
Sanna, Peter, Oskar & Ida
Heidweiler
Winter 2022
Italien & Balkan
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22.1.2022
Kalorien
Diese fantastischen Salinen hielten eine weitere Besonderheit bereit - wilde Flamingos, die hier in den Wasserbecken leben. Diese wunderschönen Tiere sind in freier Wildbahn viel heller, weil sie deutlich weniger rote Krebstiere fressen als ihnen in Gefangenschaft gefüttert wird. Hier leben sie völlig frei in einem geschützten Bereich der Salinen. Und zum allerersten Mal überhaupt sahen auch Monsieur und Madame diese Tiere fliegen - so anmutig, grazil und wunderschön durchzogen sie den blauen Himmel. Tja, in den Zoos werden ihnen eben die Flügel gestutzt, damit sie den Einrichtungen möglichst lange erhalten bleiben. Lange in Erinnerung bleiben wird uns sicher dieser ganz außergewöhnliche Ort! Der nächste Zielort ist wohl fast jedem ein Begriff - wegen einer von dort stammenden Spezialität, dem Marsala. Der berühmte sizilianische Süßwein hat dort seinen Ursprung. Sich mit dem Vino betrinken muss man aber nicht, um die Stadt schön zu finden...das geht auch völlig ohne. Eine eindrucksvolle Altstadt, die auch hier durch einen Mix verschiedener Stilepochen glänzte. Und auch die obligatorischen engen Gässchen durften nicht fehlen. Immerhin waren wir diesmal noch vor 13 h (danach sind bis 16 h nahezu alle Läden geschlossen) in den Stadtkern eingefallen und erlebten gefühlt zum ersten Mal geöffnete Bars, Restaurants und Geschäfte. Die Auslage in den Fornos, den Pasticcerien und den Salumerien ließ einem wie jedes Mal das Wasser im Mund zusammenlaufen - Käse, Oliven, krosses Brot, getrocknete Tomaten, süßes Gebäck, regionale Spezialitäten und und und...Madames Paradies. Keine Stunde später war von dem knapp 90.000 Einwohner-Ort nur noch eine Geisterstadt übrig...alles machte Siesta. Und wir? Verbrachten das Zwangspäuschen auf einem Spielplatzparadies, das so groß war wie der Landauer Rathausplatz. Sogar mit Schaukel für Rollstuhlfahrer! Die Fahrt weiter an der Küste entlang war dann so trubelig wie die Schachweltmeisterschaften der Weinbergschnecken. Auch auf den Autobahnen keine Menschenseele weit und breit. Wer also schnell zum Ziel kommen möchte, sollte auf Sizilien stets zwischen 13 und 16 h unterwegs sein...Unterwegs war auch Madame. Beim Laufen. Jahaaa. Tatsächlich. Nachdem ihre letzte sportliche Aktivit bereits im Zeitalter des Jura stattfand, erwarb sie ob der guten Vorsätze fürs neue Jahr ein nigelnagelneues Lauf-Outfit. Modell "Plauze" aus der Reihe "Pellwurst". Nunja, es passte leider leider wie angegossen. Aber immerhin pendelte sich der Pulsmesser im grünen Bereich ein. Das lag entweder an dem verirr-sicheren Weg einfach am Strand entlang oder der sehr geringen Gefahr, hier von einem Bären attackiert zu werden. Vielleicht war es aber auch einfach La dolce vita, das auf Madame abfärbte. Als Madame nach klitzenkleinen 4 km (jaha, es wurde bereits dunkel. Wir wollen das Glück nicht herausfordern. Mimimi.) unversehrt und ohne Umwege zum Mobil zurückkehrte, fragte Minimonsieur (nicht Monsieur. das wollen wir ihm auch geraten haben!) eiskalt, warum denn der Speckbauch immer noch nicht weg sei. Mamma Mia!









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23.1.2022
Tempelgänger
Sizilien. Sonnenaufgang am Strand. Wolkenloser blauer Himmel. Das perfekte Wetter. Zum Laufen. Jahaaa, richtig gelesen. Madame wollte es ein zweites Mal wissen und machte sich bereits um 8h auf den Weg in den Sand - wo kann man denn schon mal mit Anti-Verirr-Garantie laufen. Nunja, nennen wir es eher schlurfen. Fehlte nur noch der Rollator zum perfekten Läuferglück... Zeitweise war es Madame sogar so als würde sich das Mobil immer weiter entfernen je länger sie darauf zulief. Die Entdeckung der Langsamkeit bekam da eine ganz neue Bedeutung. Aber es gab unterwegs auch so viel zu sehen - wild streunende Hunde (die zum Glück Abstand hielten...als Hundefutter zu enden ist ähnlich blöd als von Bären zerfleischt zu werden!), zig Brandungsfischer, die ihre Angeln wie Fahnenmasten in den Sand rammten und auf den großen Fang warteten, Jockeys, die den sündhaft teuren Pferden ihrer sehr wohlhabenden Besitzer die höchste Geschwindigkeit aus den Hufen kitzelten, aufgetürmt in ganzen Bergketten entlang der Dünen angeschwemmtes Schilf und Algen. Und Müll. Müll. Müll. Ob das im Frühjahr zur nächsten Saison wieder beseitigt wird? Zweifelhaft. Und der Müll säumt hier nicht nur den Strand. Ganz Sizilien (und höchstwahrscheinlich auch das italienische Festland) hat eindeutig grande problema con la spazzatura! Die Autobahnen, die Städte, der Strand, ja sogar die Natur sind oftmals gepflastert mit Bergen von Müll (da wundert einem die strickte Mülltrennung auf so manchem Stellplatz). Monsieurs verstorbene Großmutter Martha hätte an dieser Stelle entrüstet gefragt, warum denn da niemand mal aufräumen und durchkehren könne! Recht hat sie. Wirklich kein schöner Anblick. Deutlich besser gefiel uns dann der Anblick dieser fantastischen Olivenhaine auf der kurzen 20-Minuten-Fahrt zur Selinunt, einer archälogischen Fundstätte, die auf einem ausgedehnten Areal die Überreste der griechischen Stadt Selinus beherbergt, darunter zahlreiche imposante Tempel, die zu den bedeutendsten griechischen Tempeln auf Sizilien zählen. Um allerdings überhaupt an die Kasse zu gelangen, durchschritt man eine Art Detektor, der zunächst die Körpertemperatur am Handgelenk maß und hinterher für 5 Sekunden den kompletten Körper desinfizierte. Dustin Hoffman in Outbreak hätte seine wahre Freude gehabt...Gefreut hat diesen Ausflug ausnahmslos die ganze Mannschaft, denn tatsächlich war es nicht verboten, in und auf die Tempelanlagen zu spazieren (zumindest haben wir nichts davon gelesen!). Das weitläufige Areal bestach auch durch die traumhafte Meerkulisse direkt an der Küste. Sehr eindrucksvoll und wirklich einen Besuch wert. Auch wegen des süßen kleinen Golfcaddys, das uns zum Schluss von den Tempelanlagen direkt zurück zum Parkplatz brachte. Vom Golfspielen wird hier glücklicherweise abgesehen. Absehen mussten wir leider vom ursprünglich geplanten Nachtlager - das Torre Salsa Agriturismo war trotz anderer Info gessslosssen. Madame träumte schon von einer Übernachtung in der Suite eines 5 Sterne Bio-Spar-Resorts, das sie heute auf dem Weg zu den Tempelanlagen passiert hatten. Es wurde dann ein Parkplatz. Am Meer. Pünktlich zum Sonnenuntergang. Ganz gratis. Na also. Geht doch!








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24.1.2022
Strandgut
Nach einer wirklich ruhigen Nacht am Strand von Bovo Marina fuhr man in klitzekleinen 15 Minuten...tatataaaa! Zum nächsten Strand. Wohin auch sonst! Leider ohne Sandspielzeug. Das liegt in Landau in der Garage. Klaro. Am Capo Bianco sind, wie der Name schon irgendwie verrät, weiße Kreidefelsen zu bestaunen. Dazu feiner Sandstrand, jede Menge Kieselsteine. Und der allseits ungeliebte Müll. Wir haben das Beste draus gemacht, ließen uns treiben (nicht aufs Wasser hinaus. A...kalt!) und sind jetzt steinreich. Madame ahnt es schon - ähnliches Strandgut-Übergewicht bei der Rückfahrt wie in Skandinavien. Und das liegt diesmal nicht an den 3 Tonnen gesammelten Preiselbeeren!
Das Straßennetz hier ist übrigens so undurchsichtig, verschachtelt und von Einbahnstraßen und Sackgassen durchzogen, dass selbst Google Maps manchmal völlig falsch navigiert und man gezwungenermaßen Umwege (mit hoffentlich guten Wendemöglichkeiten!!) fahren muss. Da ist es nicht verwunderlich, wenn man für 4 km geschlagene 20 Minuten braucht. Die kurze Strecke weiter nach Agrigent verlief aber tutto perfetto. Heute war kein wildes Campen angesagt - wir brauchten dringend Wasser und eine leere Campingtoilette. Ach ja, Duschen wäre auch nicht schlecht. Aller Stirnbänder und dem verdeckten fettigen Haaransatz zum Trotz. Der Campingplatz Valle dei Templi besticht vor allem durch überraschende Sauberkeit - und hier versucht auch nicht die Frau des Hausmeisters Kettchen und Armbänder zu verkaufen. Diesmal wird stattdessen penibel kontrolliert, dass alles seine Ordnung hat und sich die Gäste auch angemessen benehmen. Vielleicht stammt der gute Mann ja aus Deutschland!? Wer weiß... Beim Einkauf am Nachmittag (Vorsicht - erst ab 16h wieder geöffnet!) landete so einiges in unseren Taschen...auch Gelato. Natürlich. Was sein muss, muss sein. Und nachdem Minimonsieur meinte, er wolle nicht, dass Madame weniger isst und mehr Sport macht, weil dann ja der Speckbauch verschwinden würde...und er nicht mehr hineinpieksen könne, wird Madame nur soviel dazu sagen - sein Wunsch ist ihr Befehl! Ha.



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26.1.2022
Auf Irrwegen
Die vergangene Nacht am Hafen von Licata war durchwachsen wie italienischer Pancetta - wache Minimadame ab 1h30, lautstarke Halbstarke und noch lautere Straßenhunde...das Tagesprogramm musste also gut sein, um die Müdigkeit in die Flucht zu schlagen! In 1,5 Stunden ging es ans Castell Donnafugate, einem Schlösschen aus der Barockzeit. Und das empfing uns zur Privataudienz. Hoch-Nebensaison eben. Trotz der hohen Inzidenzwerte hier (weit über 1000 in Italien) haben wir wohl deutlich weniger soziale Kontakte als in der Heimat! Das Castell bestach durch zauberhafte Zimmer mit bunt bemalten, meist floralen Tapeten, wunderschönen Möbeln mit filigranen Intarsien und goldigen Schnitzereien und einem rosa Traum von Schlafgemach nur für Prinzessin Minimadame...die irgendwann fragte, ob die hiesige Prinzessin denn schon ausgestorben sei. Ja, und obendrein war sie alles andere als hübsch, wie uns ein kleines Porträt an der Wand veriet. Hübsch war nicht nur das Castell selbst, sondern auch der große Park rundherum. Der übrigens komplett videoüberwacht und gesichert war. Ganz im Gegensatz zu den Schlosszimmern selbst - da hingen ja auch nur wertvollste, riesige Gemälde aus dem 17.Jahrhundert rum! Keine Sorge. Alles noch an Ort und Stelle! Ehrenwort. Der Park bot übrigens noch ein weiteres Highlight - ein gut 2 m hohes gemauertes Labyrinth. Laut Tafel am Eingang sollte man für den Weg zum Zentrum und wieder hinaus 30 Minuten brauchen. Mit Glück. Wir versuchten unser Glück und erreichten das Zentrum nach exakt 9:04 Minuten. Für den Rückweg benötigte der kompasseingebaute Monsieur gerade einmal knappe 5 Minuten, ohne auch nur ein einziges Mal falsch abzubiegen! Dafür kann er sich aber noch nicht einmal die Namen seiner Neffen und Nichten merken.
Den anschließenden Hunger stillte man in einer kleinen Trattoria in Sichtnähe der lieben Donna, deren Besitzer nur für uns die Küche öffnete (Es war gerade 15h! Eigentlich gessslosssen.) und uns leckere Antipasti und Pasta kredenzte. Leider sprach der nette Italiener keinen einzigen Brocken Englisch und so brachte man uns anstatt 2 Portionen Pasta zum Teilen einfach 4! Und jede davon so reichlich, dass ein Blauwal nach 14-tägiger Plankton-Diät davon satt geworden wäre! Der riesige Berg, den wir nicht schafften, wanderte mir nichts dir nichts in die herbeigeschaffte Tupperbox aus dem Mobil. Den Besitzer ließen wir dann einfach in dem Glauben, die kleine Minimadame hätte ihre komplette Pasta alleine mangare. Vom Glauben abgefallen wären wir beinahe als uns während des Essens nicht nur 2 Hunde, 1 Katze und 2 Gänse Gesellschaft leisteten, sondern plötzlich 5 Esel und knapp 50 Kühe und Kälbchen am Tisch vorbei in den Stall getrieben wurden. A Riesen-Gaudi!





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27.1.2022
Coiffeurskunst
Der morgendliche Blick in den Spiegel verrät es - Madame ist alt. Asbach uralt. Die feinen Fältchen haben sich zu ausgewachsenen Fjorden entwickelt. Da hilft kein cremen, zupfen und klopfen mehr. Und die grauen Haare erst. Schießen aus dem Kopf wie Pilze in einer Zuchtanlage. Hauptsache, die grauen Zellen bleiben noch etwas erhalten. Haare lassen wollten heute endlich die Minimenschen - ein neuer Schnitt musste her. Madame höchstpersönlich spielte Coiffeur. Ob das eine gute Idee war!? Minimonsieurs Ergebnis war tatsächlich vorzeigbar, bei Minimadame sah die Lage anders aus. Just in dem Moment als Madame das Zöpfchen oberhalb des Gummis abschnitt (die ersten Haare für die Erinnerungskiste müssen sein), drehte Minimadame blitzschnell den Kopf, um zu sehen, wie das Zöpfchen wohl aussehen mochte und schwupps...waren die Haare raspelkurz. Wenn auch nur an einer Seite - aber irgendwie musste die Länge ja angeglichen werden. So exzentrisch-schief-schräge Frisuren wie sie Gloria von Thurn und Taxis in den 80ern trug, will man einer 3-jährigen einfach nicht zumuten. Soll heißen - Minimadame hat nun kürzere Haare als ihr Bruder! Die Kleine selbst schwer begeistert von der neuen Haarpracht. Madame den Tränen nah. Monsieur spricht nur noch von seinen zwei Jungs...uaaaaahhh! Zeit für Oohhs und Ahhhs war es dann beim nächsten Halt in dem wunderschönen Barockstädtchen Ragusa. Sehr malerisch gelegen, präsentierte sich die augenscheinlich wohlhabende Stadt bei schönstem Wetter. Auch in Ragusa beobachtet man wie in bisher allen anderen Orten eine unglaublich dichte Bebauung. Da passt kein Blatt Papier mehr zwischen die Häuser, geschweige denn ein Garten. Das bisschen Platz um die Gebäude herum ist betoniert. Ein wenig Unkraut in den Bodenrissen das einzige Grün. Das machte uns heute aber recht wenig aus, denn der Blick führte meist nach oben, um diese fantastischen Barockbauten, darunter einen Dom und zahlreiche Kirchen, zu bestaunen. Bestaunt haben wir auch die überraschende Sauberkeit in diesem Städtchen - alles gut gepflegt, trotz Hoch-Nebensaison. Und gibt es etwas Besseres als bei Sonnenschein und leerer Stadt Gelato zu genießen (traditionell kunstvoll mit dem Spatel in die Waffel gezaubert) und einen frisch gepressten Orangensaft zu schlürfen? Genau! Da kam auch der sehr sehr redselige Schweizer (Tatsache! Und er war noch nicht mal besonders langsam dabei...) nicht ran, der seit 13 Wochen in ganz Italien unterwegs ist und seine Rente genießt...wir wissen (unter anderem!!) jetzt auch, dass er lange in der Reinigungsbranche tätig war und für seine Buchhalterin (wie sich später herausstellte - seine Ex-Frau) als Geschenk für die Arbeit zuhause einen 240€ Rucksack aus Echtleder erstanden hatte. Nunja, der Reinigungssektor hat wohl mitunter am meisten von der Pandemie profitiert. Da ist gut und gerne auch mal ein so feines Rucksäckchen drin. Was leider nichts an der Tatsache ändert, dass er gar nicht mal so schön war. Apropos schön - Madame schlief abends seit Monaten das erste Mal mit den Kindern ein. Um 20h. Schönheitsschlaf und so...comprende!?










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28.1.2022
Salve? Salvo?
Die Fahrt ab Piccio führte uns in klitzekleinen 20 Minuten nach Syrakus, einer gut 120.000 einwohnerstarken Stadt an der Ostküste Siziliens.
Der angesteuerte Campingplatz Ippocamping (Frischwasser- und Toilettenalarm!) begrüßte uns mit Mini-Parzellen und dem Charme eines Industriegebiets. Und mit Salvo! Dem wahnsinnig sympathischen und herzensguten Besitzer. Prädikat äußerst wertvoll. Das italienische Unikat sprach kein Englisch, aber einzelne Brocken Deutsch. Mit denen er Madame gleich mal klar machte, dass sie deshalb so bianco im Gesicht (von jung hat er natürlich nichts gesagt!) sei, weil sie weder carne noch pesce noch gamba essen würde. Er hingegen schon (mit Blick auf seinen Bauch). Bei so viel Nettigkeit sah man gerne von, sagen wir, in die Jahre gekommenen Toiletten- und Duschanlagen ab...schön, dass wir das auch im eigenen Mobil erledigen können. Hier wollte selbst Monsieur nicht unter die Brause. Der hatte eh etwas ganz anderes vor - Mission Sandspielzeug war immer noch nicht erledigt. Aus der Mission Impossible sollte heute eine Mission possibile werden! Und dabei brauchte man noch nicht mal Tom Cruise. Die nahegelegene Shoppingmall sollte es richten - immerhin gab es ein riesiges Spielwarengeschäft. Das tatsächlich das Spiel "Hotel" in der Auslage präsentierte. Dafür aber kein Sandspielzeug. Nirgendwo. Auf Nachfrage drehte der Inhaber das gesamte Lager um, bis er ein letztes, kleines Spielset aus dem hintersten Regal zog. Das ist eben absolute Sommerware meinte er. Na hör mal - für deutsche Verhältnisse ist das hier Hochsommer! Hochsaison hatte dagegen Salvos Bus - mit dem chauffierte er uns in die Altstadt, auf der Insel Ortygia gelegen. Der Bus war, nunja, genauso in die Jahre gekommen wie der ganze Campingplatz. Kindersitze Fehlanzeige. Ok. Das kann man schon mal machen. Aber es fehlte eben ein anderes sehr wichtiges Teil - die Anschnallgurte! Die gab es nur für Fahrer und Beifahrer...in Benutzung waren sie trotzdem nicht, capito? Warum auch - bei dem bisschen Ignorieren der Verkehrsregeln und Missachtung des Tempolimits ist Anschnallen doch völlig überzogen. Gelohnt hatte sich die abenteuerliche Fahrt mit dem klapprigen Bus aber allemal - Syrakus' Altstadt ist atemberaubend schön! Bereits 730 v.Chr. gegründet, war sie lange Zeit die wichtigste und mächtigste Stadt Siziliens und hat eine bewegte Geschichte hinter sich. So drohte die Altstadt nach dem zweiten Weltkrieg zu zerfallen, weil es immer mehr Einwohner in die modernen Wohnviertel auf das Festland zog. Durch umfangreiche Sanierungsmaßnahmen in den 1990ern wurde die Altstadt wieder aufgewertet und belebt. Hier stehen auch die meisten historischen Bauten, bei deren Anblick man einfach schweigend staunt! Nicht umsonst sprechen einige sogar von der schönsten griechischen Stadt überhaupt. In der übrigens als einzige Stadt in Europa echter Papyrus wächst (stimmt...persönlich gesehen). Gewachsen war bei der ganzen Mannschaft mittlerweile das Loch im Bauch. Nach wunderschönem Sonnenuntergang am Hafen, schlenderte man auf der Suche nach Essbarem (um 18h nahezu utopisch, weil sämtliche Restaurants frühestens um 19h die Pforten öffnen!) durch die wunderschön beleuchteten Gässchen und fand tatsächlich Platz im "A Potia". Das Essen war fantastico - angefangen von den Bruscetta (die besten, die Madame je gegessen hat!), den Antipasti, dem Fisch unter Pistazienkruste für Monsieur, der Parmigiana di Melanzane für Madame und diesem köstlichen Tiramisu. Eigentlich passte kein Nachtisch mehr rein. Uneigentlich gibt es ja glücklicherweise den Sekundär-Magen. Nur für Dolci! Und damit man am Ende des Tages die zugeführten Kalorien bloß nicht mehr verbrennt, kam Salvo mit seinem Klapper-Bus pünktlich zum Abholen und brachte uns nach Hause ins rollende Heim. Salve Salvo!










25.1.2022
Tempelhopping
Der tägliche Aufbruch ist vor allem von einem abhängig - dem morgendlichen Aufwachen der Minimadame. Unglücklicherweise schläft sie meist keinen Deut besser als im Sommer. Macht die Nacht ab 5h (oder auch mal so ab 2h) zum Tag und knackt gegen 7h noch mal weg...und schnarcht dann so bis 10h30 derart laut vor sich hin, dass es sogar den Weihnachtsmann in finnisch Lappland aus dem Bett wirft. Da hilft auch kein Rufen, Rütteln, das Öffnen aller Rollos und Aufdrehen des Radios. Selbst das Hochklappen des Lattenrostes (und das Herumkugeln der Minimadame), um Nötiges aus der Heckgarage zu fischen, quittiert sie mit unbeeindrucktem Weiterschlafen. Und auch der Campingplatz bietet kaum Geräuschkulisse, da lediglich 5 Mobile campieren...unter anderem das Ehepaar mit dem mitgeführten Trabi auf dem Zusatzanhänger, der auf dem ersten Stellplatz nahe Palermos bereits Eindruck machte. Man sieht sich immer zwei Mal im Leben, nicht wahr? Mit der Fahrt zum ersten Ziel des Tages brach man einen neuen Rekord - 6 Minuten vom Campingplatz in Agrigento zum Parkplatz unterhalb des Tals der Tempel in...Agrigento. Jepp, das fröhliche Tempelhopping ging weiter! Aber das Weltkulturerbe in Valle dei Templi konnten wir uns nicht entgehen lassen - gut 2500 Jahre alte griechische Tempel, der größte unter ihnen mit Ausmaßen eines Fußballfeldes, waren wirklich einzigartig. Da fühlte sich der 3,5 km lange Rundweg wie ein kleiner Frühlingsspaziergang an. Und am Ende gab's Gelato aus dem Gefrierfach und eine Live-Bagger-Show auf dem Parkplatz. Yeah! Agrigent selbst ist ein Ort der krassen Gegensätze - auf einem leichten Hügel diese antiken, wunderschönen Tempel, umrahmt von einer Stadt, die aussieht als wäre sie geradewegs dem Parker-Spiel "Hotel" entsprungen und zumindest aus der Ferne das gewisse Nichts hat (das "Hotel"-Original spielte man Mitte der 80er Jahre - ähnlich wie Monopoly scheffelte man Geld, indem man ganze Hotelburgen baute und die Konkurrenz in die Insolvenz trieb. Diese alte Spielversion wird gebraucht im Internet für über 100€ angeboten...tja, hätte hätte Fahrradkette Madame damals nur zugeschlagen. Das Spiel besaß leider nur eine Schulfreundin. Ob die das Spiel immer noch hat....hmmmm). Und gerade diesen Gegensätzen begegnet man hier täglich - da stehen höchst imposante, bis ins kleinste Detail gepflegte Palazzos, Castells und Villen direkt neben heruntergekommenen, baufälligen oder unfertigen Gebäuden. Ein spannender Kontrast, der aber auch nachdenklich stimmt. Nachgedacht hat man auf der Weiterfahrt nach Licata nicht nur darüber, was wohl in dem Meer an Folientunneln entlang der Autobahn wächst (wir vermuten Tomaten, Artischocken und Paprika), sondern auch darüber, wo man denn am besten noch etwas Sandspielzeug erwerben könnte - auch hier erwies sich Google als zweifelhaftes Medium (so wie diese angeblichen Hellseher im Astro-Esoterik-TV). Maps schlug uns als einziges Ziel Folgendes vor - Sandspielzeug aus Metall aus dem Erzgebirge. Also ob sich DAS lohnt...