
Sanna, Peter, Oskar & Ida
Heidweiler
Winter 2022
Italien & Balkan
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29.1.2022
Brokkoli!?
Hei ei ei...diese Nächte! Minimadame schlief durch, aber Madame zählte Schafe. So müde und hellwach. Erst wollte der Schlaf nicht kommen (der Wanst spannte wie eine Gesichtsmaske aus eingetrocknetem Quark!) und ab ca. 5h30 wechselte sich eine Alarmanlage vom benachbarten Shoppingcenter mit einem Köter-Konzert ab, das seinesgleichen suchte. Madame ist große Tierfreundin, aber was diese Carne da abzogen war schlimmer als das Musikantenstadel in Dauerschleife! Der gute Salvo fuhr uns einmal mehr in the city - um genau zu sein, zum Parco Archeologico della Neapoli fast gleich um die Ecke. Dieses riesige Areal beherbergt unter anderem die Überreste des größten griechischen Altars (Stadiongröße), ein griechisches Amphitheater, das aus dem Fels herausgehauen wurde und Platz für 15.000 Zuschauer bietet sowie eine von Menschen geschaffene riesige Grotte, das Ohr des Dionysus, mit fantastischer Akustik. Trotz Winterjacken war es heute doch empfindlich kühl (jahaaa, Jammern auf Höchstniveau), aber Salvo kam, sah und holte uns nach kurzer Besuchszeit direkt am Parco wieder ab. Zu dem unfassbar praktischen Shuttle-Service gab's für die Minimenschen ungefähr noch 15 Tonnen Orangen aus dem campingplatzeigenen Orangenbaum geschenkt. Und das alles für 20€ (inklusive Stellplatz-Gebühr und Herumfahrerei!). Ab sofort heißt es Orangen futtern. So Drölfzillionen Stück am Tag. Hoffentlich gibt's davon (Achtung Kalauer!) keine Orangenhaut...also von der kann Madame nun wirklich nicht noch mehr gebrauchen! Angekommen im nächsten Ort namens Brokkoli, ähhh Brucoli mussten wir leider feststellen, dass die angegebenen möglichen Parkplätze entweder unbefahrbar (jepp, wir haben aus Norwegen gelernt!) oder gesperrt waren. In Anbetracht von gleich zwei explodierenden Minimenschen (ungeplante Fahrtzeitverlängerung von sagenhaften 20 min (in Minimenschen-Zeit 20 Jahre!) durch verpasste Autobahnabfahrt) spontanes zentimetergenaues Rangieren an einer Mauer in einer Seitenstraße. Die Abendstimmung an der kleinen Festung von Brucoli mit Blick auf den Ätna...unbezahlbar. Genauso wie eine hoffentlich ruhige Nacht. Buona notte!











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30.1.2022
Wann sind wir denn beim Edgar?
Diese Frage stellte uns Minimonsieur bereits vor einigen Tagen...ja, wann sind wir denn jetzt eigentlich beim Edgar? Na heute! Denn heute erreichten wir den...Ätna. Haha. Vor der Ankunft an Siziliens wohl größtem Wahrzeichen lagen aber noch knappe 1,5 Stunden Fahrt vor uns...wir verabschiedeten uns nach der ersten tatsächlich stürmischen Nacht an der Küste von dem wirklich heimeligen Fischerdörfchen Brucoli (das schon lange nicht mehr vom Fischfang lebt, sondern eher vom Touristenstrom, der es durchzieht), das an diesem Sonntagmorgen so gar nichts mehr von dem verschlafenen Nest hatte, das wir tags zuvor kennengelernt hatten. Da fielen hunderte von Touristen aus dem Umland ein, um den Industriecharme versprühenden Großstädten in der Nähe zu entfliehen und stürmten regelrecht Bars, Pasticcerien und Restaurants mit fantastischem Blick auf Meer und Ätna. Mit eingeklappten Spiegeln kämpfte sich Monsieur durch die Hauptstraße und zehnzigtausend falsch geparkten Wagen am Straßenrand. Das Strandgut-Übergewicht nahm indes leider weiter zu - ein alter Mopedreifen, den Minimonsieur am gar nicht mal so sauberen Strand (welch Überraschung!?) ausgrub, wurde zur Freude beider Minimenschen auch noch in die Heckgarage gehieft...immerhin besser als 138 kg Glasscherben! Zusätzlich hineingehieft wurde dann der Rest eines 25 L Adblue-Kanisters, der uns sage und schreibe 60 € (in Worten SECHZIG!) gekostet hatte! Erstens - kaufe nie an einer Autobahn-Tankstelle und zweitens - frage nach dem Preis BEVOR der nette Mitarbeiter bereits begonnen hat, das Zeug in den Tank einzufüllen. Klarer Fall von reingefallen! Dafür ist der heutige Stellplatz völlig gratis...und auf ca. 2000 m auf dem Ätna gab es zudem noch so einiges zu sehen - Horden von Schneetouristen in den schicksten Outfits, die in den schattigen, schneebedeckten Hängen dem Schlittenfahren fröhnten, einem fantastischen Blick auf die Stadt Catania und der Küste, einem immer wieder Rauchwolken ausspuckenden Ätna und einem unerschrockenen Fuchs, der in der Dunkelheit einfach mal so am Wohnmobil vorbeischaute. Ob der auch zum Schlitten fahren hier war?!











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31.1.2022
Tanz auf dem Vulkan
Raus aus den Federn. Und zwar frühzeitig. Wir hatten Großes vor! Edgar lud zum Tee...der sich am Ende als seine Frau Ätna herausstellte. Denn "der" Ätna wird von den Sizilianern liebevoll "La Senora Ätna" genannt. Die Seilbahn öffnete um 9h ihre Pforten und da für den Verlauf des Tages immer schlechteres Wetter angekündigt war, wollte man die morgendlichen Sonnenstunden nutzen, um die größte Erhebung Siziliens (mit immerhin 3375 Metern) unsicher zu machen. Leider fiel Monsieurs gebuchte 4-stündige Tour ins Wasser (zahlende Touristen sind weiterhin Mangelware) und so entschied man sich am Kassenhäuschen der Seilbahn spontan für eine zusätzliche Fahrt mit der Pistenraupe und einer kleinen Begehung mit einem Guide. Für schlappe 80€. Pro Person. Die freundlichen Italiener hatten aber auch hier ein Herz für Kinder und ließen die Minimenschen so hinein. Allein die Fahrt mit der Seilbahn war ein Erlebnis - nicht nur für die Kleinsten. Die Bahn selbst erst aus dem Jahr 2002, da die bisherige ein Jahr zuvor von neuen Lavamassen zerstört wurde. Senora Ätna ist der höchste aktive Vulkan Europas und seit 2013 Weltnaturerbe der Unesco. 2021 erfolgte die bisher letzte größere Eruption, wobei er seine Tätigkeit nie eingestellt hat. An der Bergstation angekommen, wechselte man in eine riesige Pistenraupe, die die zahlungswilligen Gäste auf insgesamt 2750 Meter brachte. Bei dem Wind, der dort oben herrschte, hätten noch nicht mal zwelfzillionen 3-Wetter-Taft-Spraydosen geholfen. Da konnte man froh sein, wenn die Haare nach dem Besuch überhaupt noch am Kopfe waren! Der kleine Spaziergang entpuppte sich für einen eher als Mount-Everest-Begehung - Herr Puls kam ordentlich ins Schwitzen. Vor allem bei Madame. Schon am deutlich tieferen Nachtlager hatten sowohl Monsieur als auch Madame un poco Kopfschmerzen. Wegen der Höhe und so. Mimimi... Aber auch dem Kühlschrankinhalt sah man die Steigung an - die Joghurtbecher bekamen plötzlich Häubchen, der Wasserkanister hatte die Beulenpest. Pestialisch (haha!) stank es dort oben zum Glück nicht, obwohl die nette Dame unentwegt giftige Rauchwolken ausstoß. Da, so der nette Guide Pepe, jederzeit damit gerechnet werden musste, dass es zu einer erneuten Eruption kommt, ist der obere Krater schon längere Zeit gesperrt. Macht nichts - besser als gekocht zu werden. Ein bisschen Lavagestein wanderte auch noch als Souvenir in die Taschen. Minimonsieur zügelte glücklicherweise seine Sammelleidenschaft und ließ noch ein paar Steinchen für nachkommende Touristen übrig. Übrig blieb von diesem ereignisreichen Tag nur noch die Weiterfahrt zum nächsten Nachtlager - im Agriturismo Le Terre di Castel Leone nächtigen wir in einem großen wildbewuchsenen Terrrain mit kleinem Bächlein und nettem Besitzer gleich nebenan. Und einem Fuchs, der hier hauste und nachts vielleicht vorbeischauen würde...







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1.2.2022
Silent hill
Der neue Tag begrüßte uns mit Regen...Regen...Regen. Na endlich, denken jetzt einige daheim. Einfach unverschämt, dieses ständige Sonnenwetter bei diesen Sabbatlern. Na schön. Gewonnen. Der Tag bestand ausschließlich aus Regen, Nebelsuppe, Wind, Wolken und später Schnee...tatsächlich. Das Programm für heute sah dementsprechend etwas minimiert aus - ab in den Supermarkt. Zuvor noch einen Fang beim Fischhändler am Straßenrand gemacht. Direkt aus dem Auto raus - frischer geht's nicht. Hoffentlich... Der Einkauf im Minisupermarkt ein richtiges Erlebnis - da zog man nämlich an der Käse- und Brottheke wie bei der KFZ-Zulassungsstelle erstmal ein Nümmerchen am Automaten und während man wartete erhaschte man Blicke auf ganz amüsante Szenerien - da schob ein augenscheinlich sehr gut gelaunter Padre in voller Kluft singend und pfeifend seinen Wagen in den nächsten Gang, zwei Mamma italiana unterhielten sich gestenreich gepaart mit schallendem Lachen und der Herr vor uns kaufte mal eben 2 kg Parmigiano Reggiano, natürlich vor Ort frisch gerieben. Bei trüber Sicht auf das Umland und immer weiter aufziehendem Nebel schoben wir uns gemächlich über eine schmale Bergstraße hinauf bis...ja bis zu einem Geisterdorf auf 700 m mit Blick auf die Nordseite des Ätnas. Borga Schisina ist eine von insgesamt 7 Mustersiedlungen, die im Zuge der staatlichen Agrarreform in den 50er Jahren erbaut wurde, um dort besitzlose Bauern neu anzusiedeln. Was jedoch fehlschlug. Alle Siedlungen waren niemals bewohnt. So auch Borga Schisina. Uns empfingen mehrere halb verfallene Gebäue, darunter eine Kirche samt zugehörigem Pfarramt, einer Schule sowie Privathäusern. Den ersten Schreckmoment erlitt Madame während der Einfahrt in diese Geisterstadt als plötzlich mehrere schwarze Kühe aus einem der Häuser traten. Die Nebelschwaden waberten indes immer höher und ließen vor allem das Herz höher schlagen. Aber nicht vor Freude. Diese Ortschaft war so gespenstisch, so unheimlich und zum Fürchten, dass es einem eiskalt den Rücken herunterlief. Deshalb musste auch Monsieur alleine vor. Bei Sturm, Nebel und Schneeregen verschwand er in den Gebäuden. Erst am späten Nachmittag traute sich Madame (nur in Begleitug Monsieurs und der Minimenschen) in die verfallenen Häuser ohne Türen und Fenster. Der Boden gepflastert mit Kuhdung und anderen tierischen Fäkalien, zerschlissenen Matratzen und Überresten von Feuerstellen, an den Wänden leuchtend bunte Grafittis oder melancholisch-graue Gemälde. Jeder einzelne Schritt von einer gewissen Anspannung begleitet und dem Gedanken, dass sekündlich ein Tier oder sogar ein dort hausender Mensch den eigenen Weg kreuzen könnte. Eingerissene Wände gaben den Blick auf weitere Zimmer frei und erlaubten trotz des fortgeschrittenen Verfalls eine gewisse Vorstellung davon, wie es ursprünglich ausgesehen haben sollte. Madame atmete beim Betreten des sicheren Wohnmobils erleichtert auf und verriegelte augenblicklich alle Türen. Im richtigen Moment - nur wenige Minuten später fuhr ein cobaltblauer Pick-Up langsam am Mobil vorbei...auf der Ladefläche - eine große Schaufel.








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2.2.2022
Überlebt
Wir haben überlebt. Nicht vergraben mit einer großen Schaufel. Die zwei jungen Kerle mit dem Pick-Up fuhren nach ein paar Selfies wieder davon...puh. So gespenstisch wie der Tag endete, so gruselig wurde auch die Nacht. Denn die verbrachte man ebenfalls in der morbiden Geisterstadt. Selbst schuld. Die Dunkelheit verschluckte das Wohnmobil und alles drumherum. Zu hören war nur der Wind, der mit 80 km/h durch die Eukalyptusbäume rauschte und das Mobil durchschaukelte als würden hunderte Zombies unerbittlich daran rütteln. Madame war im Kino. Kopfkino. Aber sie beschloss, die Vorstellung zu beenden. Spot aus. Licht an. Und wieder aus. Zum Schlafen. Endlich. Geklappt. Der nächste Morgen sah aus, als könne er kein Wässerchen trüben. Blauer Himmel, Sonnenschein und ein fantastischer Blick auf die schneebedeckten Hänge des Ätna. Auf dem Weg nach Milazzo an die Nordküste kurzer Zwischenstopp auf der Passhöhe im Schnee. Obligatorischen Schneemann gebaut und sich eine kleine Schneeballschlacht mit den Minimenschen geliefert. Am Meer angekommen mal eben noch ein bisschen Strandfeeling geschnuppert. Schnee und Strand an einem Tag...gar nicht mal so übel. Das ist wie Pizza und Pasta - für jeden garantiert etwas dabei. Das Nachtlager aufgeschlagen haben wir dann am Capo Milazzo. Das beherbergt einen wunderschönen Leuchtturm und einen noch fantastischeren kleinen Wanderweg an der Küste entlang. Olivenbäume, Opunzien, Agaven, Gräser und andere, fremdartige Pflanzen verschmolzen zusammen mit Felsen und einem Weg hinunter zum Meer zu einer sagenhaften Gesamtkompostion. Fotoalarm an jeder Ecke! Das wusste auch Jean-Pierre, ein ganz bezaubernder älterer Herr aus Frankreich, der es sich zum Ziel gesetzt hat, mit seinem kleinen Camper in einem Jahr 40 Länder zu bereisen. Stolz zeigte er nicht nur seine sündhaft teure Kamera (Monsieur benutzt das gleiche Modell, allerdings mit einem bruchteil-teuren Objektiv), sondern auch sein Büchlein mit sämtlichen Stempeln seiner früher gelaufenen Pilgerwege. Nach einem Sturz vor einigen Jahren verpasste man ihm ein künstliches Hüftgelenk. Nun müsse er etwas langsamer machen. Aber nicht immer. Den Ätna sei er komplett zu Fuß hoch und wieder hinuntergelaufen. Man ist eben nie zu alt für neue Wege...












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3.2.2022
Café international
Der herzensgute Jean-Pierre fuhr am Morgen extra noch mal bei uns vorbei, um sich zu verabschieden...nach einer kurzen, aber sehr schönen Begegnung mit dem älteren Herrn trennten sich hier unsere Wege. Unserer sollte uns zu einem bewachten Parkplatz nahe des Hafens führen - für 2 Tage würden wir unser Mobil gegen ein Apartment eintauschen. Mit drölfzillionen Gepäckstücken im Schlepptau per pedes zum Hafen und bei der Liberty Lines eingecheckt. Auch hier schlug das Herz für Kinder höher und man durfte als priority Gäste sofort an Bord. Ein paar Minuten später wünschte sich Madame, sie hätten die Fähre verpasst!
Dieses vermaledeite Schnellboot schoss übers Wasser wie ein Pfeil, nur dass es dabei nicht so geschmeidig durchs Wasser glitt wie sein Pendant in der Luft. Es war meist nicht nur ein Geschaukel, man musste sich regelrecht an den Sitzen festkrallen, um nicht auf den Gang geschleudert zu werden.
Wie gut, dass Madame Sekunden vor dem Ablegen ihr Mittagessen in Form eines mit Rucola und 3 kg fettigem Käse belegten Weizenmehlfladens zu sich nahm. Sie dankt an dieser Stelle dem Erfinder der Brechtüten...
Nach schier endlos langen 2,5 Stunden (mit glücklicherweise 3 Insel-Zwischenstopps zum Durchatmen), erreichte man tatsächlich das Ziel - die Insel Stromboli nördlich von Sizilien. Den 1,3 km langen Weg vom Hafen zur Ferienwohnung überließen wir in Anbetracht des Balasts und der zwei Minimenschen dem Taxi. In einem Golfcart. Sonst gibt es nur noch diese Apes (dreirädrige Minilaster) und Roller. Alles andere würde auch nicht durch die engen Pfade passen (das Wort Gasse wäre hier noch völlig übertrieben!). Manche Wege sind so eng, dass selbst das kleine Gefährt nur mit Mühe die Kurve kriegt. Und den Arm lässt man besser ganz nah am Körper! Spaziergänger und Fahrzeuge teilen sich in Ermangelung eines Bürgersteigs übrigens die Wege...besonders nachts eine Herausforderung, weil es keinerlei Beleuchtung gibt. Glückspilz, dessen Handyakku noch voll ist, um die Taschenlampe einzuschalten. Trotz ständiger Unfallgefahr heizte Gianluca zwischen den Häusern durch als wäre er Pilot bei der Rallye Dakar. Die Minimenschen schrien vor Freude.
Vor Freude schrie auch Madame. Beim Anblick dieses sagenhaften Apartments...mit 2 Bädern. In jeder eine Dusche! Duschen! Duschen!! Fantastico.
Dazu eine Küche, in der man mal wieder so richtig Platz zum Kochen hätte. Hätte hätte Fahrradkette. Denn auf diesem Inselchen sind die Wege weit für Obst, Gemüse, Wasser und Co. Und bei Sturm setzen die Händler eben nicht mit der Ware über. Soll heißen - essen gehen. Gibt Schlimmeres. Also abends noch ab in das noch einzige geöffnete Mikrorestaurant (wir haben auch auf Stromboli Haupt-Nebensaison!), das gleichzeitig als Tante Emma Laden fungiert. Die Speisekarte handgeschrieben auf einem Spiralblock. Die Köchin mit Häubchen eine italienische Mamma. Das Essen sehr lecker. Aber mit Inselpreisen. Insulaner schneiten auch herein - holten sich ihren Vino und ein paar Antipasti, trafen sich vor dem Laden zu einem kleinen Schwätzchen und zerstreuten sich wenig später wieder in alle Winde.
Am Nachbartisch trafen wir Bernadette und Otmar wieder, das wahnsinnig sympathische schweizer Pärchen (und selbst Fährleute auf dem Rotsee bei Luzern), deren Bekanntschaft wir bereits auf der Fähre machen durften und die zufällig das Apartement neben uns bezogen hatten. Im Laufe des Abends gesellten sich noch zwei französische Touristinnen dazu. Und da saßen sie wie im Spiel "Café International" - Schweizer, Franzosen, Deutsche und Italiener. Und wünschten sich gegenseitig einen Guten Appetit. Es geht also doch. Einfach so. Wunderbar!





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Sie lesen einen Gastbeitrag unseres Autors Monsieur H.
4.2.2022
Strombolische Aktivitäten
Ein Bett im Luxusapartment sollte besser als das im Wohnmobil sein. Dafür viel Platz, Frühstück aufs Zimmer, schwarzer, warmer, sauberer Strand, frisch gepflückte, süße Mandarinen, engste Gässchen und die Trattoria, die wir uns mit den weiteren auf Stromboli verweilenden sechs Touristen teilen.
Und da liegt der Hund begraben. Keine Touristen, keine Guides, keine Besteigung des Stromboli.
Es sei denn man organisiert vorab einen Guide, der sich auf den rund vier Stunden langen Weg von Messina nach Stromboli begibt, mit uns eine fünfstündige Tour macht, auf der Insel übernachtet und sich am nächsten Morgen auf den Rückweg begibt. Kostenfrei versteht sich.
Wie wunderbar, wenn sich neben dem Guide Giuseppe noch Bernadette und Otmar mit auf den Weg machen. Da vergeht der etwas schweißtreibende Aufstieg wie im Flug. Botanische und geologische Erklärungen inklusive.
Unsere Anstrengungen werden belohnt. Ein konstant pulsierender leuchtender Vulkankegel, Eruptionen, das Grollen des Vulkans und die zu Tal rollenden ausgeworfenen und zu Stein erstarrten Lavakugeln. Unbezahlbar.
Fehlt nur noch ein Glas Wein mit Bernadette und Otmar. Aber an den haben die beiden gedacht.
Morgen steht schon wieder die Rückreise nach Sizilien an. Denn wie die meisten Besucher bleibt kaum jemand mehr als ein bis zwei Nächte. Nur Ingrid Bergman und Roberto Rossellini blieben etwas länger, als sie 1949 den Film Stromboli drehten. Es gab auf dieser Insel so wenig zu unternehmen, dass Frau Bergman davon schwanger wurde. Gott bewahre.





