menschen Menschen Menschen. Schön ist irgendwie anders. Schön war dann aber tatsächlich der deutlich kleinere Popradské Pleso auf knapp 1500m. Auf einer Sonnenterrasse wurde erstmal die bisher geschaffte Strecke (immerhin 6,5 km von insgesamt 13km!) kulinarisch gefeiert - mit Schnitzel, Gulasch, Bäähmischen Knäädeln und...tatatataaa! Germknödel mit Mohn und Blaubeerfüllung. Der musste sein, auch wenn Madame dafür mindestens 10 Jahre Zuckerbuße tun muss. Und als sie sah, wie der nette Herr an der Essensausgabe live vor ihren Augen ca.tausendmillionen Liter flüssige GUTEBUTTER liebevoll über den Knödel goss, war es vollends um sie geschehen! Innerlich frohlockend und jauchzend schwebte sie trotz zentnerschwerer Kalorien auf dem Tablett zum Tisch zurück und bereute keine Sekunde, sich für diesen süßen, buttrigen, fluffig-leichten Knödel entschieden zu haben. Sie war im GUTEBUTTERHimmel! Irgendwann hatte dieses Knödelchen, das übrigens die Ausmaße eines Frisbees hatte, die komplette Butter aufgesogen. Hmmmm...nur nichts vergeuden! Keine große Zeit vergeudet wurde dann auf dem Rückweg - weil man eine Route abseits der Hauptwege wählte, kam man deutlich schneller voran. Und genoss den Weg trotz erhöhter Geschwindigkeit viel intensiver, weil der Wald menschenleer und so wunderbar still war. Und zum Schluss gab es dann auch endlich ein Stück vom Blaubeerglück. Die hohe Tatra besteht gefühlt nur aus Blaubeerbüschen, die aber anscheinend schon alle abgeerntet waren. Hier hingen die Sträucher noch voller Beeren...manchmal lohnt es sich eben, neue Wege zu gehen!





10
3.8.2023
​
Geplatze Träume
​
Die Lidl-Filiale lag direkt auf dem Weg. Nur einmal rechts abbiegen. So viel Zeit musste doch wohl sein, oder?! Madame hatte beim Betreten des Discounters diesen Blick. Diesen Schnäppchen-Blick. Zum Glück waren die Minimenschen und der Monsieur im Mobil geblieben, so konnte er Madame damit nicht aufziehen. Das macht er nämlich immer. Angekommen vor dem Regal der zukünftigen Erdbeer-Gastgeschenke herbe Enttäuschung. Die Augen füllten sich beinahe mit Tränen als Madame realisierte, dass sich der super günstige Sparpreis auf die vermaledeiten Chia-Samen im Fach darunter bezogen! Wie konnte das nur passieren?! Madames Geschenketraum war geplatzt...nun gibt es eben schnöde Chia-Samen als Präsent. Haha! Ein tierisches Präsent sollte es angeblich in Starý Smokovec geben. Laut Aussage eines logorrhoeschen Campers aus dem schönen Schwobeländle streiften dort Braunbären mitten durch die Stadt. Ja klar. Am helllichten Tag. Aha. Im Hause Heidweiler hält man wenig von solch reißerischen Ausflügen, unser Weg zum ersten Zielort führte uns dennoch durch dieses Städtchen. Gesehen haben wir selbstverständlich keinen Bären. Nicht mal den Li-La-Launebär. Brauchten wir auch nicht. Die Stimmung war auch ohne Partytier hervorragend. Nach der gestrigen, mit 13km wirklich sehr langen Wanderung, gab es heute die Gönnung par excellence. Für gar nicht mal so wenig Mäuse erstand man bereits vor 2 Tagen ein Ticket für insgesamt 3 Seilbahnen zum Lomnické Sedlo (Lomnitzer Sattel) auf 2190m. Das Ticket für den Gipfel auf 2214m ließ man aus. Hätte schlappe 200€ gekostet. Äh...nein danke. Der Ausblick vom Sattel war auch wunderschönst! Regenfreie Zeit genutzt, der Nebel verzog sich kurz vor unserer Ankunft über den Wolken und gab den Blick frei auf die hohe Tatra und sogar die Südslowakei. Einfach fantastisch! Einfach unfantastisch sind diese grauenvollen kleinen Buden und Shops, in denen es in rauesten Mengen Kuscheltiere, Nippes, Klimbim und Dinge-die-die-Welt-nicht-braucht gibt. Selbst im Hochgebirge ist man nicht vor ihnen sicher! Nach überstandenem Wir-kaufen-hier-nichts war es nur noch ein kleiner 11km Katzensprung nach Tatranská Kotlina. Übernachtungsplatz mit ganz viel Charme...ein Parkplatz an der Straße. Hurra!





11
4.8.2023
​
[Äff Äff Äff]
​
Die Nacht auf dem minderschönen Parkplatz hatte einen triftigen Grund. So stand man in direkter Nähe zur Belianska Jaskyňa, einer Tropfsteinhöhle im Ort Tatranska Kotlina. Die ganze Umgebung wirkte etwas verschlafen als man abends gegen 18h30 dort ankam. So wagte man es auch, sich parallel auf den Platz zu stellen, um wegen des Gefälles nachts nicht aus dem Bett zu purzeln. Das verschlafene Örtchen entwickelte sich schon ab dem frühen Morgen zu einem regelrechten Ameisenhaufen. Bereits um 7h45 parkte Monsieur mit zwei mehr oder weniger schlafenden Minimenschen das Mobil um und zahlte beim Parkplatzwächter gleich mal die obligatorischen 10€ Parkgebühr. Jaja, bei den Parktickets lassen sich die Slowaken nicht lumpen. Auf jedem noch so kleinen Fleckchen wird man ordentlich zur Kasse gebeten. Und mit dem Mobil wird meist der Tarif für einen ganzen Reisebus fällig. Irgendwie ärgerlich. Das soll es aber nicht gewesen sein. Zu den überteuerten Fahrzeugabstellgebühren kommt dann selbstverständlich noch der Eintritt in die jeweilige Attraktion dazu, plus eine Fotoerlaubnis in Höhe von 10€ (die Summe ist wohl Standard bei allen möglichen Leistungen hier). Außerdem gibt es ja bei Touristenmagneten auch immer ganz wunderbare Zusatzangebote für die Minimenschen - Spielplätze, Hüpfburgen und dergleichen. Deren Benutzung wird dann im halben Stunden abgerechnet. Uff... ganz und gar nicht uff war besagte Tropfsteinhöhle. Die einzige Schauhöhle im Gebiet der hohen Tatra ist der Touristenmagnet schlechthin, jetzt erschloss sich uns auch, warum sich der Parkplatz so schnell füllte wie die Halle bei einem Take That-Konzert in den 90er... Nachdem zunächst noch 800m und eine ordentliche Steigung überwunden werden musste, hielt man tatsächlich schon nach ca.15 min ein Ticket in der Hand (bei Verlassen der Höhle betrug die Menschenschlange an der Kasse in etwa 60m!). Und aufgrund des Andrangs hatte man in der Höhle wohl ein Einsehen und organisierte alle 15min. (nicht wie sonst jede Stunde) eine Führung mit ca.30-40 Leuten. Ohne Führung kam da nämlich keiner rein. Die zu Beginn etwas unspektakuläre Höhle trumpfte dann aber gegen Ende so richtig auf! Wunderschöne Tropfsteinformationen aus Stalagmiten, Stalagtiten und Stalagnaten (hier darf jeder noch mal selbst nachschauen, was am Boden wächst, von der Decke hängt oder sich von beiden Seiten verbindet!). Und als dann im letzten Raum, dem Musiksaal, auch noch wunderschöne Musik erklang (bis vor 50 Jahren fanden dort sogar Konzerte statt), waren die Parkplatzgebühren vergessen. Nicht aber die zwei widerlich stinkenden Dixieklos (für deren Benutzung man nochmals 50 Cent bezahlen durfte!), die nur einen halben Meter vom Eingang des Mobils standen. Man ergriff nach der Rückkehr aus der Höhle deshalb mehr als zügig die Flucht. In Kežmarok wollte man eine kleine kulturelle Zwischenstation einlegen. Die Straßenränder dorthin waren gesäumt von Sinti und Roma, die Blaubeeren und meist Steinpilze in großen Eimern feil hielten. Kurz darauf passierte man ärmliche, heruntergekommene, meist unfertige Bauten, die in ihrer Anzahl fast einen kleinen Vorort ergaben. Das erste Mal zeigte sich die sonst so saubere und aufgeräumte Slowakei von einer ganz anderen Seite...wieder einmal Zeit zum Sich-daran-erinnern, wie gut es einem eigentlich geht. Richtig gut ging es uns dann auch im wunderschönen Altstadtkern Kežmaroks mit der neuen evangelischen Kirche, die weit mehr von einer Moschee hatte als von einem klassischen evangelischen Gotteshaus und die Artikularkirche aus dem Jahre 1717. Madame hätte nicht gedacht, dass sie irgendwann mal diese Worte schreiben würde - aber das war die schönste Kirche, die sie bisher gesehen hat. Ganz aus Holz und nahezu komplett bemalt. Die Decke ein einziger Himmel. Atemberaubend schön! Weniger atemberaubend das Essen. Aber ganz ehrlich - von einem Food Festival kann man nicht viel mehr erwarten - ein [Äff Äff Äff] also (FoodFestivalFehler). Madame und Monsieur sind ein weiteres Mal darauf reingefallen. Aber zum lezten Mal. Versprochen. Deshalb kaufte man unverzüglich (um sich von den Festival-Sünden reinzuwaschen...) in einer familiengeführten Bäckerei noch leckere Plundertaschen mit Mohn- und Walnussfüllung, das erste Dinkelbrot der Slowakei für Madame und einen wirklich lecker aussehenden Teigring, der unglaublich zuckrig dreinblickte. Und sich hinterher als Knoblauchkringel herausstellte. Haha!






12
5.8.2023
​
Weltuntergang
​
Letzte Nacht wütete auf dem Campingplatz am Fluss Dunajec ein heftiges Unwetter. Weltuntergangsstimmung. Es goss in Strömen, auch noch an diesem Morgen. Na toll! Um 11h sollte die gesamte Mannschaft zu einer Rafting-Tour aufbrechen. Den Ausflug konnte mal wohl den Hasen geben. Weit gefehlt, denn um kurz vor 11h hörte es schlagartig auf zu regnen und der Himmel brach auf. Innerhalb kürzester Zeit war es so warm (wir haben dann halt doch Hochsommer!), dass man nicht nur die Regenkleidung, sondern auch weitere Schichten des Zwiebellooks von der Haut schälen konnte. Alle Habseligkeiten wurden in einer großen verschließbaren Tonne untergebracht und bewaffnet mit einem Paddel ging es mit zusätzlicher Ruderin Claudia und Steuermann Mihael los. Auch für die Minimenschen. Auf einer Länge von insgesamt 11km schipperte man auf dem Dunajec entlang, immer in direkter Sichtweite zum Nachbarland Polen, das direkt am anderen Flussufer begann. Durch den starken Regen letzte Nacht führte der Fluss deutlich mehr Wasser und legte noch mal an Tempo zu. Das gefiel vor allem dem Minimonsieur - er und seine Schwester paddelten fleißig mit und freuten sich wie Bolle, wenn Monsieur ordentlich nass gespritzt wurde. Madame und ihre bessere Hälfte freuten sich ganz besonders über die wunderschöne Landschaft. Mittlerweile durchfuhr man den PieniÅ„sky Nationalpark mit dem beeindruckenden Dreikronenberg auf polnischer Seite. Der Fluss schlängelte sich in diesem Gebiet in vielen engen Kurven und nach jeder Biegung ergab sich ein völlig neuer Blick auf den Berg. Unterwegs wurden immer wieder traditionelle Holzflöße überholt, die jeweils 1 Tonne wiegen und für den LKW-Rücktransport zum Ausgangspunkt in Einzelteile zerlegt werden müssen. Direkt an der Grenze Polens war Schluss und man radelte mit gemieteten Drahteseln (fragt an diese Stelle bitte nicht nach Verkehrstauglichkeit!) die 11km nach ÄŒervený Kláštor zurück. Dort angekommen, zog es Monsieur und die Minimenschen erstmal ins campingplatzeigene Schwimmbad. Pro Stunde und Person 5€. Jo. Immerhin war der Kurzausflug nach Polen absolut gratis, denn ca 1km vom Campingplatz entfernt gab es eine Fußgängerbrücke, die beide Länder miteinander verband und so spazierte man kurzerhand hinüber und erstand die auch für die Slowakei typische Gebäckspezialität Trdelník. Eine Art knusprig gebackener Baumkuchen aus Germteig, wahlweise mit Zucker-Zimt, Walnuss, Kokosflocken oder bunten Streuseln. Diese wirklich köstlichen Zuckersünden wurden frisch gebacken und dampften verführerisch. Und waren zu Beginn so heiß, dass Minimadames Fahrradkörbchen als Zwischenlager herhalten musste. Abgekühlt waren sie dann aber im Museum des sogenannten roten Klosters. Bevor dieses eine knappe Stunde später schließen sollte, wollte man unbedingt noch einen Blick auf das Gelände erhaschen. Und das war eine hervorragende Entscheidung. Im weitläufigen Außenglände konnten nicht nur die Baumkuchen verputzt, sondern eine Vielzahl an Heilpflanzen und Kräutern bewundert werden, die im Kloster zu Salben, Tinkturen und Elexieren verarbeitet wurden - von Salbei, Thymian, Calendula, Kapuzinerkresse, wildem Fenchel und Echinacea war eigentlich alles dabei. Das Museum im Innern des Klosters war nicht weniger beeindruckend. Unglaublich schön gemacht, mit besonders viel Liebe zum Detail die Geschichte des Klosters aufgearbeitet, mit Projektionen und Videoinstallationen auch die Minimenschen begeistert, sehr kreativ die Seite des Heilpflanzenanbaus dargestellt (wie z.b. mit einer Riechorgel), einzelne Räumlichkeiten der Mönche originalgetreu wieder aufgebaut und die kleine Kirche wirklich wunderschön restauriert. Prädikat besonders wertvoll und einen Besuch auf jeden Fall wert! Gelohnt hatte sich auch der Besuch des Restaurants auf dem Campingplatz - da gab es nämlich hervorragende traditionelle slowakische Musik von drei Herren in schicken, aufwendig bestickten Hemden gratis dazu. Genau wie ein weiteres schweres Unwetter mit Hagel, Sturmböen und Starkregen. Wie gut, dass noch Wäsche unter der Markise hing. Immerhin war die Luke zu. Und überhaupt - hoffentlich hielt die Markise stand bei diesem zweiten Weltuntergang! Nachdem es am Himmel nur noch blitzte und der Regen eine kurze Pause einlegte, zogen sich Monsieur und Madame kurzerhand die Schuhe aus, schnappten sich jeweils einen Minimenschen und wateten durch knöchelhohes Wasser. Der gesamte Platz stand unter Wasser. Die Wäsche wieder pitschepatschenass, aber die Markise hielt. Na also. Geht doch.






13
6.8.2023
​
Und...Action
Es schmatzte bei jedem einzelnen Schritt. Manchmal blieb der ein oder andere Schuh auch einfach in der Matschepampe stecken und man lief den nächsten Schritt barfuß. Der gesamte Campingplatz stand nach den Unwettern des gestrigen Tages komplett unter Wasser. Ein Glück, dass Monsieur das Mobil heroisch und erfolgreich aus dem schlammigen Untergrund lenkte und man sich nicht festfuhr wie die Leipziger in ihrem VW-Bus gegenüber.
Der Weg führte ab 11h53 (neuer Rekord!) heute weiter nach Osten - die ersten Ortsschilder grüßten zusätzlich auf Kyrillisch. Nächstes Ziel - die Uneso Weltkulturerbe-Stadt Bardejov. Mit einfach wunderschönem Altstadtkern, sagenhafter Ägidius-Basilika, erbaut um 1376 (in der gerade ein Gottesdienst lief, daher keine Fotos von innen...) und ganz zauberhaftem Marktplatz mit eben jener Basilika und einem Schmuckstück der Spätrenaissance, dem historischen Rathaus aus dem Jahre 1511, eingerahmt von schnuckeligen, romantischen kleinen Bürgerhäuschen. Einfach zauberhaft. Ganz zauberhaft war auch das Café Kaviaren, in das man sich vor dem erneuten Regen rettete (beim letzten Regenguss harrte die ganze Mannschaft einfach im Mobil aus). Hier gab es nicht nur eine sehr hippe, durchgestylte und hyggelige Einrichtung, sondern auch fantastische Tartes und Kuchen. Eindeutiger Favorit - die Mohntarte, mit einer zarten Creme, die zum Dahinschmelzen war.
Und als wären das bisher nicht Highlights genug, stolperte man in die nächste Action. Wortwörtlich. Auf dem Rückweg zum Mobil kam man nicht weiter. Straßensperrung wegen Dreharbeiten. Internationale Produktion. Dort wurde bis bis spät in die Nacht Szenen für einen Kriegsfilm gedreht. Auch wenn man sich als deutsche Schaulustige bei einem Streifen über die Deportation von Juden irgendwie seltsam vorkam, war es dennoch äußert spannend, dem Aufnahmeleiter, dem Kameramann und dem Regisseur über die Schulter zu schauen. Geendet hat dieser Tag übrigens dann wieder ohne viel Action. Auf dem Parkplatz eines Waldfreibades. Den hatten wir für uns allein. Es wird wohl ein Rätsel bleiben, warum bei dem Mistwetter keiner baden gehen will. Haha!




14
7.8.2023
​
So ein Zirkus!
​
Unspektakulär beginnende Tage enden meist mit dem größten Zirkus. Man durfte also gespannt sein, welche Show heute wohl noch geboten werden sollte. Die erste Show lieferten sich in Svidnik Karotten, Broccoli, Pilze, Salat und Co. Wer am schönsten strahlte und am besten aussah (wie in Hollywood zählt auch hier nur das junge Gemüse!), fand den Weg in den Einkaufswagen. Die getrockneten Erdbeerscheiben wurden übrigens im Regal zurückgelassen und fristen nun ab sofort mit den Mangoscheiben einsam ihr Dasein. Nahezu einsam sollte es auch am ersten Zielort sein - in Ladomirová stand der Besuch eines UNESCO-Weltkulturerbes auf dem Programm. Die Kirche des Hl.St.Michaels. Die leider verschlossen war. Schaade...Dafür umrundete man wenigstens die von außen schon wunderschöne Kirche, um nach Beendigung des Rundgangs festzustellen, dass ein äußerst freundlicher älterer Herr bereits auf uns wartete. Der Herr der Schlüssel. Er öffnete uns und wir waren beeindruckt. Zu Recht gehört diese Kirche zum Weltkulturerbe! Wunderschöne Ikonenmalereien, ein prunkvoller Altar, alles in Gold getaucht. Der wirklich nette Mann beschenkte die Minimenschen anschließend mit Magneten mit dem Konterfei der Kirche und mit kleinen, in Folie eingeschweißten Ikonenbildchen. Solche Urlaubspräsente gab's auch noch nie. Und obendrauf durften beide noch per Hand die 3 Glocken im Nebengebäude läuten. Fotos waren leider keine erlaubt. Bis, ja bis der Herr die Minimenschen vor den Malereien postierte und dem Monieur hieß, Fotos zu machen. Mit Händen und Füßen natürlich. Eine gemeinsame Sprache gab es nämlich nicht. Und trotzdem verstand man sich. Beim Hinausgehen zeigte er auf das Fotografier- Verbotssschild, schüttelte den Kopf und lachte dabei...das hängt halt da, aber es hält sich eh keiner dran, hätte er bestimmt gesagt. Was für eine wunderschöne Begegnung. Eine zirkusreife Begegnung gab es dann in Bodružal in der St.Nikolaus Holzkirche, ebenfalls ein Unesco-Weltkulturerbe (die Holzkirchen reihen sich im Norden und insbesondere im Osten der Slowakei wie Perlen an einer Schnur auf!). Hier hatte eine mehr als quirlinge Mitsechzigerin ihr Refugium. Wild gestikulierend wurde von jedem Besucher das erforderliche Kleingeld eingesammelt. Auf Slowakisch. Und unabhängig davon, ob man ihre Sprache verstand oder nicht. 8€ Eintritt. Plus Fotoerlaubnis. Versteht sich von selbst. Die hatte es aber in sich. Als die Dame ihren Vortrag in wasserfallähnlicher Geschwindigkeit beendet hatte (parallel lief in Deutsch die gleiche Information über Band), gab es ein Fotoshooting, das seinesgleichen suchte. Magda (Name v.d.Red.geändert) schoss höchstpersönlich. Mit viel Engagement und Leidenschaft. Da wurden die Besucher in die richtige Position gerückt, hier noch mal ein Kopf gedreht, da noch mal eine Hand verschoben, den Minimenschen diese Eucharistie-Klingeln (oder was auch immer das war...) in die Hand gedrückt nd während des Knipsens drangen fortwährend 'Bings', 'Kussgeräusche' und begeisternde slowakische Ausrufe hinter der Kamera hervor. Madame. Konnte. Nicht. Mehr. Selten musste sie sich derart beherrschen, ihre Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten. Als Magda dann anfing, Fotos in völliger Schräglage zu knipsen und wild ins Kirchendach hineinzufotografieren (wir hörten von ihr nur 'Bomba'), musste Madame schleunigst Fersengeld geben, um nicht an Ort und Stelle einen Lachkrampf zu erleiden. Jahaaaa, aber nicht, bevor noch ein Bild an den jahrhundertealten Wandmalereien gemacht wurde. Die Minimenschen sollten sie selbstverständlich anfassen und darüber streichen. Himmel. Wenn das der heilige St.Michael sehen könnte! Kaum etwas zu sehen gab es dann weiter im Osten, in Medzilaborce, dem Geburtsort Andy Warhols Eltern. Die wanderten in den 1920er Jahren nach Amerika aus, wo Warhol 1928 in Pittsburgh zur Welt kam. Ihm zu Ehren besteht seit 1991 das erste weltweit gegründete Warhol-Museum. Allerdings geschlossen. Seit dem 27.3.23. Wegen grundlegender Sanierung. Für eine long long time, wie auf der Homepage zu lesen ist. Immerhin konnte man noch einen Blick auf den Warhol-Brunnen auf dem Vorplatz und auf den wirklich ästhetischen Schriftzug auf dem Baustellen-Gebäude erhaschen. Ebenso auf die wirklich wunderschöne orthodoxe Kirche direkt gegenüber. In Weiß, Gold und Violett gehalten. Diese Farbkombi ist ja gerade auch wieder sehr modern. Weit weniger modern dann der angesteuerte Campingplatz nahe Snina ganz im Osten des Landes. Völlig in die Jahre gekommen, überteuert, jede Leistung (duschen, Frischwasser, heißes Wasser zum Spülen) musste extra bezahlt werden. Dafür hatten wir den Platz fast für uns alleine. Nur ein kleines Zelt in der Nachbarschaft. Dessen Bewohner es aber mehr als verstanden, zu feiern. Da wurde bis spät in die Nacht lauthals gesungen, gerülpst und gegrölt. Was für ein Zirkus. Madame hat es ja gesagt...







