
Sanna, Peter, Oskar & Ida
Heidweiler
Sommer/Herbst 2021
Skandinavien
Woche 1 - Woche 2 - Woche 3 - Woche 4 - Woche 5 - Woche 6 - Woche 7 - Woche 8 - Woche 9 - Woche 10 - Woche 11 - Woche 12
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2.08.2021
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Abrechnung
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Der gestrige Tag in Zahlen (ungeschönt!)
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7 Jahre Ehe
193 Schafe (192 weiße, 1 schwarzes war wie immer auch dabei...)
Drölfzillionen Steine
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1 Staudamm
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2 Steinmännchen
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3 Tonnen Moose und Flechten
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122 Hobbithäuschen
1 Dinosaurierskelett
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81 Autos im Gegenverkehr (1 Campingwagen, 17 Wohnmobile, 63 PKWs)
Johannisbeermarmelade (homemade aus der Boelckestraße)
Komische norwegische Margarine mit Olivenöl und Salz
(wir haben hier weiß Gott keine GUTEBUTTER (das ist bei Heidweilers immer ein Wort!) gefunden.
Aber in der Not frisst der Teufel ja bekanntlich Fliegen...die gibts hier immerhin genug!)
Bio Bergblumenkäse von Andechser Natur
Labbeliges Krustenbrot (bei jeder Scheibe, die man abschneidet, wird der Laib größer...ungelogen!)
1 Packung Knusperenten von fruchtbar
1 Packung Dinkelbrezeln mit Sesam von dm Bio
1 Packung Knabbertiere mit Sesam von dm Bio
2 Mini-Fruchtriegel von dm Babylove
2 Erdbeer-Fruchtriegel von fruchtbar
1 Glas Tomatensoße Klassik ohne Kräuter von dm Bio
1 Packung Dinkel Penne von dm Bio
(der trockene Rest wurde "mit ohne" Soße von den Mini-Heidweilers kurz vor dem Schlafengehen verputzt....jaaaa, wir haben danach noch mal Zähne geputzt!)
1 Bio Gurke (noch aus Deutschland importiert)
Schmand von Rewe Bio
Dill von Ostmann
Meersalz von dm
Pfeffer von Rewe Bio
Balsamicoessig weiß von Kühne
Ahornsirup von dm Bio
Unbekannte Menge Wasser (aber mal wieder viiiiiel zu wenig für 4 Leute)
2 Plastikfläschchen Baileys 50ml
(ah, dann wäre der Flüssigkeitshaushalt zumindest für die Erwachsenen ja wieder ausgeglichen!)
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Abgerechnet werden muss an dieser Stelle auch mal mit dem Schlafen an Bord!
Die Sache ist die - hier im Norden wird es ca. 1 Stunde später dunkel, dafür aber eine halbe Stunde früher hell!
Da einem im Wohnmobil trotz Nachrüstung nie ganz schwarz vor Augen wird, bedeutet das eine 9,5 auf der kindlichen Einschlaf-Katastrophenskala! Bei uns Erwachsenen irgendwie auch.
Hier hätte wohl die Schlafmaske, ebenfalls aus dem Vocatello-Surival-Pack, Abhilfe geschaffen...jo.
Aber Hauptsache die 4 Playmobil-Männchen daraus eingepackt. Wir überlegen immer noch, ob sie in Verbindung mit Gaffa-Tape eine geeignete Schlafmasken-Alternative ergeben könnten - wenigstens müsste man sich nach dem Tragen keine Sorgen mehr um feine Krähenfüße machen - die wären durch die fjordähnlichen Krater-Abdrücke der Figürchen wie ausradiert.
Aber weiter im Text.
Unsere beiden schlafen hier also meist zwischen 21h30 und 22h ein. Jaaaa, werden jetzt manche sagen - ihr seid doch im Urlaub! Jaaaaaa, aber wer braucht in völliger Ermangelung an Kindergarten, Babysitter und Oma/Opa nicht auch mal eine Pause? Wir schon. 24/7 ist eine verdammt harte Kombination - und damit meine ich nicht den Tresorcode von Fort Knox!
Zudem entwickelt Ida seit unserem Einzug ins Wohnmobil ein etwas elternunfreundliches Schlafverhalten - sie wacht wieder häufiger auf, weint und ist insgesamt recht unruhig...vielleicht verarbeitet sie nachts ihre neuen Tageserlebnisse und insbesondere die Trennung von ihren geliebten Großeltern.
Das betreibt sie bisweilen so intensiv, dass sie meist kurz nach Mitternacht das erste Mal um 180 Grad (eigentlich sind es 183 Grad, aber wir wollen schließlich keine Dippelschisser sein!) quer im Bett liegt. Manchmal habe ich auch Glück und sie rollt sich nur wie bei der Sushizubereitung um ihre Längsachse. Dann zwängt sie mich lediglich an die Wand, sodass ich immerhin noch die 30cm eines handelsüblichen Schullineals mein Eigen nennen darf!
Wenn es richtig blöd läuft, sitzt sie plötzlich von einer Sekunde auf die andere kerzengerade im Bett - dass sie kein Sudoku-Rätstelheft auspackt, ist auch alles...
Aber die Evolution ist schon eine ganz gewiefte Dame - warum sonst hätte sie gerade mich etwas zu lange im genetischen Pool, der, sagen wir mal, Zwergengröße plantschen lassen? Richtig. Denn trotz Idas 180 Grad Bewegungseskapaden kann ich dennoch auch im verdrehten Zustand noch eingermaßen bequem nächtigen - und das bei einer Bettbreite von gerade einmal 1,35m! HA!
Peter, der mit Oskar zusammen im Hubbett nächtigt, bekommt seit kurzem immer die Decke geklaut. Bei einer durchschnittlichen Nachttemperatur von 14-15 Grad (im Mobil!).
Da fragt man sich nur, wer besser dran ist von uns beiden!
So, aber jetzt mal ganz im Ernst - Schlafentzug ist das wohl Schlimmste im Elterndasein (da kommen auch der Piercing-Wunsch im Gesicht und der Haribo-Wutanfall an der Supermarktkasse nicht mit!).
Aber - und jetzt müssen alle Eltern kleiner Kinder ganz stark sein - es wird die Zeit kommen, da bleiben wir FREIWILLIG wach bis der Nachwuchs sicher zuhause ist und endlich auch im Bett liegt...
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Ansonsten ist der heutige Tag schnell erzählt...aufwachen - aufstehen - fertig machen - frühstücken - losfahren für eine gute stunde - übersetzen mit der fähre über den høgsfjord von lauvvik nach oanes - 15min fahrt zum preikestolen-campingplatz - begeisterung beim anblick von platz, teich und enten - ein bisschen chillen in der nachmittagssonne - kochen - abendessen - spülen - packen (wir haben großes vor morgen!) - fertig machen - schlafen.
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Klappe zu. Affe tot.



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3.8.2021
Die Karawane zieht weiter...
Nach einer weiteren Nacht in Linealbreite verließen wir heute mal ausnahmsweise bereits in den frühen Morgenstunden, in Heidweiler-Zeit 9h30, unseren wirklich schönen Campingplatz in der Nähe des berühmten Preikestolen.
Der aufmerksame Leser wird es bereits vermuten - wir hatten Großes vor und wagten zu Viert die Wanderung auf das wohl größte Wahrzeichen Norwegens, den Preikestolen.
In insgesamt 8km sollten wir nach oben und wieder an den Fuß dieses besonderen Felsen kraxeln und stolpern.
Einmal mehr beschenkte man uns mit Kaiserwetter - der rote Teppich war aber nicht ausgelegt, stattdessen empfing uns ein schier endloses Meer aus meist riesigen Steinen, aufgetürmt zu Hunderten in steilen Anstiegen.
Bereits zu Beginn unserer Tour war klar - das machen wir nicht im Alleingang.
Der Preikestolen ist der norwegische Hotspot schlechthin. Das fiel uns bereits auf dem Campingplatz auf - dort sahen wir mehr deutsche Urlauber als in der ganzen letzten Woche - Hamburg, Berlin oder Köln...alles war dabei. Die Norweger hatten wohl schon alle "ihren" Preikestolen gesehen.
Und so windeten sich die Menschenschlangen wie bei einer Kaffeefahrt ins thüringische Kleinbrockeda mit Verteilung von kostenlosen Rheumadecken den Felsen hinauf...ich frage mich wirklich, wie der Ansturm ohne coronabedingte Touristenflaute gewesen wäre.
Es hieß also im entsprechenden Tempo zu laufen, ansonsten wurde man womöglich niedergetrampelt und endete letzten Endes als menschlicher Stein im felsigen Gelände...
Dafür bekam man aber auch so einiges zu sehen - mehr Vierbeiner als gedacht, braun gebrannte, (tatsächlich) blonde Norweger und Norwegerinnen mit wunderschönen Flechtfrisuren, sehr knapp sitzende Outdoorkleidung...oder auch gar keine.
"Boah, sind die nackt!" war Idas Reaktion.
Wer uns an diesem Tag aber am meisten überraschte - Oskar.
Er lief tatsächlich gute 7 dieser 8 km langen Strecke, wurde jeweils auf Hin- und Rückweg nur ein verschwindend kurzes Stück in der Kraxe getragen...und weil er so ko war, schlief er am Abend dann auch schon um 21h55 anstatt um 22h ein! Wer jetzt nicht schmunzelt, hat einen komischen Humor...
So, und dieses Mal versuchen wir es gar nicht erst und lassen unsere Bilder sprechen! Ich kann nur eines sagen - wir waren im Herzen tief bewegt und sehr gerührt von dieser Schönheit und einmal mehr kommt ins Bewusstsein, wie wichtig es ist diese unsere Erde zu schützen und zu erhalten!
Einen kleinen Verlust mussten wir aber auf dem Rückweg bei Gesamtkilometer 7,32 verkraften...die Polar-Pulsuhr. Akku leer. Bis dorthin konnte sie für diese Tour immerhin 208% der Tages-Aktivität, 03:59 h Bewegungszeit und 1375 kcal verzeichnen...ohhhh, diesmal hatte Madame die Corona-Kilos in die Knie gezwungen. Zumindest bis zum Eis am Ende der Tour!
Nach diesem wirklich kräftezehrenden (auch für die Großen) Höhepunkt, gönnten wir uns den Luxus einer kurzen Weiterfahrt - es ging daher nur noch 45min über Stavanger zum Sokn Stellplatz in Bru.
Auf dem Weg dorthin kamen wir uns vor als durchquerten wir Lummerland - ein Meer aus Bergen und Tunneln (hier Tunnelen). Vor allem letzere waren wirklich sehr beeindruckend. Wo gibts schon Unterführungen mit blau beleuchteten Kreisverkehren auf halber Strecke. Insbesondere der Ryfasttunnelen mit seinen sage und schreibe 14,3km als längster und tiefster (292m u.d.M.) Unterwassertunnel blieb in Erinnerung. Er würde in einer Immobilienanzeige als äußerst geräumig, hell und größzügig beschrieben werden. Allerdings ohne Tageslichtbad und mit 420 NOK Miete (ca. 42€) für die gut 15minütige Durchfahrtsdauer kein wirkliches Schnäppchen.
Schnäppchen machen kann man in Norwegen übrigens eher selten bis gar nicht. Wer Geld sparen möchte, sollte eines am besten NIE tun - essen gehen!
Wir haben es getan und für ein durchschnittliches Campingplatz-Buffet 720 NOK, also um die 72€ gezahlt.
Dafür gab es aber auch für Vegetarier die berühmte Kaisergemüsemischung und Kartoffeln...ihr glaubt nicht, wie viele ich an diesem Abend verdrückt habe. Mit nicht-vegetarischer Soße...Asche auf mein Veggie-Haupt.
Eingeschlafen ist die gesamte Mannschaft an diesem Abend übrigens rasend schn...zzzzz.
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4.8.2021
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Bacardi Feeling
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Heute ließen wir es einmal mehr sehr gediegen angehen. Während sich Oskar bereits auf dem Spielplatz vergnügte, war es uns nach gut 10min und intensivem Rütteln und Schütteln endlich möglich, die Jüngste zu wecken. 10h20 Ortszeit. Das hat schon etwas von der Pubertier-Ära. Die Nacht zum Tag machen, aber selbigen dann völlig verschlafen...
Nach dem Powertag gestern (der gesamte Körper fühlte sich so schwer an als würden permanent 4 durchtrainierte Olympioniken an allen Gliedmaßen ziehen.) stand heute reinstes Wellness auf dem Programm!
Wir fuhren in die Karibik!
Das ist in Norwegen an der südlichen Westküste absolut kein Problem.
Zum richtigen Zeitpunkt am Fähranleger in Mortavika angekommen (gut, dass wir sooo spät dran waren!), in Null Komma Nix auf die Fjordfähre gefahren (das Einschiffen läuft auf den Fähren so geschmeidig wie weiche Butter) und in 20min nach Årsvagen gesaust...die Fähre selbst ausgestattet mit Profiküche, Café und Buffetbereich - entweder essen die Norweger unheimlich schnell oder fahren so lange zwischen den Inseln hin und her bis das gesamte Mittagessen den Weg in den Magen gefunden hat!
Für den Karibiktrip ging es auf die Insel Karmøya. Dort liegen mehrere, hinter Bergkuppen versteckte Strandabschnitte. So schön wie in einem Karibik-Reisekatalog. Zu dem warmen, weißen, ganz feinen Sand und dem türkisfarben Wasser fehlten nur noch Palmen und ein knallbunter Tropik-Cocktail mit Kirsche und Papierschirmchen zum echten Karibikfeeling.
Das Meer hatte die Temperatur von gefrorenen Fischstäbchen, sodass wir lediglich zusahen wie sich die Norweger in die Fluren stürzten.
Auf dem Weg zum nächsten Nachtlager in Haugesund (Vorsicht Kalauer...eine neuartige Haumethode zur Schmerzlinderung soll hier erfunden worden sein.), lag auf direkter Strecke das kleine Hafenstädchen Skudeneshavn. Malerisch lag es da mit so zauberhaften, weiß getünchten Häuschen, dass man sich fühlte als wäre man in eine Zeit vor 150 Jahren zurückversetzt.
Gestärkt haben wir uns (natürlich) mit Kuchen. Und einem Bio-Eis, dem ersten Bio-Produkt überhaupt seit wir im Norden unterwegs sind. Die Besitzerin des angeblich kleinsten Cafés der Welt (1 Tisch), eine Deutsche, die nach 24 Jahren in Neuseeland vor 5 Jahren nach Norwegen zog, erklärte uns, dass Bio hier kaum eine Rolle spiele und erst seit einigen Jahren zumindest etwas ins Bewusstsein gerückt sei. Wenn etwas økologisk ist, dann trägt es das Debio-Zeichen. Da Norwegen lediglich zum Schengenraum gehört, sich aber ganz bewusst von der EU abgrenzt, sucht man nach den uns bekannten Bio- bzw. Demetersiegeln vergebens.
Nach diesem wirklich zauberhaften Ausflug erreichten wir den Campingplatz Haraldshaugen...ein zweites Mal an diesem Tag gerade im richtigen Moment! So bekamen wir den vorletzten Stellplatz gegenüber der Rezeption. Der Wagen nach uns musste sich nämlich neben dem Spül- und Toilettenhäuschen postieren.
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Glück muss man haben!



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5.8.2021
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Wickie und die starken Männer
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Die erste Station heute - Supermarkt. Vorräte auffüllen.
Diesmal erwischten wir ein besonders großes Exemplar mit breitem Angebot. Wir staunten einmal mehr über hiesige Preise - Eplemost, also schnöder Apfelsaft, im 3L Kanister für schlappe 14,90€.
Aber dann - Madames Augen weiteten sich wie sonst nur beim Gewinn von 10.000 Sonder-Paybackpunkten, als sie die wundervollen Hotdog-Brötchen im "Pretzel-Style" in der Backwarenabteilung liegen sah - die waren immerhin laugenbraun mit weißen Sesamkörnern darauf. Das konnte doch keine Backwaren-Niete sein, das war ein Hauptgewinn! Wir pfiffen also auf den Preis und gaben diesen Brötchen ein neues Zuhause. Unseren Magen. Wenig später sollten wir merken, dass die Katze im Sack nicht unbedingt ein kuschelweiches, schnurrendes Kätzchen sein muss. Die Brötchen waren nicht nur schwammig-weich (jaaa, das hätte man bei Hotdog-Brötchen wohl ahnen können, aber der Herzenswunsch verlieh unserer Fantasie wohl Flügel), aber sie waren süß. So süß wie ein von Oma Hertha gekochter Vanillepudding. Mit doppelter Zuckerkruste obendrauf! Wir wurden unsanft auf den Boden der Brot-Tatsachen zurückgeholt. Laut Recherche gibt es in ganz Norwegen nur 3 deutsche Bäckereien - vorzugsweise in Oslo. Wie gut, dass wir da NICHT mehr hinkommen.
Ja, wir vermissen das deutsche Brot - Holzofenbrot, Roggenkruste, Dinkelbrötchen, Mohnzopf, Winzerbrötchen, Brezeln, Kümmelbrot, Pfeffer-Salz-Baguette, Elsässer , Kastanienlaib, Karottenbrot, Haferkorn,...
Und hier? Hat man bei der ganzen Mehl-Einfalt spätestens am Ende der Tour eine Weizen-Unverträglichkeit!
Aber zurück zu unserem Shoppingtrip - ein bisschen Show für die Kinder muss immer sein. Also ran an die Selbstscan-Kasse und fleißig drauflos gepiept...lief alles einwandfrei. Bis zum Blumenkohl. Auch in Norwegen werden Gemüse und Obst direkt an der Kasse gewogen - naja, und alle Angaben waren eben auf Norwegisch. Das muss schon recht amüsant ausgesehen haben, wie da zwei erwachsene Menschen ständig auf dieser Kasse herumdrückten und gefühlt 15 Minuten brauchten bis auch dieser Kohlkopf endlich gewogen war. Kurz vorm Aufgeben haben wir ihn dann im System gefunden - unter der Rubrik Kål. Logisch.
Mit gefülltem Kühlschrank tuckerten wir gerade einmal ein Viertelstündchen zum nächsten Programmpunkt - die Olavskirche (blöd, weil geschlossen) und ein rekonstruiertes Wikingerdorf à la Wickie und die starken Männer.
Dort erwareteten uns nebst einigen Häusern auch 5 Wikingerdamen und -herren in schönen Gewändern...Peter stellte sich äußerst mutig dem Kampf mit einem germanischen Norweger (stammte aus Sachsen) und anschließend folgte eine Führung durch das Dorf. Da saßen wir unter anderem im Wohnhaus am offenen Feuer und nach Stunden rochen wir immer noch wie Schwarzwälder Schinken und Stockfisch zusammen.
Auf der Weiterfahrt nach Kyrping zeigte sich die Sonne der letzten Tage (das waren wir in diesem Sommer ja noch gar nicht gewohnt bei dem ganzen Regen!). Alle müde, schlapp und einen Kopf als hätte man kurz zuvor eine pfälzische Weinkönigin verdrückt!
Angekommen an einem wirklich schööönen Stellplatz direkt am Åkrafjord, pulten die Kinder sogleich nach hunderten Schnecken und Muscheln bevor die Flut alles wieder verschlang.
Mit dem einsetzenden Regen (seit Tagen der erste) gleiteten alle Vier ins Land der Träume...schön war's heute. Mal wieder!








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6.8.2021
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Ein Tag am Meer
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Die Sonne brezelte vom Himmel...leider keine Laugenbrezeln aus der Pfalz.
Der Campingplatz in Kyrping am Åkrafjord gefiel uns so gut, dass wir kurzerhand das erste Mal beschlossen, eine weitere Nacht hier zu verbringen...ein Tag am Meer also. Heißt - Sand abspülen und duschen im Stundentakt.
Jeder, der schon einmal auf einem Campingplatz geduscht hat, kennt dieses Phänomen mit den sogenannten Nasszellen. Zelle trifft es in den meisten Fällen ziemlich gut - in diesen engen Kabinen ist man meist nach dem Anziehen nasser als während des Duschens selbst, da das gesamte Räumchen nach dem Abstellen der Brause (oder wenn die Zeit abgelaufen ist!) völlig unter Wasser gesetzt ist. Um sich anschließend wieder in Schale zu werfen (soll heißen - die bequemste Kleidung, die man eingepackt hat!), sind einige hundert yogaähnliche Verrenkungen nötig. Das sieht dann ungefähr so aus - während man das eine Hosenbein unter den Arm klemmt und vergeblich versucht, ins andere zu schlüpfen, verliert man das Gleichgewicht und reißt womöglich noch einige Haken aus der Wand, an denen noch die restlichen Kleidungsstücke hängen. Danach ist das restliche Kleidungskonglomerat so nass, als hätte man damit kurz zuvor die Nasszelle mal so richtig gründlich durchgewischt.
Wir duschen mittlerweile bereits semiprofessionell. Das mal nur am Rande.
Unser Tour-Detox-Tag (immer diese Bindestriche...) hatte wirklich einiges zu bieten - wunderschöner Blick in den Fjord, mindestens 3kg weitere Muscheln und Schnecken und die ersten Angelversuche - neben 7 Quallen war immerhin ein Seestern dabei.
Dieses In-den-Tag-Hineinleben hatte tatsächlich etwas von Strandurlaub in Griechenland...nur mit ordentlich mehr Windkraft. Die Markise haben wir nach ungefähr 0,3 Sekunden wieder eingefahren nachdem sie beinahe die linke Stütze eingebüßt hatte!
Da die geangelte Beute leider nicht für ein 4 Personen-Abendessen reichte, enterten wir auch hier das platzeigene Restaurant.
Das Essensangebot für Vegetarier ist auch auf norwegischen Campingplätzen überschaubar - Dönerteller, Fish and chips, Hamburgerteller, Hähnchenteller, Pommes mit Wurst und Salatbeilage, Pommes...ahhhhh Pommes gehen! Und dazu einen Extrasalat. Es kamen dann exakt 18,5, leicht unterkühlte Pommes mit einer mäusegroßen Portion Salat. Für 55 NOK.
Als Hauptgang gab's dann im Wohnmobil die Reste vom Mittagessen...Mahlzeit!



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7.8. 2021
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Ordnung ist das ganze Leben
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Nach genau 2 Wochen Reisen ist uns eines völlig klar - Ordnung ist das ganze Leben!
Zumindest in einem Wohnmobil.
Ohne regelmäßiges Aufräumen herrschte in dieser kleinen Welt wohl bereits nach weniger als 3 Tagen eine sogenannte Inventar-Anarchie - da landet das Klopapier in der Müslipackung, die Visa-Karte steckt zwischen den Zahnbürsten, die GUTEBUTTER findet man womöglich in der Toilette. Noch schlimmer der Verlust eines Kindes (oder sogar beider?!) unter den Bergen aus Kleidern, Nahrungsmitteln, Putzlappen und Reiseführern.
Nach der letzten Nacht taten wir auch gut daran aufzuräumen...über den Åkrafjord zog ein Sturm her, der das gesamte Wohnmobil zum Erzittern brachte. Ein wenig fühlten wir uns wie in Shakespeares "Der Sturm" und waren mehr als erleichtert, dass wir am Morgen danach noch an Ort und Stelle standen und nicht auf offenem Meer aufwachten.
Ein Glückspilz, der bei solchem Wetter NICHT in einem Zelt übernachten musste.
Dafür durften wir vor der Abfahrt noch eine geschlagene Stunde unsere Windschutzscheibe befreien - von Fischen, Krebsen, Quallen, Muscheln, Algen, Seetang Meerjungenfrauen (Neptun war auch dabei)...eben alles, was das Meer so zu bieten hatte. Das war ein Scherz!
Auf dem Weg zum Trolltunga Camping (nur eine klitzekleine 45-Minuten-Fahrt) machten wir einen kurzen Touristen-Stopp in Birkenstock (und Socken...aber schwarze!) an einem der angeblich zu den 10 schönsten gehörenden Wasserfällen weltweit - dem Låtafossen Zwillingswasserfall.
Nach anstrengendem Fotoshooting waren wir in Null Komma Nix auf dem Trolltunga Camping.
Ein weiteres Mal hieß es - Vorräte auffüllen. Wenn auch nur ein Minieinkauf, da lediglich ein mittelgroßer Rucksack zum Transport zur Verfügung stand. Die sportliche Familie fährt nämlich mit dem Rad zum Supermarkt. Natürlich. Und das Ganze zu Viert.
Schweiß gebadet trafen wir wieder am Campingplatz ein. Und das lag diesmal nicht an den gesalzenen Preisen, sondern vor allem an hiesigen Steigungen, die irgendwie mit dem Drahtesel bezwungen werden mussten! Die waren teilweise so steil, dass nicht nur die Kinder ihren Untersatz schieben mussten. Alle Norweger lachten uns freundlich an, dachten aber wohl insgeheim - die spinnen, die Deutschen! Zum Einkaufen mit dem Rad. In einem Bergort. Ja klar.
So verausgabt mussten wir uns den ganzen Nachmittag erholen - mit Riesenseifenblasen zum Beispiel. Auch noch so ein tolles Geschenk von Freunden. Genauso wie die kleinen Köfferchen mit Präsenten von der Nord-Oma (der Schoko-Vorrat der Süd-Oma ist leider bereits vernichtet...hauptsächlich von Herrn H.) Und der Monsieur ? Der hatte anscheinend noch nicht genug und fuhr bei Regen mal eben noch mit dem Rad zu einem weiteren Wasserfall in Wolkenhöhe. Selbst schuld! Oder einfach nur fit...uaaaaah.






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8.8.2021
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Let's party!
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Tusch, Tadaaaaa und Applaus!
Samstag, 7.08.2021. 20h47 MEZ. Odda.
Es geschehen noch Wunder...die Kinder schlafen! Bevor wir allerdings eine geschlagene Stunde zum Fertig machen brauchten und sie dabei das halbe Wohnmobil auseinander nahmen.
Und was machen die Erwachsenen mit diesem unerwarteten Zeitgeschenk?
Sie sitzen.
Auf Fahrer- und Beifahrersitz.
Die Sitzgruppe fällt raus, da kann man nur geduckt Platz nehmen (jaaa, selbst ich!), weil Oskar bereits auf dem heruntergelassenen Hubbett darüber nächtigt.
Sie unterhalten sich angeregt? Eher weniger.
Wer uns kennt, weiß um die ehemals schwierigen Schläfer der Familie (ich bin da nicht gemeint!). Ein gebranntes Kind scheut das Feuer - die Großen auch. Und so sitzen sie da. Flüsternd. Äußerst flüsternd. In manchen Momenten täte man sogar gut daran, Lippenlesen zu können. Aber auch das ist eigentlich schwierig, weil man uneigentlich noch nicht einmal die Hand vor Augen sieht (mittlerweile ist es draußen dann auch mal dunkel geworden!).
Das Wohnmobil wird einzig und allein von einem kleinen Surface-PC im Nachtmodus (um diesen Blog zu schreiben) sowie ab und an von zwei Handys, ebenfalls im Nachtmodus, erhellt.
Und bei jedem noch so kleinsten kindlichen Geräusch zucken sie zusammen und verfallen sekundenlang in eine Art Starre wie ein Tier, das sich tot stellt. Erst wenn sich wieder regelmäßiges Vor-sich-hin-schniefen einstellt, atmen beide erleichtert auf und suchen zu vorgerückter Stunde stolpernd und fluchend (natürlich flüsternd!) den Weg in die eigenen Federn. Über Kindersitze, Schuhe (so ca. 200 Paar), Spielzeugkiste und ein viel zu tief hängendes Hubbett.
Nach Partymarathon sieht das irgendwie nicht gerade aus.
Einen Partymarathon der ganz anderen Art hatte heute Monsieur geplant. So in 10-12 Stunden (je nach Kondition) auf die Trolltunga hin- und zurückwandern.
Hieß - morgens um kurz nach 5h raus, um gegen 5h45 den ersten Shuttlebus zum höher gelegenen Trolltunga-Parkplatz zu erwischen - dann waren es anstatt 39km immerhin nur noch 27km Fitnessparcour. Und 1200 Höhenmeter. Ein Klacks für den Herrn. Wanderstart um 6h45, bereits um 9h kam das Zielfoto. Unser Held! Wahnsinnige Bilder. Auch von meinem geliebten Wollgras...
Die Daheimgebliebenen vertrieben sich die Zeit gebührend - mit Karottenklau und Einhorn-Glitzer-Glück. Zur musikalischen Untermalung spielte die Toniebox "Ich bin ein Einhorn"...was auch sonst. Gerade dieser Platz hatte als erster überhaupt keinen lekeplass zu bieten. Glück, wer da genügend eigenes Spaßprogramm eingepackt hatte!
Pünktlich um 12h30 war der Sportsmann nach insgesamt nur 5h Wandern (und 40 Minuten Pause an der Tunga) zurück. Lediglich eine Dusche und zwei belegte Brote später saßen wir schon wieder im rollenden Gefährt Richtung Myklatun Camping am Eidfjord. Dieser ist vor allem für den Obstanbau bekannt - Kirschen, Erdbeeren und insbesondere Äpfel. Und auf einmal fiel es uns wie Schuppen von den Augen, warum der hiesige Eplemost so teuer ist - die Äpfel gedeihen auf derart steilen Hängen, dass zum Ernten eine ganze Horde kleiner, wendiger Gnome vonnöten sind. Und die haben bekanntlich gepfefferte Stundenlöhne!
Auf dem Weg zum heutigen Stellplatz waren wir auf einer sogenannten Europastraße unterwegs. Klingt groß. Richtig groß. Ist sie aber nicht. Bei weitem nicht! Meistens wartet man sogar vergeblich auf die Mittellinie. Und wenn sich ihr der Gegenverkehr oder überhängende Felsen gefährlich näherten, erlitt Madame jedes Mal Schweißausbrüche...und die kamen zur Abwechslung mal nicht von den Wechseljahren!
Einmal mehr durchfuhren wir 7 Tunnel...und hatten wieder das Gefühl, in einem spacigen Freizeitpark gelandet zu sein - blau illuminierter Kreisel mitten im Tunnelen. Diesmal mit Bild, sonst glaubt uns das ja eh keiner!
In einer guten Stunde war dann der heutige Stellplatz erreicht...an einem kleinen See nahe des Eidfjords. Direkt am Ufer. Wunderbar...
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Sonntag, 8.08.2021. 22h35 MEZ. Øvre Eidfjord. Die Kinder schlafen. Der Mann auch.









