top of page

Sommer/Herbst 2021

Skandinavien

Woche 1   -   Woche 2   -   Woche 3   -   Woche 4   -   Woche 5   -   Woche 6   -   Woche 7   -   Woche 8   -   Woche 9   -   Woche 10   -   Woche 11   -   Woche 12

01

23.07.2021

 

Wolle mer se reinlasse?

​

Das ist die wohl größte Frage, die uns außer den ganzen Packlisten gerade am meisten beschäftigt...

Unser großes Abenteuer startet in Norwegen - hoffentlich. 

Denn das Völkchen im Norden ist äußerst streng in seiner Corona-Politik und hat seine Landesgrenzen seit Pandemiebeginn im März 2020 erstmals Anfang Juli 2021 wieder für ausländische Touristen geöffnet!

Jede Woche zittern nun Tausende Urlauber, ob ihr Land weiterhin grün aufleuchtet und man einreisen darf oder die landesweiten Inzidenzwerte (über 50) und Positivrate (über 4) so hoch gestiegen sind, dass es heißt "rien ne va plus, du kommst hier nisch rein!"

​

Drückt uns also die Daumen, dass Deutschland kommende Sonntagnacht weder orange noch rot aufleuchtet und wir nächsten Dienstag wie geplant auf der Colourline-Fähre von Kiel nach Oslo einschiffen dürfen.

Toi Toi Toi!

​

Einreise rot.jpg

Ende Juni 2021 sieht Norwegen zum Großteil noch ROT...

Einreise grün.jpg

Seit dem 19.07.2021 heißt es auch für uns GRÜN GRÜN GRÜN!

Bestimmungen.jpg

Das sind die magischen Zahlen!

02

23.07.2021

 

Ja ist denn heut schon Weihnachten?

​

Das könnte man in Anbetracht des ganzen Geschenkeregens wirklich meinen!

​

So viele Lieblingsmenschen haben uns mit ganz wunderbaren Präsenten bedacht, liebevoll ausgesucht, so viele herzerwärmende Worte gefunden und gute Wünsche mit auf die Reise gegeben, dass der Abschied deutlich schwerer fällt...

ABER - wir nehmen euch mit!

Nicht nur mit diesen zauberhaften Dingen, sondern vor allem im Herzen - euch alle!

​

Schön, dass es euch gibt.

​

20210723_132135.jpg

Danke!

20210723_191745.jpg

DANKE!

20210723_134908.jpg

DANKE!

20210723_130102.jpg

03

24.07.2021

 

Bad Salzdingsbums?!

​

Leicht verspätet meldet sich die Schneidweiler-Fraktion zurück...

A propos Schneidweiler - einige wunderten sich über diesen lustigen Blognamen. Einfache Erklärung - Sanna hieß vor der Hochzeit mit Herrn H. aus L. Schneider und aus Heidweiler und Schneider wurde?

Gaaanz genau. Klingt komisch, ist aber so.

​

Aber wollen wir uns den essentiellen Themen dieses Blogs widmen. 

Unsere erste Station führte uns plangemäß nach Bad Salzdetfurth - hier wohnt in einem kleinen, beschaulichen 5000 Einwohner Kurort Peters Familie samt Oma, Opa, Tante und Onkel...gerade mit letzten beiden verbrachten unsere beiden tolle Spielstunden - sind doch Tante und Onkel gerade einmal 5 bzw. 6 Jahre älter als Oskar!

Die Fahrt nach Niedersachsen zog sich sprichwörtlich wie reinster Kaugummi - mit einem 3,5 Tonnen Wohnmobil fährt es sich eben keine 130 km/h auf der Autobahn, sodass wir mit einer Pause und einigen Staus tatsächlich gute 6h on the road waren. Das Sitzenbleiben war insbesondere für die jüngste Heidweiler ein ziemlicher Kraftakt. Wir danken an dieser Stelle der gesamten Spieleindustrie, Axel Scheffler, Astrid Lindgren, der Augsburger Puppenkiste und dem Erfinder des Ipads (unbezahlte Werbung!).

Das lange Warten wurde aber eindeutig am Zielort belohnt - da warteten nebst Familie 2 Hunde, 2 Kanarienvögel, 7 Hühner und 3 Meerschweinchen auf unsere Kinder. Diese Bullerbü-Atmosphäre trieb Oskar und Ida zu tierischen Höchstleistungen an - da wurden Hühner gestreichelt, Eier eingesammelt und todesmutig Meerschweinchen in den Arm genommen...

Nach einem richtig schönen Altstadt-Ausflug mit Eis und Sonnenschein hieß es am nächsten Morgen bereits wieder Abschied nehmen.

​

​

​

20210725_154230.jpg
20210725_154313_edited.jpg

04

26.07.2021

 

Kiel AHOI!

​

Am Morgen direkt nach dem Frühstück sollte es losgehen - wir hätten eigentlich auch noch zum Mittagessen bleiben können, so spät waren wir mal wieder dran...mit Kindern laufen die Uhren eben ganz anders. Zumeist in Zeitlupe, außer beim Wachsen.

In 5h (mit einer Pause an einem wunderschön gelegenen traumhaften Tankrasthof...den Namen dieses Geheimtipps behalten wir an dieser Stelle natürlich für uns!) war es tatsächlich vollbracht - MOIN MOIN Kiel!

Nachdem Oskar vor einigen Monaten in der Fahrerkabine des Wohnmobils verlauten ließ, Ida säße lediglich auf dem Beifahrersitz, weil sie eine Frau sei (wir wissen um Himmels Willen bis heute nicht, woher er so etwas hat!), mussten wir ihn heute selbstverständlich eines Besseren belehren. Selbst ist die Frau! Also ran ans Steuer und ab nach Kiel...

Der letzte Stellplatz direkt am Nord-Ostsee-Kanal war dann glücklicherweise unser und so mittendrin statt nur dabei wurden wir Beobachter von riesigen Containerschiffen, unzähligen Sportbooten und noch mehr Möwen.

Und die Zahlen waren uns auch gnädig - wir summten also weiterhin GRÜN GRÜN GRÜN vor uns hin und freuten uns wie Bolle auf die 20-stündige Überfahrt...am besten ohne Seegang, Brechtüte und Reisekaugummi! 

Vor dem Einschiffen sollten noch am selben Abend unsere elterlichen Nerven auf die Probe gestellt werden - ein Gewitter mit Hagel ist in einem Wohnmobil der so ziemlich heftigste Dezibel-Obergau, den man sich vorstellen kann! Dagegen klingt der Presslufthammer auf der benachbarten Baustelle wie Mozarts kleine Nachtmusik! Schade, dass wir die Ohropax aus einer der Survival-Kisten zuhause vergessen hatten - hätte hätte Fahrradkette ich die mal lieber eingepackt! Wir zitterten also um den Schlaf der Kinder und die Stabilität der Plastikfenster während die Brut tatsächlich weiter seelig vor sich hin schnarchte. In diesem Sinne - gute Nacht!

​

​

20210726_180221.jpg

05

27.07.2021

 

Schiffle aufm blauen Meer...

​

Da wir bereits gestern bis nach Kiel gefahren waren, lagen heute nur wenige Fahrkilometer vor uns...da freuten sich nicht nur die jüngsten Heidweilers, die ihre Qualitäten als Langschläfer einmal mehr unter Beweis gestellt hatten.

 

Groß Ding will Weile haben, oder so ähnlich... 

Jedenfalls dauerte das Einschiffen auf der riesigen Fähre noch deutlich länger als gedacht.

11h am Norwegenkai - wir warten.

12h am Norwegenkai - wir waarten.

13h am Norwegenkai - wir waaarten.

14h am Norwegerkai - Himmel, wir legen endlich ab!

​

Von Fähren-Feeling konnte bei Weitem nicht die Rede sein - hier erwartete uns ein Kreuzfahrtschiff par excellence. Da gab es eine glitzernd bunte Shoppingmeile, den kinderaugenerweiternden Kids Corner (zur Freude wahrscheinlich aller Eltern vorübergehend geschlossen!), Restaurants, Bars und die obligatorische Fantasy Show mit allerlei Bling Bling.

Zu sehen bekamen wir dann immerhin den Schnellimbiss "Bella Mama Italia", das Sonnendeck (ohne Sonne) und die Speiseräume...ach, war das noch eine Freiheit bei unserer Flitterwochen-Kreuzfahrt vor 7 (uaaaaahhh!) Jahren.

Man darf ja wohl noch in Erinnerung schwelgen!! ;-)

​

20210727_115420.jpg
20210727_133127.jpg
20210727_133629.jpg
20210727_133812.jpg
20210727_210123.jpg

06

28.07.2021

​

Velkommen til norge!

​

Die Nacht im Glitzer-Kreuzfahrtparadies war dann doch gar nicht mal soooo himmlisch...was in erster Linie daran lag, dass wir darauf verzichteten, das Hubbett (herauszuklappen aus der Decke) als zusätzliche Schlafstätte einzusetzen. Zu Viert schlief man also auf zweieinhalb Betten (der ausziehbare Schlafsessel erreichte leider nur eine 0,5 auf der Betten-Skala).
Meine Wenigkeit nächtigte unglücklicherweise mitten auf der Besucherritze - die gefühlt so breit wie der Amazonas und so tief wie der Marianengraben war. Ein Wunder, dass mich die schier unendlichen Weiten dieses schwarzen Loches nicht vollends nach unten in den Schiffsbug gezogen hatten...


Die Fähre reservierten wir übrigens bereits vor über 6 Monaten und wussten diese Frühbuchung einmal mehr zu schätzen, da zum einen coronabedingt deutlich weniger Passagiere zugelassen waren und zum anderen, weil wir just gestern erfuhren, dass die Fähre Kiel-Oslo die einzig verbliebene Verbindung nach Norwegen ist - sowohl der schwedische als auch der dänische Weg sind aufgrund der hohen Inzidenzwerte dort gesperrt!


Bei einem anderen Thema funktionierte die Informationsweiterleitung leider nicht besonders gut - so waren wir mehr als erstaunt, dass ab dem heutigen Tag alle Kinder über 1 Jahr ebenfalls getestet sein müssen, um nach Norwegen einreisen zu dürfen.
Hieß, nach dem Verlassen der Fähre nochmals 1,5h für das Anstehen, Registrieren, Testen-lassen und Warten auf das Ergebnis in Kauf zu nehmen. Ohne eine Miene zu verziehen ließen beide Kinder die Prozedur über sich ergehen...sie sollten später professionelle Spieler werden mit diesem Poker Face (hoffentlich lesen sie das hier nie!).


Oslo zeigte sich als Belohnung für das lange Warten dann aber von seiner schönsten Seite - mit Regen.


Wir verließen auf direktem Wege das Hafengebiet, um ganz in der Nähe der berühmten Skisprungschanze Holmenkollen an einem einfachen Parkplatz unser Nachtlager aufzuschlagen.
Kleine Tropfenpausen wurden alsbald genutzt, um das umliegende Gelände zu erkunden.
Bereits jetzt merkten wir, wie wichtig eine sorgfältige Reisevorbereitung ist - Fahrräder mitzunehmen ist schön und gut, sie auch fahren zu können noch besser! Schwierig wird es aber, wenn besagte Drahtesel gut verschlossen sind und passender Schlüssel wie vom Erdboden verschluckt ist! Schließlich knackte Peter das Zweitschlüssel-Geheimversteck, um nur wenige Minuten später das gute Stück zu finden - im Schrank zwischen den Müslipackungen!
Das Wohnmobil verliert nichts...


Verloren hätte sich beinahe auch die Frau des Hauses - geplagt von den CK (also known as the Corona Kilos) wollte sie nach Wochen der Abstinenz endlich wieder ihre Sportlichkeit beweisen und lief los...trotz Navi irgendwie den falschen Weg. Irgendwann ging es aufgrund der überraschenden Steigung nur noch gehend voran und dennoch zeigte die Pulsuhr ausschließlich den gefürchteten roten Bereich.
Kein Wunder - stand Madame doch kurze Zeit später inmitten Schneekanonen und Skiliften auf gefühlt 5000m! Familie B. aus L. wird sich an dieser Stelle wahrscheinlich kringeln vor Lachen (und noch mal - im Schillerpark habe ich mich noch NIE verlaufen!!!).


Und die Moral von der Geschicht? 
Alles wird sich finden im Leben...früher oder später.

 

​

20210728_122803.jpg
20210728_171650.jpg
20210728_123832.jpg

07

29.7.2021

 

Raindrops keep falling on my head!

​

Morgens halb zehn in Norwegen - 4 Heidis machen sich auf den kurzen Weg nach Drammen, mit gut 100.000 Einwohnern die siebtgrößte Stadt des Landes. Also raus aus Oslo (den ausgiebigen Shoppingtrip in dieser tollen Stadt verschieben wir auf später...so in 10-15 Jahren!).
In Drammem selbst schrauben wir uns mit unserem Gefährt durch einen Spiraltunnel, einem ehemaligen Bergwerkstunnel, in schier endlosen Kreisen in die Höhe. Oben angekommen erwartet uns ein fantastischer Ausblick auf die Stadt - und wen es hüngert, der pflückt sich da tatsächlich wilde Him- und Blaubeeren, die deutlich herber, aber viel intensiver schmecken als die Zuchtware in deutschen Supermärkten.
Unser heutiger Plan (kurz vor dem Frühstück entschieden. Ungelogen!) führt uns weiter zu einem Campingplatz nach Hokksund, wo die Wasserpfützen so groß sind wie Blauwale.
Ja, es regnet...ununterbrochen!
Norwegischer Sommer bedeutet wahrscheinlich, dass sich die Gummistiefel nur bis zur Hälfte mit Wasser füllen...
Aber wie sonst auch gilt - es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.

​

I'm singing in the rain.

20210729_110447.jpg
20210729_111521.jpg
20210729_111916.jpg

08

30.7.2021


Wochenend und Sonnenschein

​

Dass wir das noch erleben dürfen!
Pünktlich zum Ende der ersten Woche Sonnenschein pur und blauer Himmel. Und als wäre das nicht schon ein Grund, die Konfettikanone anzuwerfen, tat uns der Nachwuchs einen großen Gefallen und hüpfte bereits um 7h aus den Federn!
Besser konnte es nicht laufen, denn vor lauter Gut-Wetter-Euphorie waren wir des Wahnsinns fette Beute und hatten heute zwei längere Touren geplant.
In 1h Fahrtzeit sollten wir die Stabkirche von Heddal erreichen - bis dorthin fuhren wir an einer einzig malerischen Landschaft vorbei, passierten traumhafte Seen und wunderschöne traditionelle Holzhäuser inmitten Nadelwäldern soweit das Auge reichte...da sahen selbst die Toilettenhäuschen aus als wären sie geradewegs dem schönsten Inga Lindström Film entsprungen!
Zu unserer Verwunderung war an diesem doch sehr bekannten norwegischen Wahrzeichen so gar nichts los - völlig unaufgeregt stand diese wunderschöne Stabkirche inmitten eines Friedhofs. Im Eintritt inbegriffen war eine kleine Führung eines wahnsinnig attraktiven (hierzulande lekker) Norwegers, verkleidet als Wikinger, der netterweise Englisch sprach...sonst hätten wir wohl nur Chinesisch verstanden!
Stabkirchen waren vor allem in Skandinavien verbreitet, die ihren Ursprung im 13. Jahrhundert hatten als das Christentum die heidnischen Gebräuche ablöste.
Die komplette Dachkonstruktion wird dabei von riesigen Holzstäben getragen, denen, bevor man sie weiterverarbeite, lediglich die Baumkrone entfernte und weitere 10-15 Jahre im Wald stehen ließ - so härtete das Holz am besten nach und war stabil genug das Tragwerk über Jahrhunderte zu halten. Von den ca. 750 Stabkirchen in Norwegen sind heute nur noch 33 erhalten.
Die Stabkirche von Heddal ist eine der bekanntesten und am besten erhaltenen des Landes und wird im Sommer nach wie vor für Gottesdienste genutzt.
Mit einer kleinen Stärkung in Form von  übersüßtem Karottenkuchen (die Schreie der Corona-Kilos hallen immer noch in meinen Ohren!) hatten wir genug Energie, unser zweites Ziel für den heutigen Tag anzusteuern.
Der Berg Gaustatoppen mit einer Höhe von immerhin 1883m sollte es sein. Wir schlängelten uns also mit schneckengleicher Geschwindigkeit über die engen Kehren und Serpentinen und mehr als einmal zitterte vor allem Madame, wenn der Gegenverkehr allzu schnell am rollenden Zuhause vorbeisauste (Monsieur blieb wie sonst auch völlig gelassen...deshalb fuhr auch er!).
Kurz vor dem Ziel mussten wir trotz Parkplatzmangels dennoch am Straßenrand halten (immerhin kam ein Fahrzeug vorsichtig an uns vorbei...) - ein Meer aus Blaubeeren!!! Soweit das Auge reichte. Die Menge, die dort wuchs, hätte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgereicht, um einer Invasion nimmersatter Raupen den Bauch zu füllen.
Da unser Parkplatz tatsächlich nicht der allerbeste war, beschlossen wir, uns nach einem kurzen Halt weiter gen Gaustatoppen zu schrauben.
Je höher wir kamen, desto mehr Autos stapelten sich gefühlt im Zentimeterabstand an der Straße - ein Glückspilz, der sich da auf die Tetris-Kunst verstand...und natürlich die des Einparkens!
Um den Gipfel zu erreichen, konnte man entweder laufen (aber so wagemutig waren wir mit zwei Kindern dann doch nicht!) oder sich mit der Gaustabanen nach oben kutschieren lassen.

Diese wirklich außergewöhnliche Bergbahn (hat nichts mit einer Geisterbahn zu tun wie der norwegische Name vielleicht vermuten lässt) wurde zwischen 1954 und 1958 im Auftrag der NATO gebaut und diente als Transportanlage für Ausrüstungen. Die Besonderheit dieser Bahn liegt darin, dass der Wagon, der auf Schienen fährt, den letzten guten Kilometer in einer  Steigung von 39% vertikal nach oben zurücklegt!
Auch für die beiden großen Heidis ein bemerkenswertes Erlebnis.
Das tatsächlich noch getoppt werden sollte (klar - was könnte man bei GaustaTOPPen auch anderes erwarten...an dieser Stelle bitte herzhaft über den fantastischen Kalauer lachen!).
Oben angekommen stieg uns sofort der obligatische Waffelduft in die Nase - ja, wir haben das Gefühl, die Norweger inhalieren Waffeln. Am liebsten mit Erdbeermarmelade.
Was uns da oben erwartete, war aber weit mehr als Waffeln mit süßem Topping - das war atemberaubend!!

Nicht nur Idas Fund eines Horns des äußerst seltenen Stein-Einhorns (lat. unicornii lapis) und ihre alsbaldige Berufung zur Professorin in der Schule der magischen Tiere, sondern dort oben zu stehen, diesen sonnigen Ausblick über Berge, glitzernde Seen und grün bewachsene Landschaft genießen zu dürfen - das kann einem schon mal das Pippi in die Augen treiben.
Pippi sollte uns aber wenig später auch den Schweiß auf die Stirn treiben. Bereits unten an der Talstation erklärte uns die nette Dame, dass auf der Rückfahrt mit einer Wartezeit von ca. 1h zu rechnen sei. Wir Narren glaubten zu diesem Zeitpunkt, dass ein wenig Wasser, 3 Äpfel und die zuvor gepflückten Blaubeeren als Verpflegung aureichen würden. Wir wurden eines Besseren belehrt!
Nach einer ca. 50 minütigen Warterei in einem 8 Grad kalten, feuchten und minimalst beleuchteten Bergtunnel mit Sitzgelegenheiten für ungefähr 7 Zwerge (oder einen Bergtroll) erfuhren wir, dass in den Funkturm oberhalb des Gipfels gerade ein Blitz eingeschlagen hätte, der wohl mehrere Kondensatoren zerstörte. Diese müssten nun ausgetauscht und die Weiterfahrt auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben werden.
Ich weiß, alle Eltern halten jetzt wie in Schockstarre die Luft an, weil sie wissen, wie es ist, mit zwei kleinen Kindern so lange in einem Tunnel festzustecken - ohne Essen (das war natürlich bereits leer), ohne jegliches Unterhaltungsprogramm und...ohne Klo!
Als Ida, die gerade trocken wird und es sehr schnell gehen muss (seeeeehr schnell!), meinte, sie müsse aber JETZT aufs Klo, blieb nur der Sprint zurück durch den Tunnel bis zum Eingang, vorbei an schier endlos wartenden Eltern mit schreienden, streitenden Kindern, jeder Menge Hunde und äußerst geschäftigen Angestellten der Bergbahn. Dort angekommen, informierte mich ein sehr netter Mitarbeiter, dass das WC geschlossen sei. Nachdem er meinen panischen Gesichtsausdruck sah und ich ihm mein Indianerehrenwort geben musste, dass wirklich nur die Kleine ein dringendes Bedürfnis hatte, ließ er sich erweichen und öffnete die Toilette manuell. Der Erfolg stellte sich keine 3 Sekunden nach Betreten dieses heiligen Örtchens ein und ich war erleichtert, meiner Tochter bei 8 Grad keine Kleidung wechseln zu müssen (an Wechselkleidung hatten wir immerhin gedacht!).
Nach sage und schreibe 2 (in Worten ZWEI!) Stunden Wartezeit, die uns vorkam wie 5, stiegen wir endlich in diese herbeigesehnte Bahn und ratterten nun deutlich schneller als bei der Hinfahrt zurück in die Tiefe (klar - oben warteten ja nur noch 5000 Leute und die Bahn hatte lediglich noch 1h geöffnet...).
Nach einer letzten kurzen Fahrt steil runter ins Tal, die uns derart stinkende Bremsen bescherte, dass Frau dachte, der Motor explodiere gleich, sind wir nun in Rjukan gestrandet.

Für eine Nacht...morgen gehts weiter.

​

Auf ins nächste Abenteuer!

 

P.S. Wer ein Stein-Einhorn OHNE Horn findet, gibt uns bitte Bescheid - wir leiten die Info gerne an die örtliche Einhorn-Behörde weiter...
 

20210730-DSCF2316.jpg
20210730-DSCF2314.jpg
20210730-DSCF2329.jpg
20210730_125009.jpg
20210730-20210730_142000.jpg
20210730-20210730_144438.jpg
20210730-20210730_150731.jpg

Seltenes Fundstück auf dem Gaustatoppen

Horn eines Stein-Einhorns (unicornii lapis)

09

31.7.2021

​

7 auf einen Streich

​

Nachdem die Kinder am Ende des durchaus langen und ereignisreichen gestrigen Tages erst gegen 21h30 einschliefen, ließen wir es heute so richtig gediegen (Neudeutsch gechillt) angehen, lagen bis in die Puppen in den Federn und schälten uns in Zeitlupe zum Frühstück aus dem Bett.
Neben dem norwegischen Brot (das sich Vollkornkruste schimpft, aber aufgrund der gar nicht mal so krustigen Textur jedem hochbetagten Senior mit Prothese eine willkommene Mahlzeit gewesen wäre! Die deutsche Bäckerkunst ist wirklich ein herber Verlust für uns...) fand sich vor allem eins auf dem Tisch - Fliegen!
Seit unserer Ankunft im angeblichen Land der 100.000 Stechmücken können wir nur Folgendes verlauten lassen - wir fühlen uns eher wie das tapfere Schneiderlein mit Fliegenklatsche als Einsatzkräfte auf Stechmücken-Vernichtungsmission.
Die Fliegenklatsche hätte sicherlich geholfen, wenn...ja wenn...ihr wisst schon!
Nichts desto Trotz wollten wir uns das Frühstück von den summenden Mitbewohnern nicht madig machen lassen und traten pappsatt die nächste Etappe an...da fühlte man sich fast ein bisschen wie bei der Tour de France. Nur weniger schwitzend.
Einmal mehr passierten wir wunderschöne Landschaften, Seen und Bergstraßen (die heute Madame mit ordentlich Puls und zittrigen Knien befuhr. Also doch - GENAUSO schweißtreibend wie die Pyrenäen-Etappe am Col du Tourmalet bei der Tour de France!).
Und plötzlich - als sei es das Natürlichste der Welt, ging da mitten auf der Bergstraße eine kleine Horde Schafe spazieren. Das sollte bei weitem nicht die letzte Begegnung der wollernen Art sein...
Unser Zwischenhalt führte uns zum Feriencenter (hier Feriesenter) Vierli, das vor allem im Winter mit hauseigener Skischule samt dazugehörigen Skiliften glänzt.
Als der Hunger dann doch zu groß wurde, bestellte man eben Burger mit Pommes für fast 20€ (also eine Portion für diesen Preis!),  dafür gab's den romantischen Ausblick gratis dazu. Die Kinder vergnügten sich tatsächlich alleine auf dem benachbarten Spielplatz und die Eltern verspürten das erste Mal so etwas wie eine gewisse Freiheit...wenn auch nur für 25 Minuten.
Der Campingplatz in Dalen hatte vor allem eins zu bieten - ein riesiges, in den Boden eingelassenes Hüpfkissen! Die Eltern witterten die Chance ihres Lebens und postierten sich schnellstmöglich direkt auf dem Platz daneben (andere Eltern waren womöglich genauso schlau, aber nicht so schnell!). Diese Entscheidung war dann auch goldrichtig - die gefühlt einzige deutsche Urlauberfamilie, die uns bisher begegnet ist, nächtigte auf selbem Campingplatz und Oskar sprang nicht nur übers Trampolin, sondern sprichwörtlich über seinen größten Schatten...wagemutig sprach er besagte Kinder an und hatte nach kurzer Zeit neue Freunde, wie er sagte.
Abends im Bett wurde ein neues Buch gelesen - Frieda tanzt. Sie liebte es zu tanzen, fühlte sich aber in der Öffentlichkeit beobachtet und getraute sich nicht mehr zu tanzen. "Manchmal muss man sich etwas trauen", meinte Oskar. "Ich war heute ganz mutig, weil ich die Kinder angesprochen habe und jetzt habe ich neue Freunde".

Was sagt uns das?  Wer nicht wagt, der nicht gewinnt...

20210731-20210731_114849.jpg
20210731-DSCF2364.jpg
20210731-DSCF2425.jpg

10

1.8.2021


Hipp Hipp Hurra!

​

Stellt schon mal den Sekt kalt, es gibt etwas zu feiern!

Nein, kein drittes Kind! Himmel...

​

7 Jahre Ehe - auf den Tag genau!

Also wenn das kein Grund zum Jubeln ist...
Zur Feier des Tages wollten wir mal so richtig auf die Kacke hauen und köpften deshalb schon vor dem Frühstück ganz dekadent zwei Mini-Baileys. In Plastikflaschen. Gemopst aus der Minibar der Fähre...jaaaa, die waren GRATIS!

Vor der Abfahrt durch die nächste Hochebene nach Tjørhom beschloss Madame, ein zweites Mal sportlich zu sein - doppelt gemopppelt hält schließlich besser (bevor man selbst weiter moppelt!) - tja, was soll ich sagen? Es lief ein weiteres Mal recht stockend. Trotz Google Maps. Zu meiner Verteidigung muss ich vorbringen - die Beschilderung der Wanderwege (die hier meist die Breite eines Paars Joggingschuhen haben) ist ungefähr so häufig zu finden wie ein Weihnachtsbaumverkauf im August. Hieß also - maximal alle 3-5 Minuten anhalten, Maps befragen, dazu eine abfotografierte, äußerst schlechte Wegskizze vom Campingplatz versuchen zu deuten, zurücklaufen, über Wurzeln stolpern, neuen Weg suchen - merken, dass man im Kreis gelaufen ist, feststellen, dass man weiterlaufen könnte, dazu aber die Fähigkeit bräuchte, über Wasser wandeln zu können, zurücklaufen, über Wurzeln stolpern, neuen Weg suchen...
Da bekam der Begriff stop and go eine ganze neue Bedeutung!
Soll heißen - für einen 5km langen Weg benötigte Madame eine geschlagene Stunde...es ist nicht allzu lange her, da schaffte sie in dieser Zeit die doppelte Strecke. Humor ist, wenn man trotzdem lacht!

Der heutige Abschnitt war mit weit über 2 Stunden bisher einer der längsten - wir planten, von Dalen über die Setesdal-Hochebene nach Tjørhom zu fahren...über Bergstraßen, die für LKWs grundsätzlich und im Winter für jegliche Vehikel gesperrt sind. Man kann sich an dieser Stelle in etwa vorstellen, welche Ausmaße diese Straßen dort oben haben mussten.
Monsieur fuhr und hatte richtig viel Spaß dabei. Madame auch. Weil sie daneben sitzen konnte und nur selten zusammenzuckte.
Manchmal erstarrte sie aber auch mit - genau wie ihre bessere Hälfte. Vor lauter Begeisterung angesichts dieser faszinierenden Landschaft! Hinter jeder Bergkuppe tat sich ein neues Bild auf, neue Farbkompositionen und Felsformationen prasselten auf das Auge ein...diese Natur kann man einfach nicht in Worte fassen! Und würde man es versuchen, würde man ihr niemals gerecht werden.
In den Berghängen gab es unzählige wunderschöne Häuschen zu bewundern, die mit ihren begrünten Dächern so harmonisch mit ihrer Umgebung verschmolzen als seien sie schon immer dort gewesen...wir warteten nur darauf, dass jede Sekunde ein Hobbit zur Tür hinausschaute und die Hand zum Gruß in die Luft streckte.
Einen längeren Halt eingelegt haben wir an einem kleinen Staudamm. Die Gegend dort war wortwörtlich steinreich - obligatorische Steinmännchen durften da nicht fehlen!
Trotz der Masse an Gestein liefen wir ebenfalls durch Hänge von Moosen und Flechten, die so weich waren, dass jeder Schritt ganz zart abgefedert wurde - da entbehrte sich jeglicher überteuerte Barfußschuh!
Nackten Fußes umherzuwandeln wäre dennoch nicht die bevorzugte Wahl gewesen, denn wie auch gestern säumten die komplette Straße und gesamtes umliegendes Gelände Hunderte von Schafen, die auf der Suche nach touristischem Essen überaus vorwitzig vorgingen und keinen Körperkontkt scheuten...zum Leidwesen unserer panischen Tochter.
So langsam kamen wir uns eher vor wie auf einer Forschungsexpedition als auf einer einfachen Norwegentour. In der Nähe des Staudamms hob Oskar einen kleinen großen Schatz - ein Jahrtausende altes Dinosaurierskelett! Genaue Art und Ära konnte er noch nicht haargenau bestimmen, bleibt aber dran...

Zum krönenden Kulinarik-Abschluss unserers verflixten 7. Ehejahres wollten wir es dann abends noch mal so richtig krachen lassen und kredenzten...TATATATAAAAA! Nudeln mit Tomatensoße und Gurkensalat!
Letztes Jahr genossen wir zu zweit ein 9-Gang-Menü in einem Sternerestaurant.
Aber was ist das schon gegen Plastik-Baileys, Hunderte Schafe, Dinosaurierskelette und die strahlenden Augen unserer Kinder.

​

Eben. Nichts!   

20210801_162233.jpg
20210801_143308.jpg
20210801-DSCF2514.jpg
20210801-DSCF2526.jpg
20210801-DSCF2529.jpg
20210801-DSCF2517.jpg
20210801_145224.jpg
20210801-DSCF2499.jpg
20210801-DSCF2502.jpg
20210801-DSCF2532.jpg
20210801_171809.jpg
20210801-DSCF2488.jpg
20210801_125944.jpg
20210801_130348.jpg
20210801-DSCF2509.jpg
bottom of page