
Sanna, Peter, Oskar & Ida
Heidweiler
Sommer/Herbst 2021
Skandinavien
Woche 1 - Woche 2 - Woche 3 - Woche 4 - Woche 5 - Woche 6 - Woche 7 - Woche 8 - Woche 9 - Woche 10 - Woche 11 - Woche 12
25
16.8.2021
Hoch hinaus
Vor der Fahrt zum Ørnevegen, der Adlerkehre, von der man einen weiteren fantastischen Blick auf den Geirangerfjord hatte, musste unbedingt noch eins dringend erledigt werden - der Abwasch. Es soll Wohnmobile geben, die eine Spülmaschine an Bord haben. Wir nicht. Dass man mal wieder spülen sollte, merkt man spätestens daran, wenn man anfängt Teller und Schüsseln zu teilen (Alarmstufe Orange). Joghurt mit den Fingern aus dem Becher fischen - Alarmstufe Rot! Das kam bisher noch nie vor. Na gut - ein Mal. Ein Mal ist kein Mal. So.
Und - ich hasse spülen. Eigentlich. Uneigentlich hasste ich spülen. Zumindest in den heimatlichen Gefilden. Hier habe ich das verhasste Bürstenschwingen tatsächlich lieb gewonnen. Es ist - wie soll ich sagen, eine meditative Spülauszeit! Ohne Mamaa, Mamaaaa, Mamaaaaaaaa! Andere zahlen einen Haufen Geld für Yoga- und Entspannungskurse. Mir reichen die Spülküchen der norwegischen Campingplätze. Monsieur hat diese Auszeit leider auch für sich entdeckt. Nun knobeln wir immer darum, wer dem schmutzigen Geschirr zu neuem Glanz verhelfen darf. Die Reinigung der Chemietoilette überlasse ich aber netterweise ihm. Der Klügere gibt nach...
Das Wetter war uns nach der regenreichen Nacht wieder wohl gesonnen und erlaubte uns nach dem Dalsnibba ein weiteres Mal einen Blick in den imposanten Geirangerfjord.
Am Ørnevegen sollten wir aber nur kurz verweilen - der nächste Halt führte uns zur bisher kleinsten Fähre (3 Autos, 1 Roller, 1 Motorrad, 1 Wohnmobil) von Eidsdalen nach Linge. Dort angekommen war es nur noch ein 19km-Katzensprung bis zur Gudbrantsjuvet. Weltkulturerbe der Unesco. In dieser 25m tiefen Schlucht war ein sagenhafter Sturzbach (Valldøla) zu bewundern, dessen Wassermassen mit solcher Kraft (da sähe selbst David Hasselhoff in voller Baywatch-Montur alt aus!) den Fels hinunterjagten, dass er schäumte als hätten die Kinder 10 Liter Schaumbad in die Wanne gekippt.
Wahnsinnig harmonisch fügte sich, trotz vermeintlicher Gegensätze, eine wunderschöne geschwungene Brückenkonstruktion aus gerostetem Stahl in die Umgebung ein. Genau wie das angeschlossene Café. Der höchst moderne Bau aus Beton, Stahl, Holz und Glas wirkte so luftig-leicht als würde er jeden Moment abheben. Leider öffnete das Café erst zwei Tage später wieder, sonst hätten wir liebend gerne über dem Sturzbach ein Päuschen bei Kaffee und Kuchen eingelegt. Dafür gab's norwegische Himbeeren am Straßenrand zu kaufen. So groß wie Pflaumen. Madame musste zuschlagen. Hatte sich gelohnt.
Mehr als gelohnt hatte sich auch der nächste Stopp. Und wie!
Es ging einmal mehr hoch hinaus...
In insgesamt 11 Haarnadelkurven und einer abschnittsweisen Steigung von 10% (auf dem Rückweg dasselbe Gefälle...uaaaahh!) führte uns der Weg über die Passtraße zwischen Vardall und Åndesnes zur berühmten Trollstigen.
Was uns da erwartete, war ganz großes Kino. Nur ohne muffigen, dunklen Saal.
Über einen betonierten Weg gelangte man zu mehreren Aussichtsinseln direkt in der Felswand, die, wie auch schon in der Schlucht Gudbrantsjuvet, Stahl, Holz, Glas und Beton auf höchst ansprechende Weise miteinander verbanden. Das Design...eine Punktladung. Die Ausführung...Milimeterarbeit. Wie lange der Bau gedauert haben und wie aufwendig die Planungen gewesen sein müssen, kann nur erahnt werden.
Oben angekommen bot sich ein sagenhafter Ausblick bis hinunter ins Tal. Kilometerweit entfernt sogar der nächste Fjord zu erkennen. Und einmal mehr füllten sich bei diesem Anblick die Augen mit Tränchen bis sie glitzerten wie ein von der Sonne geküsster Bergsee.
Trotz der schwatzenden Menschenmengen und tobenden Wassermassen um einen herum wurde man still. Ganz still. Und verneigte sich innerlich vor dieser grandiosen, außergewöhnlichen und beispiellosen Schönheit. Saugen wir diese Natur also ein und nehmen sie auf unserem weiteren Weg mit. Für hoffentlich lange Zeit...















26
17.8.2021
Einen Sightseeing light, bitte. Mit Eis.
Die letzte Nacht verbrachten wir auf dem Måna Campingplatz in Måndalen. Man fühlte sich fast wie zu Hause, waren doch 90% der Camper aus Deutschland. Die meisten zum semiprofessionellen Fischen hier, die nach dem Angler-Urlaub tonnenweise eingefrorenen Fisch in die Heimat schleppen. Erlaubt sind seit einigen Jahren aber nur noch 10kg. Pro Person. Da kommt schon was zusammen, wenn auch noch die 7 Cousinen 15.Grades herhalten müssen...
Wir nahmen vom Fischen Abstand - unsere Angel hatte nämlich bereits am Åkrafjord das Zeitliche gesegnet. Ich wasche meine Hände in Unschuld. Ich habe damit nichts zu tun. Indianerehrenwort!
Ihr Ehrenwort, dass sie heute wieder fahren würde, gab Madame. Aber auch nur, weil sie eines genau wusste - es gab eine Mittellinie. Durchgängig! Wenn das kein Grund zum Selbst-Fahren war...
Unsere heutige Tour führte uns in knapp 1,5 Stunden an die Küste...eine Insel mit 2 Bergen und dem tiefen, weiten Meer, mit vier Tunnels und so weiter. Der Rest ist bekannt.
Ganz genauso war es natürlich nicht - die Stadt Ålesund erstreckt sich tatsächlich über 3 Inseln, hat dafür aber nur einen "Hausberg". Den Aksla erklommen wir in genau 418 Stufen und hatten einen ausgezeichneten Blick über die gesamte Stadt, die bei einem verheerenden Brand 1904 fast vollständig zerstört wurde. Beim Wiederaufbau orientierte man sich an dem damals vorherrschenden Jugendstil. Die gesamte Innenstadt wirkt fast wie die Kulisse eines Historienfilms. Manchmal so glatt und künstlich, dass man glaubt, gleich würde ein Schauspieler um die Ecke biegen oder der Regisseur schreien, weil man versehentlich ins Bild gelaufen ist.
Mit Kindern kann von Sightseeing keine Rede sein - nach dem Aufstieg zum Aksla ging es in der Light-Version ein kurzes Stückchen in die Innenstadt hinein und wieder hinaus. Immerhin mit Eis. Die erste Eisdiele. Ohne eingepackte Stielpampe aus der Fabrik. Das war auch richtig gut. Musste es auch sein - für 4€. Pro Kugel. Dafür aber mit hausgebackener Eiswaffel. Yummie...










27
18.8.2021
Unter dem Meer
Nach der Nacht am Kaiufer in Ålesund und genau 3 Wochen in Norwegen war es Zeit für ein erstes Wohn-Fazit - das Leben in unserer Hobbithöhle hat sich mittlerweile eigentlich recht gut eingespielt. Dann und wann merkt aber selbst Madame das Leben im Miniformat. An der Anzahl der blauen Flecken. Oder der Brandverletzungen in der Mäuseküche zum Beispiel. Oder dann, wenn Monsieur beim Abspielen des Radios plötzlich ruft - "Alexa, nächster Song." Und nichts passiert.
Passiert ist dafür heute Einiges. Unser erster Programmpunkt nur 9 min entfernt. Wir statteten dem Atlanterhavsparken direkt in Ålesund einen Besuch ab.
Mit Robben, Ottern, Pinguinen und allem, was das Meer hier so hergibt. Von kleinen Haien über Rochen bis hin zu Königskrabben und Muränen. Arielle hätte ihr wahre Freude gehabt. Und unsere Kinder erst!
Höhepunkt - das Aktivitetssenter. Seesterne, Seeigel, Anemonen und Seegurken zum Streicheln. Und Krebse fangen. Mit Garnelen als Köder. Oskar hätte man glatt als Fischer einstellen können, so professionell verlief sein Sammeln.
Eine ausnahmslos tolle Austellung zum Anfassen und Begreifen. Wieder einmal. Die Museen hier im Lande sind wirklich beeindruckend und mit Sicherheit gut subventioniert. Anders wäre so etwas wohl kaum zu realisieren. Auch hier merkt man, wie reich Norwegen durch die in den 1980er Jahren gemachten Ölfunde in der Nordsee wurde und immer noch wird. Von Staatsverschuldung hat man seitdem nichts mehr gehört.
Gehört hat man in diesem Museum allerdings, das erste Mal in Norwegen überhaupt, etwas vom Tragen einer Maske! Zumindest wurde sie empfohlen. Ansonsten gilt hier überall im Land, was uns völlig überrascht, keine Maskenpflicht. Nirgendwo. We will sea...see.
Nach unserem Ausflug unter das Meer ging es dann auf dem Meer weiter.
Von Brattvåg, ca. 40 Minuten von Ålesund entfernt, nahmen wir die Fähre nach Myklebust auf der Insel Harøya. Da war die Hauptstraße so breit wie unsere Feldwege und die Insel in 10 Minuten durchfahren. Immerhin gab es einen Supermarkt. Nach minikleinem Einkauf, diesmal nur gute 20€, machten wir uns auf den Weg zur nächsten Insel - Finnøy. Diese war durch einen Straßendamm mit Harøya verbunden. Am Fährkai angekommen, warteten wir. Und warteten. Nicht auf Godot, sondern auf die nächste Fähre. Fast 4 Stunden.
Madame dachte sich, aller guten Dinge sind 3 und lief los. Es war ja genug Zeit. 6km. Geradeaus. Es gab ja nur eine Straße. Aber die hatte es in sich. Ihr wisst schon - Feldwegbreite. Und Gegenverkehr. Der kam auch. Trotz Nirgendwo. Wahrscheinlich Rush Hour. Aber - Weg gefunden. Hin und zurück. Ohne Google Maps. Tschakka! Pünktlich zurück am Wohnmobil. Monsieur hatte gekocht. Läuft...so und so.
Wie die nächste Fähre. Von Finnøy nach Ona. Für ein Wohnmobil und 2 Fahrräder. Ankunft Punkt 19h50. Hier hatte die einzige Straße Gehwegbreite. 18 ständige Einwohner. Und 2 Leuchttürme. Aber das...ist eine andere Geschichte.








28
19.8.2021
Wir sind eine Insel
Die berühmte steife Brise gestern Abend entwickelte sich in der Nacht zu einem ausgewachsenen Sturm...prima, wenn man direkt am Hafen und ohne Windschatten campiert. Madame schlief äußerst schlecht und fragte sich mehr als einmal, wie lange wohl die Fahrradhülle am Träger halten würde bis sie zerriss. Für die 18 ständigen Einwohner sicherlich das normale Sommerwetter - liegt Ona doch bereits im Europäischen Nordmeer und nicht mehr in der Nordsee.
Diese klitzekleine Insel hat aber außer einer wunderschön bunten Häuseransammlung (von Ort kann man hier nicht sprechen) 2 Leuchttürme, einen Spielplatz und tatsächlich ein Café samt Tante Emma Laden und angeschlossenem Strickwarengeschäft zu bieten. Direkt am Hafen. Klar, da kommen ja auch die Touristenströme (so 10 Besucher. Pro Jahr.) vorbei. Wie wir.
Das Café selbst unglaublich urig mit Nippes hier und da, Selbstgestricktem, Häkelmagazinen, norwegischen Märchenbüchern von Grimm und Andersen und...Hurra! Waffeln.
Zwei davon samt obligatorischer Jordbærsyltetøy und Rømme wanderten in unsere Mägen während die Besitzerin und eine Gästin emsig vor sich hinstrickten. Wir hatten schließlich bereits eine ganze halbe Stunde vorher gefrühstückt. Aber Waffeln gehen immer. Das wissen alle Cafébetreiber hier im Norden...
Was wir nicht wissen - wie bekommen die Norweger in so kleine Räumlichkeiten so viele Leute?! Als wir das Café verließen, saßen da ungelogen 14 Leute. Und das waren keine Zwerge. Außer einem. Der war maximal 14 Monate alt.
Auf der fast 1,5 Stunden langen Fährüberfahrt von Ona nach Smage aßen wir zunächst gefettetes Blatt mit Zimt. Zumindest laut google translate. Danach war Madame schlecht. Sehr schlecht. Lag aber vielleicht auch am Wellengang. Der das Schiff so schaukelte, dass man froh über Haltegriffe war.
Nach überstandener ersten Fährfahrt von Smage nach Aukra gedüst, um die nächste Fähre aufs Festland zu erwischen. Hat geklappt. Alle froh. Wellengang diesmal sehr moderat. Alle froh. Vor allem Madame.
Ab Hollingsholmen wieder ganz festen Boden unter den Rädern und ab zum Blåhammer Camping (auf der letzten Fähre per Stellplatz-App ausgesucht).
Auf dem Weg dorthin eine Villa nach der anderen (und nicht nur dort!). Da sind die Vorgärten so groß wie das Floraland im Gillet. Mit so viel Blumen wie in der Sahara. Aber mit Rasenroboter. Vorzugsweise Husqvarna (keine Werbung!).
Unser Campingplatz in Bud hatte keinen Roboter. Auch nicht für's Spülen. Macht nichts. Heute war ich wieder dran. Mit richtig viel Geschirr! Yippie...










29
20.8.2021
Pack' die Badehose ein...
Der kleine, aber feine Blåhammer Campingplatz in Bud bot hauptsächlich eins - Muscheln und Schnecken. Nicht zum Essen, aber zum Sammeln. Wunderschön geschnörkelte Exemplare mit feinen Zeichnungen. Und Perlmutt. Da hatte selbst Madame das Suchfieber gepackt.
Der heutige Weg nach Kristiansund entlang des Atlanterhavsvegen machte einmal mehr klar, warum die Norweger ein so glückliches Völkchen sind. Diese Häuser. Diese Häuser! So wunderschön standen sie da, lose verteilt an der Küste. Meist Weiß. Immer aus Holz. Und die neueren Bauten mit unfassbaren Glasfronten, um auch das letzte Fünkchen Sonne am Horizont einfangen zu können. Haben will! Am liebsten gestern. Und für immer. Einfach so. Nunja, um sich aber so ein norwegisches Nest leisten zu können, müsste man wahrscheinlich 100 Tonnen Perlmuttschnecken auf dem Schwarzmarkt verticken. Oder noch mal richtig reich heiraten. Hmmm...
Außer Traumdomizilen sahen wir vor allem...Regen. Regen auf der Windschutzscheibe. Regen an den Fenstern. Regen auf der Kleidung. Regen auf und in den Schuhen.
Aber - und das wissen wir bereits - es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung! Wir griffen zur richtigen. Genau. Badehose, Bikini und Schwimmflügel.
Bevor wir uns aber ins hoffentlich wärmere Nass als dem auf See stürzen konnten, hielten wir für einen kurzen Zwischenstopp auf der wunderschönen Halbinsel Kråkholmen und der Regen legte just in dieser Zeit eine kleine Verschnaufpause ein.
Kristiansund (ungefähr halb so groß wie Landau und nicht zu verwechseln mit dem gut 3-fach so großen Kristiansand ganz im Süden des Landes) konnte tatsächlich bis 1992 nur auf dem Luft- und Seeweg erreicht werden. Seitdem darf die Stadt aber über eine Vielzahl von aufgeschütteten Straßendämmen und Brücken angefahren werden. Darunter die Sorseisundbrücke, bei deren irrwitziger Konstruktion man beim Auffahren das Gefühl hat, sie ende im Nichts. War aber nicht so. Schwein gehabt.
Kristiansund erreichten wir letztendlich über den gut 5km langen Atlanterhavstunnelen, der in einem 10% Gefälle unter dem Meer durchführt. Da freuten sich die Kinder. Die Bremsen weniger.
Bereits dutzende Kilometer vor dem Atlanterhavsbadet erklangen im Wohnmobil kindliche Lobeshymnen auf das bevorstehende Schwimmereignis (Asche auf unser Eltern-Haupt. Wir waren das letzte Mal im Februar im Schwimmbad. 2020.). Das klang dann in etwa so - wir freuen uns, dass das Schwimmbad für uns offen ist. Wir freuen uns ja sooooo! Yippie yippie yay! Die Melodie war, sagen wir, etwas gewöhnungsbedürftig. Modern. Schräg. Und laut. Bis die Gesichter rot anliefen. Schön, wenn sich der Nachwuchs so freut. Wir uns auch. Außer die Ohren.
Und Oskar? Der sah beim Betreten dieses Hallenbads aus wie eine Mischung aus der Grinsekatze aus Alice im Wunderland und einem Honigkuchenpferd. Mit doppelter Zuckerglasur. Die Laute, die er von sich gab, ähnelten erst dem Grunzen eines Wildschweins, danach dem hysterischen Schrei einer Bachstelze. Nur 8 Oktaven höher.
Man kann sich in etwa vorstellen, wie viel Spaß die Brut hatte.
Und die Sicherheit kam auch nicht zu kurz - im Notfall wäre man bereits vor dem Untergehen aus dem Becken gefischt worden. 3 ständige Bademeister und *innen standen parat und achteten mit Argusaugen auf die plantschenden Badehosen, Bikinis und Badeanzüge - besser geschützt als Gollums Schaaaatz.
Wir nahmen heute auch einen einzigartigen, unbezahlbaren Schatz mit "nach Hause ". Das Lachen und die Freude unserer Kinder.









30
21.8.2021
Nice to sweet you
Eins ist klar - die Norweger lieben es süß. Zuckersüß. Selbst Madame als diplomierte Zuckerfachkraft zieht es manchmal alle Gesichtsmuskeln zusammen, wenn sie in den hier sehr beliebten Karottenkuchen beißt. Und die Hagelzuckermenge auf hiesigen Zimtschnecken würde glatt ausreichen, um daraus einen neuen Gletscher entstehen zu lassen.
Da könnte man sich theoretisch den puren Zucker esslöffelweise zuführen. Theoretisch. Praktisch fehlt zum ganzen Genuss natürlich das Fett (#GUTEBUTTER). Zum Glück gibt's in Norwegen überall Leitungswasser gratis dazu, das spült dann gleich nach dem Verzehr den überschüssigen Zucker aus den Zellen. Hoffentlich. Nach unserer Rückkehr in die Heimat wird auf jeden Fall nur noch mit Datteln gesüßt. Für 3 Tage. Höchstens. Wer ein Rezept für komplett zuckerfreie Gummibärchen und Smarties hat, meldet sich bitte umgehend!
Wirklich abnehmen kann man hier also nicht...auch nicht bei den Hauptmahlzeiten. Das norwegische Nationalgericht ist nämlich....Trommelwirbel! Pizza. Jo. Eigentlich hätte man da eher an ein sagenumwobenes Fischgericht gedacht. So unaussprechlich wie Låksdøtturnakvendærtøm zum Beispiel.
Immerhin erkennt man auch in Norwegen das Wort Pizza problemlos und wird somit nie verhungern.
Verhungert wäre heute beinahe die Jüngste, denn - der späte Vogel kriegt kein Frühstück. Oder zumindest nur den Rest, den die wachen Piepmätze übrig ließen.
So gegen 10h auf dem Atlanter Camping schälte sich die Minimadame dann endlich mal aus den Federn.
Immerhin kamen nach einem Schälchen Müsli die Kräfte zurück und schon eine knappe Stunde später befanden wir uns nach 2-minütiger Fahrt am Hafen in Kristiansund. Eigentlich wollten wir geradewegs zum Handelshuset, in dem auch eine Kaffebrenneriet untergebracht war. Uneigentlich musste erst die Spaßqualität des angeschlossenen Skaterparks auf der Stelle kontrolliert werden. Nach bestandener Prüfung Verzehr von übermäßigem Zucker in Form von Zimtschnecken mit Gletscherzucker, mächtigem Karottenkuchen und heißer Schokolade so süß wie Prinzessin Lilifee.
Aus dem Mittag in Kristiansund wurde dann ein ganzer Nachmittag - die Norweger sind sehr freundlich und offen, Gespräche stellen sich schnell ein. Auf Englisch. Manchmal sogar auf Deutsch. Undhastdusienichtgesehen saßen wir mit einer sehr netten Norwegerin und ihren beiden Kindern an einem Tisch. Ein bisschen wie in der Pfalz. Der norwegische Nachwuchs hatte völlig unaussprechliche Namen. Auch mit simultanem Mitsprechen der Landsfrau war die Artikulation eine einzige Katastrophe. Selbst bei mir. Das muss etwas heißen.
Nach einem kurzen Spaziergang über die alte Schiffswerft waren wir dann immerhin schon gegen 15h30 on the road Richtung Trondheim.
Aufgeschlagen haben wir unser Nachtlager dann auf dem sehr schnuckeligen Høgkjølen Fjellcamp in Fannrem. Irgendwo im Nirgendwo. Aber mit Internet. Und einem norwegischen Besitzer, der perfektes Deutsch sprach und aussah, als wäre er geradewegs einer schweizer Alm entsprungen. Und Steinpilze! Die wuchsen einfach so unter den Birken. Die meisten leider nicht mehr ganz taufrisch, daher nur das schönste Exemplar ins Pfännchen gehauen. Mit GUTERBUTTER und ein bisschen Meersalz. Mehr braucht es nicht.
Viel braucht es auch sonst nicht - hier spielen der schwedische Konrad neben der norwegischen Tora neben dem deutschen Oskar.
Ohne Worte.
Manchmal bedarf es eben wenig zum Glück...









31
22.8.2021
Blaubeerpause
Heute ließen wir einfach mal die Seele baumeln...nochmals auf dem Høgkjølen Fjellcamp, weil es hier so schön schnuckelig ist.
Am Nachmittag machten wir mal so richtig blau - und gingen auf Blaubeerjagd (die Preiselbeeren waren leider noch nicht so weit...). Madame bekam Stielaugen. Dieser gewisse Blick. Eigentlich der Schnäppchen-Shopping-Blick. So wie beim Special-Sale von Esprit, Tausendkind und H&M zusammen. Nur besser, da völlig umsonst. Wir pflückten in einem morastigen Gelände nahe eines kleinen Baches, durchzogen von Moosen, Flechten und Pilzen. Die Schuhe schmatzten auf dem moorigen Untergrund bei jedem Schritt fröhlich vor sich hin. Aber - die feuchten Socken hatten sich gelohnt. Denn nach einer guten Stunde waren wir um mindestens 1kg (keine Waage an Bord, aber Milchtüten-Vergleich möglich) Beeren reicher und warfen danach gleich den Gasherd an (diesmal ohne Brandblasen, aber mit stinkender, übergelaufener Milch) - Blaubeerkompott mit Milchreis. Schmackofatz.
Oskar und Ida spielten inzwischen mit Yannis und Lenya, die mit ihren Eltern ebenfalls vor 4 Wochen zu ihrem Sabbatjahr aufbrachen. Was für ein schöner Zufall!
Die Kinder wuschen eine ganze Horde Schleich-Pferde und fuhren zum Einsatz mit Krankenwagen, Feuerwehr und Co.
Und die Eltern? Trafen sich auf einen Filterkaffee am Picknicktisch um die Ecke. Mit Zimtschnecken. Aus der Tüte (Backöfen werden eh völlig überbewertet).
In diesem Sinne - einen zimtschneckensüßen Start in die neue Woche für euch alle...






