
Sanna, Peter, Oskar & Ida
Heidweiler
Winter 2022
Italien & Balkan
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19.2.2022
Schlaraffenland
Die körperliche Aktivität bis zum Nachmittag beschränkte sich auf den kurzen Fußweg zwischek Mobil und Strand. Bei strahlendem Sonnenschein und völlig ruhiger See erfreute man sich am Muschel-Sammeln (also die Minimenschen...die Großen verzweifeln immer mehr), der Ruhe (außer ein paar Fischern niemand zu sehen...) und am traumhaften Wetterchen. Das verdrehte Monsieur derart den Kopf (Sonnenstich?), dass er sich bei einer Wassertemperatur von gerade einmal 13 Grad in die Fluten traute. Unser Held. Ein Held war auch Miri, der uns beim Picknick im Sand plötzlich Gesellschaft leistete - er arbeite seit 5 Jahren immer wieder in Deutschland auf dem Bau. Vergangenen September habe er einen schweren Unfall dort gehabt. In einer Autobahnabfahrt sei ihm eine junge Frau fast ungebremst aufgefahren. Er selbst, schwer verletzt, habe die Frau noch aus dem brennenden Fahrzeug gezogen bevor er selbst ohnmächtig wurde. Nein, keine Probleme mehr. Alles gut, versicherte er. Alles bestens war (es) dann am nächsten Ziel - nur klitzekleine 40 min von der Küste ins Inland entfernt liegt das Agritourizmo mizri i zanave. Es sollte ein Besuch im Schlaraffenland werden! Denn dort war nicht nur kulinarisch für jeden etwas dabei. Dieses Kleinod in den sanften Hügeln Albaniens wartete mit Spielplatz, Kühen, Gänsen, Ziegen, Schafen und Eseln auf. Für die Großen gab es abends ein köstliches Essen, ausschließlich mit Produkten von der Farm selbst oder den Bauern aus der Nachbarschaft. Als Aperitif kam vorneweg frisch gepresster Granatapfelsaft (genauso wie der bestellte Apfelsaft für die Minimenschen!), dazu Platten mit hauseigenem Käse, Wurst, Schinken, gepickeltem Gemüse, Feigenbrot, frischen Brötchen, Oliven, süßsauren Perlzwiebeln...allein davon wären Madame und Monsieur eigentlich satt gewesen. Uneigentlich kamen dann noch Pasta mit Pilzen und Lamm mit Kartoffeln dazu. Ach so, das Dessert natürlich auch. Warmer Schokoladenkuchen mit Eis, frischem Granatapfel, eingelegten Quitten und getrockneten Kornellkirschen. Für 40 €. Zusammen. An Frische und Qualität wohl kaum mehr zu überbieten. Wie der Umfang unserer Bäuche...
P.S. Heute erfuhren wir von unseren lieben Stromboli-Freunden Bernadette und Otmar, dass seit gestern die Olympia-Fähre der Grimaldi Lines, mit der wir vor genau 9 Tagen fuhren, in Brand geraten ist...11 Trucker, die trotz Verbots in ihren Führerhäusern auf dem Parkdeck schliefen anstatt sich an Bord zu begeben, starben in den Flammen. Wir sind entsetzt, geschockt und in Gedanken bei den Familien der Opfer. Und unendlich dankbar, dass wir nicht gestern diese Fähre gebucht hatten...



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20.2.2022
Feenland
Mizri i Zanave heißt übersetzt Feenland...und so kam es uns tatsächlich ein bisschen vor. Hier herrscht das wohlbekannte Friede, Freude, Eierkuchen. Alle Angstellten sind unglaublich nett und helfen, wo sie nur können. Das Angebot, einen Rundgang über die Farm zu machen, nahmen wir gerne an. Vor allem Madame. Wenn es ums Essen geht, ist sie ganz vorne mit dabei! Der nette Feenherr führte uns tatsächlich bis in die Produktionshallen, in denen Wein, Raki, Wurst und Käse hergestellt und die Früchte zu Mus, Marmelade und Kompott verarbeitet wurden (selbst die Schalen der Wassermelone werden eingemacht). Einfach so. Mit Straßenschuhen. Hier gelten eben auch andere Hygienevorschriften. Aber es war unglaublich interessant zu erfahren, wie dieses Feenland arbeitet. Think global, eat local ist das Motto dieses Agritourizmos, das in Albanien bisher absolutes Alleinstellungsmerkmal hat. Ganz ganz wunderbar! Ein unbedingtes Muss für alle Albanienbesucher (unbezahlte Werbung!). Nach einer letzten Fahrt mit der Traktor-Eisenbahn verabschiedeten wir uns aus dem Land der Feen und zogen weiter gen Norden. In Skhodra, der drittgrößten Stadt Albaniens, schlugen wir unser Nachtlager auf. Das letzte in diesem wunderschönen Land.





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21.2.2022
Begegnungen
Auf Wiedersehen Albanien! Heute kehrten wir diesem wunderbaren Land vorerst den Rücken und reisten weiter Richtung Montenegro.
Was nehmen wir also mit aus diesem Land?
Die unübertroffene Freundlichkeit der Menschen.
Die Schönheit der Natur (den Müll hauen wir einfach in die Tonne und hoffen, dass das Land zukünftig ein paar mehr Tonnen aufstellt und ein grundsätzliches Umdenken stattfindet...).
Die (noch) vorhandene Ursprünglichkeit des Landes, zumindest in den östlichen Bergregionen.
Die Bilder des einfachen, oft von Armut geprägten Lebens.
Die Begegnungen mit so vielen tollen Menschen - Toni und Miri, die seit Jahren zwischen Deutschland und der Heimat pendeln, um ihre Familien zu unterstützen, Zati, die uns mit ihren Quitten und Kirschen den Milchreis versüßt, der Steinmetz Gent an der Mesi Brücke in Shkodra, der uns direkt seinen Facebook-Account durchgab - er würde bei Bedarf nach Deutschland fliegen oder die Angestellte des letztes Campingplatzes, die mir einfach so 8 frisch geerntete Kiwis schenkte und stolz Hochzeitsbilder ihres Sohnes zeigte...wir danken euch für eure Freundlichkeit, eure Offenheit und eure außerordentliche Gastfreundschaft!
Monsieurs Eltern besuchten Albanien übrigens vor knapp 7 Jahren - in ihrem eigenen Sabbatjahr - und erzählten uns, dass nach der Kontrolle an Albaniens Grenze plötzlich ein Reisepass fehlte. Der gestohlene Ausweis wurde garantiert für illegale Machenschaften verwendet - das glaubten wir zumindest. Bis letzten Sommer - da erfuhren wir nämlich, dass sich der Pass kurz darauf gefunden hatte - er war im Wohnmobil zwischen die Sitze gerutscht!
Tja, und ganz am Ende bleibt die Erkenntnis, allen Zweiflern und Skeptikern zum Trotz, dass es die beste Entscheidung war, genau dieses Land zu bereisen!
Faleminderit, Albanien.
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22.2.2022
Bitch Olé!
Nach dem gestrigen Lebewohl in Albanien passierten wir anschließend die montenegrinische Grenze und fielen in die 2.Heimat des Monsieurs ein. In Ulcinj (jahaaa, wird genau so geschrieben!) war er nun bereits das 4.Mal zu Gast. Dieses Mal mit Familienanhang, sonst im Sommer zum Kumpel-Feiern HA. HAHA. Monsieur und Party! Das ist ein bisschen wie Schinkenhäppchen vom Iberico-Schwein auf einer veganen Food-Messe...Neeee, Schüleraustausch. Man parkte direkt an der alten Festung und zahlte dem herbeigelaufenen Mann 6 € für die Übernachtung...wie Monsieur hinterher erfuhr, kosteten die Plätze im Winter deutlich weniger. Nämlich nichts. Nach Strandbesuch mitten in der Stadt und richtig leckerer Pizza mit deutsch sprechendem Kellner (er habe als Kind immer Pro 7 und RTL 2 geschaut...zu etwas sind sie also doch nütze!) Warfen sich alle erledigt ins Bett. Das nächtliche Gewitter mit Sturmböen, Platzregen und ordentlich Donner ließ das Mobil erzittern und die Großen wach liegen...im Gegensatz zu den Minimenschen. Das erste Ziel des heutigen Tages war die nahegelegene Olé...wie? Kennt ihr nicht?! Wir auch nicht...die Olé des Minimonsieurs stellte sich dann als Moschee heraus. Die einen derart weichen Teppichboden und Fußbodenheizung besaß, dass die Minimenschen am liebsten dort übernachtet hätten. Übernachtet wurde auch am nächsten Ziel nicht - laut eines Ortsansässigen sollten wir unbedingt an den Ladys Bitch spazieren. Der sich als Beach herausstellte. Und im Sommer ausschließlich für Damen reserviert ist und von strengen Pförtnern bewacht wird. Dank Hoch-Nebensaison durfte heute sogar Monsieur einen Blick in die verlassene Bucht werfen. Ganz und gar nicht verlassen waren wir dann am Nachmittag - im Plaza Restaurant stand ein Treffen mit Haxhere (jaha, und auch dieses Wort korrekt geschrieben!), einer der ehemaligen Begleitlehrer des Schüleraustauschs statt. Haxhere, gesprochen wie Hatschere, brachte nicht nur tonnenweise Geschenke in Form von zuckersüßen montenegrinischen Plätzchen, Bonbons und Keksen mit, sondern war einfach unfassbar nett und sympathisch. Anschließend sollten wir einmal mehr erfahren, dass man kulinarischen 5 Sterne-Bewertungen auf Google nur bedingt trauen kann. Der Besitzer rief nach der Bestellung zunächst seine Frau an, damit das Essen überhaupt erst zubereitet werden konnte. Die beiden bestellten Gurkensalate wurden schwupp di wupp von der Bestellung gestrichen (man hätte auf der Salatplatte doch genügend Grün drauf...wahrscheinlichgab es keine Gurken!), das Kartoffelpüree des Minimonsieurs war eines dieser fiesen fertig angerührten Trockenprodukte (dass es so etwas überhaupt noch gibt...), ein Stubentiger machte sich als Küchenhilfe nützlich und Monsieurs Essen wurde serviert als alle anderen bereits fertig waren. Aber - wir hatten eine fantastische Zeit mit Haxhere und das ist ja wohl die Hauptsache. Mahlzeit!



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23.2.2022
Blog olé
Die zweite Nacht in Ulcinj verbrachte man direkt am Hafen. Das Gewitterchen hatte sich längst verzogen und gab den Himmel frei für Sonnenschein! Genau das richtige Wetter für einen Ausflug zur örtlichen Saline. Das 15km² große Areal war vor seiner Stilllegung größter Arbeitgeber hier in der Region. Dank des Einsatzes von einigen Aktivisten konnte verhindert werden, dass das in private Hand übergegangene Gebiet zu einer einzigen Luxusresortanlage umgebaut wurde. Heute ist die Saline wieder in staatlichem Besitz und ein Naturschutzgebiet, dass vor allem im Frühling hunderttausende Pelikane, Kormorane und Flamingos beherbergt. Mit kostenlosen Ausleih-Fahrrädern erkundeten wir immerhin 5% des Areals und sahen Flamingos...durchs Fernglas. Das Leben ist eben kein Ponyhof (außer für Minimadame!). Eigentlich hätte uns der Tagesplan bis ins Städtchen Budva geführt, uneigentlich zogen wir den Ist-doch-egal-ob-wir-morgen-erst-hinfahren-Joker und strandeten auf einem schönen Campingplatz in irgendeiner Bucht zwischen Ulcinj und Budvar. Sonnenuntergang am Strand. Und WLAN. Blog olé!





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24.2.2022
Himmelsstürmer
Dank des campingplatzinternen stabilen WLANs (Passwort love4all - treffender könnte es gerade wohl nicht sein...) sind wir wieder up to date. Die nächstgelegene Stadt Budva ließen wir heute recht spontan links liegen...denn außer einem schönen Altstadtkern sprangen einem sonst nur kastige Großbauten und wenig Flair entgegen... Weitaus mehr Flair hatte da schon Sveti Stefan...die Insel für die Reichen. Ob sie auch schön sein müssen, um auf diesem Eiland einzuchecken weiß Madame nicht. Fakt ist aber, dass man das Inselchen nur betreten darf, wenn man auch ein entsprechendes Zimmerchen im Amanresort gebucht hat. Die kosten zwischen schlappen 700€ und 3000€...die Nacht! Buchen kann man übrigens nicht übers Internet, sondern ausschließlich über den Concierge-Service. Wir sahen von einer Buchung ab und beließen es bei Luftschlössern - Kotor rief! Bei Kaiserwetter genossen alle den wunderschönen Hafen und den fantastischen Blick von der Festung auf die Altstadt und den Fjord! Die atemberaubende Aussicht musste man sich aber erstmal redlich verdienen. 1350 Stufen schraubte man sich zu Viert über schier endlose Spitzkehren den Berg hinauf. Die Minimenschen zogen mit...und Madame auch manchmal hinterher. Der Alstadtkern wunderschön anzusehen mit seinen vielen Steinbauten aus einem Guss, die auf zahlreiche kleine Gässchen verteilt waren und aussahen als stünden sie in einer Disneyland-Themenwelt. In der Hochsaison halten hier auch mal bis zu 4 Kreuzfahrtschiffe. Täglich. Und tausende von Touristen stürmen Altstadt und Festung. Wir danken an dieser Stelle einmal mehr der Hoch-Nebensaison - nichts los und auch kein Eintritt für die Begehung der Festung fällig. Das gesparte Geld warf man dann aber gleich für gar-nicht-mal-so-leckeres Eis hinaus. Dafür war der ausgewählte Campingplatz eine gute halbe Stunde von Kotor entfernt ein Hauptgewinn...klein, aber fein. Mit Olivenbäumen und direkt an der wunderschönen Bucht...schööön.





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25.2.2022
Game of Thrones
Tschüss Montenegro, Willkommen Kroatien! Das fröhliche Länderhüpfen geht weiter...obwohl Madame sehr gerne noch auf diesem schönen Campingplatz nahe Kotor verweilt hätte...dieser hübsche Besitzer machte dem norwegischen Wikinger deutliche Konkurrenz. Hach, waren die zwei schön. Nur Monsieur ist schöner. Also ab ins Mobil und los Richtung Dubrovnik. Diese wirklich wunderschöne Stadt mit seiner unfassbaren Altstadt war Schauplatz einer der erfolgreichsten Serien überhaupt - Game of Thrones (Madame hat tatsächlich keine einzige Folge davon gesehen. Interessiert sie nicht die Bohne. Höchstens Bohnensalat. Jaja - Madame mjamm mjamm und das liebe Essen.). Diese Festung sieht wirklich wie eine einzige große Filmkulisse aus! Mit einer Festungsmauer, die so breit ist wie knapp 4 Madames lang. Ui ui ui...Die Altstadt, erbaut im 14. Jahrhundert und aufgebaut wie ein Schachbrettmuster (wie in Mannheim hat man sich trotzdem nicht gefühlt), beherbergt zig Souvenirläden, Game of Thrones Fanshops, Kirchen und Kapellen, Schmuck- und Handtaschenstores, Eisdielen, ein Selfie-Museum (ohne Witz!), Bars, Cafés, Restaurants und und und. Eine einzige Freiluft-Shoppingmall in der wohl schönsten Kino-Kulisse weltweit. Da schmeckten Eis und Pizza gleich doppelt so gut. Mjamm mjamm!



