
Sanna, Peter, Oskar & Ida
Heidweiler
Winter 2022
Italien & Balkan
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15.01.2022
Winter ade, scheiden tut sowas von gut
Hereinspaziert, hereinspaziert - Manege frei für die nächste Vorstellung!
Allerdings nicht mit Glitzer, Popcorn, Clown und Konfettikanone, sondern mit Nebel. Jahaaa, nicht wirklich der Nebel des Grauens, aber Nebelsuppe muss es jetzt auch nicht täglich sein! Also ab in den Süden...um genau zu sein - nach Freiburg. Boah, da sind die Vier aber richtig weit gekommen. Mal sehen, ob sich gute 1,5 Stunden weiter südlich der Nebel verzogen hatte...ähh. Nö. Wir hatten trotzdem eine richtig tolle Zeit - verbrachten Nachmittag und Abend bei lieben Freunden und stimmten uns auch kulinarisch ganz auf unser eigentliches Zielland ein. Die Kulinarik kam besonders bei Madame in den letzten Wochen ganz auf ihre Kosten - mit Plätzchen, Lebkuchen, Stollen und Ach-jetzt-ist-es-eh-egal-wenn-ich-das-noch-esse errangen nun Weihnachts- und Coronakilos einen Sieg im Doppel. Mit 6:0 und 6:0 glatt in 2 Sätzen. Und wann sollte man spätestens mit dem Abnehmen beginnen? Wenn die gut 3-jährige Tochter fragt, warum man denn eigentlich so einen dicken Bauch hätte! Deshalb fahren Monsieur, Madame und die Minimenschen genau dorthin, wo Diäten und asketische Ernährung zum nationalen Kulturgut gehört! Wie? Noch nie etwas von der Pizza- und Pastadiät gehört? Ich auch nicht. Kann man ja aber mal ausprobieren, oder? Ciao Italia!
Als reines Transitland war diesmal die Schweiz auserkoren, die uns immerhin ein paar Zentimenter Restschnee an den Autobahnseitenstreifen präsentierte. Die Straßen so dünn besiedelt wie in Norwegen und selbst in der gefürchteten Stauhölle Gotthard kamen uns auf 17 km lediglich 19 Fahrzeuge entgegen. Dafür hatten Monsieur und Madame ein ganz anderes Problem - den kindlichen Schlaf. Wie immer. Die letzte Minimenschin erreichte das Träumeland um exakt 21h30, eine Winzigkeit zu spät, um trotz elterlicher Vorsichtsmaßnahmen (Abhängen der Fahrerkabine mit 2 Tonnen Decken und Tüchern) heil durch den hellerleuchteten Tunnel zu kommen...nach lautstarkem Kampf trug Minimadame dann doch den Sieg davon und schlief trotz Partylicht wieder ein. Ankunft in Italien um exakt 23h38. Wer kann schon von sich behaupten, an einem Tag in drei Ländern gewesen zu sein...das geht sonst nur in der Drei-Wetter-Taft-Werbung aus den Neunzigern. Berlin - Windstärke 5 - das Haar sitzt. Wir haben heute eindeutig genug gesessen...Buona notte!

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16.1.2022
Como stai?
Monsieur und Madame versuchten sich in den letzten Wochen im Italienisch-Lernen. Nach der spanischen Sprach-Katastrophe im November wollte man nichts mehr dem Zufall überlassen! Babbel sollte es richten. Die anfängliche Euphorie über Senor Russo, der habita a Trieste wich so langsam aber sicher dem kleinen, winzigen Tierchen namens innerer Schweinehund, den zumindest Madame nur sehr schwer überwinden konnte. Um genau zu sein - gar nicht. So bleibt es also bei Ciao, piacere Sanna. Come stai? Heute würde wohl auch Como stai passen, denn das Nachtlager schlugen wir Nahe der italienischen Grenze im beschaulichen Como auf. Der kleine Sonntagsspaziergang durch das beschauliche Städtchen zeigte vor allem die sportliche Seite der Italiener - man fühlte sich wie ein Zuschauer beim Giro d'italia und musste mehr als einmal aufpassen, sich in den schmalen Straßen nicht von lautstark plappernden Rennradfahrerkolonnen über den Haufen fahren zu lassen. Hier war an einem Sonntagmorgen mehr los als zur Landauer Rush Hour am Montagabend. Nach dem morgendlichen Trubel ließ man den Nachmittag dann deutlich ruhiger angehen - und fuhr weiter zur geradezu majestätischen Klosteranlage Certosa di Pavia. Ein riesiges Gelände mit atemberaubender Klosterkirche, Kreuzgängen, Nebengebäuden, Innenhöfen und vielem mehr. Mit Kindern verzichtet man eigentlich auf langatmige Begehungen solcher Sehenswürdigkeiten. Uneigentlich tappte die ganze Mannschaft in die Führungsfalle! Ein netter Mönch lotste ca. 120 eng gedrängte Besucher (Corona gibt es in den heiligen Hallen wohl nicht) durch die Klostermauern. Und Monsieur, Madame und die Minimenschen versehentlich mittendrin. Und keine Fluchtmöglichkeit. Denn hinter der Großgruppe verschlossen sich wie auf wundersame Weise die Türen. Und erst der Mönch öffnete den jeweils nächsten Ausgang. So verbrachte man knappe 2 Stunden im heiligen Gemäuer und kam sich fast wie im Da Vinci Code vor. Nur dass Tom Hanks nicht zu Hilfe eilte. Und am Ende durfte auch nur der das Heiligtum verlassen, der dem netten Padre am Ausgang das passende Scheinchen in die fromme Hand drückte. Die Nacht verbrachte man dann mit direktem Blick aufs Kloster. Die perfekte Voraussetzung für himmlische Träume. Hallelujah!







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17.1.2022
Pesto alla genovese
Unser heutiges Ziel erreichten wir in gut 1,5 Stunden weiter südlich. Unser ganz persönliches Pesto alla genovese (ahhhh! Es geht nach Genua) sah allerdings keine Pasta für uns vor, sondern den Besuch des größten Aquarium Italiens. Wir können es einfach nicht lassen! Trotz des Preises von schlappen 68€ für 3 Personen (Minimadame wurde noch für umme hineingelassen) gönnten wir uns auch in Bella Italia dieses besondere Erlebnis - Rochen, Meeresschildkröten, Zebrahaie, Sägefische, Delfine und Seekühe raubten uns einmal mehr den Atem (und es gibt tatsächlich einen Einhornfisch! Ungelogen.). Der Zeitslot von 2,5 Stunden wurde Dank weniger Besucher und fantastischer Aquarien fast bis zum Schluss ausgereizt. Die Geduld der Minimenschen nahezu auch. Soll heißen - her mit dem Eis! Das gibt's in Eataly natürlich auch im Januar...war aber gar nicht mal so gut. Roberto, wir vermissen dein Gelato! Von Genua selbst gab's genau 4 Dinge zu sehen - das Aquarium, das Eiscafé, einen kommunalen Spielplatz und den Parkplatz für schlappe 30€ (City halt). Ein bisschen Genua-Feeling schwappte dennoch über - prächtige Palazzos neben modernen Bauten neben Gebäuden aus dem Mittelalter in kleinen, schmalen Gässchen und verwinkelten Straßen. Ein wunderbarer Mix aus verschiedenen Epochen verschmilzt hier zu einem harmonischen Gesamtbild.
Ein großes Bild gab es dann am hiesigen Hafen - ab 20h hieß es nämlich Einreihen in die Blechkarawane vor der GNV Sun Excellent, unsere Fähre, die uns nach...tatatataaaaa Palermo bringen sollte. Jawohl, es geht nach Sizilien! Viele Horrorgeschichten über das Einchecken, die Zimmerverteilung, die Sauberkeit und das Essen hatte man bereits ausgiebig gelesen. Unser Glück - die Fähre war nur zu einem Drittel ausgebucht und daher blieb das befürchtete Chaos beim Auffahren aus, obwohl bereits hier klar wurde, dass beim italienischen Völkchen, sagen wir mal, Verkehrsregeln eine eher untergeordnete Rolle spielen.
Nach unwissentlicher Zimmer-Umbuchung und dementsprechendem Nicht-Funktionieren des Kabinenschlüssels, freute man sich, endlich angekommen, selbstverständlich auch auf die Minibar. Zur Begrüßung und einem noch tollerem Erlebnis auf dieser Fährüberfahrt (das pries zumindest ein nettes Schildchen auf dem Schreibtisch an) gab es den Inhalt eben jener gratis. Monsieur und Madame erhofften sich wie in Norwegen und Finnland eine reiche Auswahl. Erwartet wurden sie dann von zwei einsamen Fläschchen Wasser - naturale e frizzante. Io prendo uno spritz! Ein bisschen Babbel ist also doch hängen geblieben. In diesem Sinne - Salute!










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18.1.2022
Benvenuti a Palermo!
Die Nacht auf einer äußerst schlanken 90cm Schlafcouch für zwei Personen (darunter die in der Nacht auf Riesengröße anwachsende Minimadame!) ließ uns am Morgen nicht gerade enthusiastisch aus den Federn hüpfen. Immerhin wurde die Matratze am Abend zuvor auf den Boden verfrachtet, um unnötige Stürze aus größerer Höhe zu vermeiden.
Zum Frühstück gab es dann zur Belustigung der Großen italienisches Frühstücksfernsehen, in dem Studiozuschauer kleine Porzellanschweinchen zertrümmerten und sich anschließend lautstark über den Gewinn von Kaffeemaschinen und Staubsagern freuten.
Das eigentliche Frühstück bestand dann zwar aus einem Buffet, dessen Komponenten aber einzeln erworben werden mussten - mit Orangensaft und Käseteller (jeweils 3 Scheiben) hatte man dann auch gleich die exklusivsten Produkte auserwählt und war klitzekleine 30€ für ein bisserl Käs', Marmelade, Butter und verschwindend kleine Brötchen los. Jahaa, und der Orangensaft natürlich. Dippelschisser.
Dank geschlossenem Kinderbereich und Pool verbrachte man den Tag meist auf der Kabine oder an Deck. Das leider vor Rauchern nur so wimmelte...jep, in Italien darf auch in Restaurants und Bars im Außenbereich gepafft werden. Ganz schön gewöhnungsbedürftig nach all den Jahren ohne Qualm! Entschädigt wurden wir dann aber mittags von ganz anderen Düften - denn im Vergleich zum überteuerten und sehr leisen Frühstück, servierte man hier unfassbar leckere Spagetti con pomodori e bufalo und Meeresfrüchte-Pasta. Lasset die Pastaspiele beginnen! Apropos Spiele...wer mit Kindern reist, weiß natürlich - nach spätestens 30 Minuten sieht ein Zimmer aus als hätte eine Bombe eingeschlagen. Nun ja, in diesem Fall war es eine Atombombe! Soll heißen - Drölfzillionen Stunden vor Anlegen am Zielhafen beginnen, das Chaos zu beseitigen, damit auch ja kein Spielstein, Miniauto oder, noch schlimmer, ein Muschel-Popo-Einhorn (jahaaa, es gibt sie immer noch) in den Weiten der Kabine verloren ging.
Entgegen aller Erwartungen erreichte die Sun Excellent pünktlich wie die Maurer Palermo. Unglücklicherweise leierte der Lautsprecher alle Durchsagen nur auf Italienisch rauf und runter. Bis Monsieur und Madame dann mal kapierten, dass nun auch Parkdeck B geöffnet war, hätte man dringendst einen Zeitumkehrer gebraucht. Die motorisierten Nachbarn auf unserem Parkdeck fingen nämlich bereits an, wild um unser Vehikel herumzurangieren, um möglichst schnell ihre Parkbuchten und die Fähre verlassen zu können. So schnell hatten wir wohl noch nie sämtliches Gepäck ins Mobil katapultiert und die Kinder in die Sitze geworfen (und im Flug dorthin bereits angeschnallt), um schlimmere Blechschäden durch wütende Sizilianer zu verhindern.
Palermo selbst glich trotz fortgeschrittener Stunde verkehrstechnisch einem Ameisenhaufen - jeder wuselte herum und suchte sich seinen Weg. Fahrzeuge im toten Winkel gab es häufiger als Payback-Punkte im Rewe. Aber Verkehrsregeln werden ja eh überbewertet, nicht wahr? Während also links und rechts die Rollerfahrer am Wohnmobil vorbeiflogen, die Minimenschen gleichzeitig Hunger und Durst hatten und lauthals darauf bestanden, man möge jetzt sofort doch bitteschön zum fähreigenen Shop zurückfahren, um dieses kitschig-grässliche Glitzereinhorn und den ferngesteuerten Jet zu kaufen (der Shop hatte beim Auschecken Gott sein Dank schon geschlossem, sonst säßen Madame und Monsieur wohl immer noch dort!), versuchte eine nervöse Madame mit einer Mischung aus schlechtem Englisch und noch miserablerem Italienisch telefonisch herauszufinden, ob der ausgesuchte Stellplatz überhaupt geöffnet war. Da nutzte es dem netten Mann am Ende der Leitung wenig, dass Madame nahezu ins Telefon schrie (lauter wird die Sprachwahl auch nicht verständlicher...müsste sie eigentlich wissen) und dabei auch noch wild gestikulierte wie ein Pantomime auf einem Zirkusfestival.
Der Stellplatz hatte noch geöffnet und Monsieur fuhr heil zum ersten Nachtlager auf Sizilien. Danke, du guter, lieber Ehemann!


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19.1.22
Brötchen-Blitz
Morgens um halb Zehn in der Nähe Palermos - Großstadtmusik. Vogelgezwitscher, Hundegebell, melodiöse Wortfetzen, Verkehrslärm, Einsatzsirenen, geschäftiges Treiben rund ums Mobil. Siziliens Hauptstadt begrüßte uns mit Sonne pur und blauem Himmel. Genächtigt hatten wir unter knorrigen alten Olivenbäumen auf einem stadtnahen Stellplatz im Vorort Sferracavallo. Eine Übernachtung in Palermo selbst soll man nach wie vor mit dem Wohnmobil vermeiden. Jaja, das Sicherheitsgefühl ist tatsächlich ein anderes als in Norwegen und Finnland. Vor Fahrtantritt wird das Wohnmobil fachmännisch verrammelt, um etwaigen Langfingern an einer roten Ampel nicht in die Karten zu spielen. Schon seltsam...in Skandinavien vergaßen wir manchmal sogar nachts die Türen abzuschließen. Und da sind sie wieder - diese ewigen Vorurteile, die es dringend gilt, in die Tonne zu hauen! In den Eimer gehauen wurde etwas ganz anderes - hier gibt es fliegende Bäcker, die mit ihrem Auto samt gefülltem Kofferraum lauthals hupend und "Pane, Biscotti!" rufend durch die Gassen pesen, um die frischesten Backwaren an die Kundschaft zu bringen. Und da der Weg vom 3. Stock sowohl für den älteren Herrn als auch den Verkäufer zu weit ist, lässt der werte Senor einfach einen Eimer mit Schnur an der Hauswand herab und Geld und duftendes Gebäck wechseln blitzschnell die Besitzer...Madame musste beim Anblick dieser Köstlichkeiten ebenfalls zuschlagen - mit Händen und Füßen sich verständigend war sie einige Minuten später tatsächlich stolze Besitzerin zweier Pane, einer Tüte Biscotti, einem mit Ricottacrema gefüllten Hefteilchen und einem Ich-habe-keine-Ahnung-was-es-ist-aber-es-schmeckt-unfassbar-gut! Unfassbar witzig fanden wir übrigens die Camper aus Ostdeutschland, die nebst Wohnmobil auch einen Anhänger samt Trabi ihr Eigen nannten und damit seit Jahren herumreisen. Rentner müsste man sein. Haha. Dieses Jahr sind wir auf jeden Fall Teilzeit-Rentner und genießen es in vollen Zügen. Von voll kann hier aber touristisch keine Rede sein - wir liegen gerade mitten in der Hoch-Nebensaison, da ist in etwa so viel los wie der Zustand, nachdem das Nichts in der unendlichen Geschichte alles verschluckt hatte. Nur sonniger. Sonnig war es dann am frühen Nachmittag auch an einer kleinen Bucht mit Stein- und Sandstrand. Die Minimenschen fröhnten ohne Jacke, Schal und Mütze ihrer Sammelleidenschaft (Genau diesen Stein hatte ich schon immer gesucht! Können wir den auch noch mitnehmen? Biiiitte...) und die Großen blickten aufs türkisfarbene Wasser und taten sich schwer mit dem winterlichen Datum. In Castellammare del Golfo schlug man das Nachtlager auf - an einer kleinen, aber feinen Marina mit Überresten eines alten Kastells aus dem 14. Jahrhundert. Nach einem kleinen Spaziergang durch den Hafen enterte man ein schniekes Fischrestaurant direkt vor Ort. Mutig mutig mit 2 Kindern kurz vor dem Hungertod! Aber das hervorragende Entertainmentangebot ließ den Abend tatsächlich völlig entspannt werden - wo kann man schon lebende Hummer direkt neben dem Tisch beobachten? Fast wie im Aquarium...





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20.1.2022
Oceans Twelve
Bereits der kurze Weg vom gestrigen Stellplatz am Hafen hinaus aus Castellammare auf die Autobahn ließ Madame Schweißperlen auf die Stirn zaubern. Kein Wunder, dass die Italiener Miniformate wie einen Fiat Panda oder Smart wählen - die Gässchen hier sind so schmal, steil und verwinkelt, dass selbst ein Regenwurm Probleme hätte, sich hindurchzuzwängen. Und mit einem über 7 m langen Wohnmobil stockte einem so manches Mal der Atem - da wurden Spiegel eingeklappt, Bordsteine zu Hilfe genommen und exakt rangiert, damit man milimetergenau am Gegenverkehr vorbeipasste! Hatte man aber erstmal die rettende Autobahn erreicht, fuhr es sich im Grunde sehr gediegen - wenn da nicht diese penetranten Verkehrsteilnehmer im Rückspiegel aufgetaucht wären. In Italien nimmt man es ja mit den Verkehrsregeln nicht ganz so genau. Insbesondere bei der Geschwindigkeit - da wird man bereits mit Lichthupe bedrängt, wenn man sich erdreistet, nur 20 km/h SCHNELLER zu fahren als erlaubt. In schnellen 50 Minuten erreichte man den ersten Zielort - die wunderschöne Bucht Scopello im Norden der Insel. Mit steil aus dem hellblauen Wasser herausragenden Felsformationen, bewachsen mit saftig grünen Opunzien, rosa Pfefferbäumen und Olivenbäumen so weit das Auge reichte. Schauplatz zahlreicher Hollywood-Streifen, darunter Oceans Twelve. Hier leben in luxuriösen Anwesen nur die Schönsten und besonders Reichen. Und gegen richtig viel Geld darf auch der Ottonormalverbraucher einen Blick auf dieses Kleinod werfen. Wenn, ja wenn keine Hoch-Nebensaison wäre! Chiuso. Gessslosssen, wie der Italiener sagen würde. Genauso wie der angepriesene Zingaro-Nationalpark. Mennnnnoooo... Am frühen Nachmittag Ankunft in San Vito la capo mit einem der schönsten Strände der Insel. Auf dem angefahrenen Campingplatz (Achtung Kalauer - keine Sorge, ihm geht's gut. Kein Klinikaufenthalt nötig!) genau ein weiteres Mobil aus der deutschen Hauptstadt. Deshalb meinte der italienische Besitzer ohne Maske (in ganz Italien gilt die Maskenpflicht übrigens auch im Freien!) auf das Vorzeigen unserer Covpass-App wohl auch "Oh no, i don't need this, we are covid free here!". Sein Wort in Gottes Ohr...




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21.1.2022
Salzblume
Hier in Italien ist es gang und gäbe, seinen Reisepass in die vertrauensvollen Hände des Platzwartes zu legen. Als Sicherheit. Damit man nicht in einer Nacht- und Nebelaktion die Zelte abbricht und den Campingplatzbesitzer um die Gebühr prellt. So auch geschehen in San Vito Lo Capo. Bevor man den heutigen doch sehr sehr sehr in die Jahre gekommenen Platz (fehlende Türgriffe an den Toiletten, kein warmes Wasser zum Spülen...) aber verlassen konnte, hatte der aus dem Senegal stammende Hausmeister noch ganz anderes mit uns vor. Nachdem er Madame bereits gestern einen gehörigen Schrecken eingejagt hatte, indem er plötzlich unvermittelt am Wohnmobil auftauchte und sehr vehement auf einer ID-Card bestand (ahhhh...der Reisepass. Mensch, schon längst beim Besitzer abgegeben!), parkte er mal schnell mit seinem schwarzen Pick-Up den Ausgang zu und klingelte seine Ehefrau aus dem benachbarten Wohnhaus heraus. Die wohlbelaibte Dame, augenscheinlich nur sehr spärlich bekleidet mit einer Art Nachthemd, erschien sogleich am Fenster des Mobils und "schenkte" den Bambini 2 Tonnen Armbänder aus der Heimat. Wir wissen alle, dass es solche Geschenke nur in Filmen gibt. Die 2 allerkleinsten Perlenarmbänder in den westafrikanischen Nationalfarben behielten wir für 5 €. Als hätten wir uns damit ein Sesam-öffne-dich erkauft, wurde der Pick-Up augenblicklich auf die Seite gefahren. Und den Reisepass gab es glücklicherweise ebenfalls zurück. Zurücklegen mussten wir zum ersten Zielpunkt eine knappe Stunde. In einigen Reiseführern wurden wir vor der engen, kurvigen Bergstraße dorthin eindringlich gewarnt. Nunja, nach der Übungseinheit in Norwegen war das eher ein Spaziergang. Sogar mit Mittellinie. Tsss...Monsieur fuhr trotzdem. Besser so. Die Altstadt der Mafiahochburg Erice liegt auf dem gleichnamigen Berg Monte Erice, die restlichen Ortsteile erstrecken sich über den Fuß des Berges sowie an der Küste entlang. Auf dem Hochplateau selbst leben nur wenige hundert Einwohner, die fast ausschließlich vom Tourismus leben. Von dem hatte man heute mal wieder so gar nichts gemerkt. Als einzige Besucher schlichen wir bei Nebel und Nieselregen (und geschlossenen Geschäften und Restaurants) durch die so engen und verwinkelten Gässchen, dass sogar Monsieur mit seinem eingebauten Kompass hin und wieder Google Maps befragen musste, bis wir zu den verschiedenen Wahrzeichen dieses wirklich zauberhaften Örtchens gelangten - mehrere Kirchen samt Glockenturm, ein Kastell aus dem 13.Jahrhundert und eine Stadtmauer mit Türmen aus der normannischen Zeit warteten darauf, entdeckt zu werden. Der Wettergott hatte ebenfalls ein Einsehen und schickte genügend Sonnenschein für die atemberaubende Aussicht sowohl auf die Küste als auch das Landesinnere. Wunderschönst ging es dann übrigens weiter - das Nachtlager schlug man in Trapani auf, einer 70.000 einwohnerstarken Stadt ganz im Westen der Insel. Inmitten der Salinen der Stadt liegt diese wunderschöne alte Salzmühle, die heute ein Museum beherbergt Ja, genau. Geschlossen. Macht nichts. Immerhin war ein kleiner Stand mit Fleur de Sel Produkten geöffnet und die aus Marokko stammende Verkäuferin präsentierte in nahezu perfektem Englisch und einer ganz bezaubernden Erscheinung die Vorzüge der Salzblumen. Wir lieben Fleur de Sel und deshalb wanderten natürlich subito einige Gläschen in die Tüte. Nach einem kurzen Rundgang durch die wunderschönen Salinen und einem fantastischen Sonnenuntergang direkt am Mittelmeer schmeckte das Abendessen gleich doppelt so gut. Fantastico...








