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Sommer/Herbst 2021

Skandinavien

18

9.8.2021

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Schon mal einen Blauwal mit DHL verschickt?

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Heute hatte Madame Großes vor. Ihre Mission - Kahlschlag. Ihre Waffe - der Rasierer. Endlich. Nach unglaublicher Schwerstarbeit (so eine Reise ist eben nicht ausschließlich ein Ponyhof!) hätte man aus der Haarmenge locker 3 neue Faschingsperücken knüpfen können. Locker. Zu viel Information? Vielleicht. Ich wollte es dennoch nicht unerwähnt lassen. So. Denn mindestens drei Viertel der Leser, vorzugsweise Leserinnen, werden mitfühlen...das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Die Kinder vergnügten sich während Madames wichtiger Mission derweil auf einer Sandfläche, auf dem die Körner so groß wie Kieselsteine waren. Zur weiteren Erheiterung der kindlichen Spielfreude trug das Ausreißen von Grasbüscheln auf eben jener Kiesfläche bei, aus denen kurz vor Abfahrt ein Spatzennest gebaut wurde...die sind hier weit verbreitet und freuen sich über das äußert trockene Proteinmüsli von dm. Wir auch.
Heute brachen wir einen neuen Rekord - 2min bis zum nächsten Etappenziel. Ein Besuch im Norsk Natursenter Hardanger. Recht klein, aber fein. Sehr sehr fein! Von Panoramafilm über echtes Gletschereis zum Anfassen bis hin zu ausgestopften Rentieren, Elchen, Hirschen und allem, was die Natur hier so hergibt. Informationen zum Klimawandel, die Entstehung und Entwicklung der hiesigen Landschaft von der Urzeit bis heute und für Oskar das Highlight  - eine bewegliche Erde im Kleinformat, die man mit Hilfe einer Kurbel um die Sonne kreisen lassen konnte.
Nach dem anstrengenden Besuch im Museum kam es uns gerade gelegen, im angeschlossenen Restaurant der Kulinarik zu frönen!
Vor allem Madame freute sich  - sollte doch ein Naturcenter genügend für vegetarische Gäste bieten. Ähmmm...da stand kein einziges Gericht ohne Fleisch oder Fisch auf der Karte. Pommes...ja die gab's.
Die Bedienung brachten wir mit der V-Frage ordentlich ins Schwitzen. Sie bat dann Omelett an. Mit 3 hauchdünnen Tomaten- und 5 Gurkenscheibchen. Das ganze für nur 165 NOK.
Das sollte aber ein richtiges Schnäppchen gewesen sein - im gegenüberliegenden Souvenirshop kauften wir für die Allerliebsten daheim Postkarten und Briefmarken (tatsächlich die ersten, die uns in Norwegen begegneten). Und zahlten sage und schreibe 440 NOK. Jaaa, für 100 Postkarten zahlt man eben mehr, meinen jetzt einige. Ha! Es waren 12 (ZWÖLF!) an der Zahl. Und Briefmarken kosten hier so viel wie bei DHL der versicherte Versand eines Blauwals!
Immerhin hatten wir nach dem Verlassen dieses Ladens keinen einzigen kitschigen Magneten, Schlüsselanhänger oder Dosenöffner in Trollform in den Taschen.
Vollstopfen können hätten wir unsere Taschen heute dagegen mit einer knapp hundertköpfigen Ziegenhorde...die wie schon ihre Schaf-Kollegen völlig unbeeindruckt über die Straße flanierte.
Auf der knapp 1,5 stündigen Weiterfahrt zum heutigen Nachtlager ereilte uns dann der berühmte Dornröschen-Fluch. Beide Kinder verfielen in sekundenschnelle in einen tiefen Schlaf! Und man wusste sofort - der hält maximal bis zur Ankunft. Danach kann eher von einer 100-jährigen Wachphase ausgegangen werden. Und die Eltern? Spielen nachts Insomnia.
Immerhin musste dadurch der Letzte-Ausweg-Ablenkungsjoker nicht gezogen werden - das, dessen Name nicht genannt werden darf. Nur so viel - fängt mit Ei an und hört mit Päd auf...
Während die Kinder also schnarchend, mit leichten Spuckefäden aus den Mundwinkeln und rosa Bäckchen vor sich hin träumten, gab's auch was für die Erwachsenen zu sehen. Wir fuhren erneut durch eine blaubeerübersähte Hochebene mit, ungelogen, einem klitzekleinen Souvenirshop auf exakt 1273m. Da hält doch jeder gern an und shoppt nach Herzenslust. Und freut sich noch mehr, wenn nach dem Einkauf der Außenspiegel noch dran ist bei der engen Bergstraße und Parken direkt am Straßenrand.
Die Straße war über viele Kilometer beidseits gesäumt von ca. 5 Meter hohen Holzstäben...das ist keine Hommage an das norwegische Stockbrot (das wäre sogar veggie!), sondern Markierungen, damit die Schneefräse im Winter tatsächlich auch die Straße räumt und versehentlich keine Skihüttchen vernichtet. Jeder Wintersportler hätte wohl beim Gedanken an 4 Meter Neuschnee seine wahre Freude. Autofahrer eher weniger.
Des weiteren zu bewundern - ein Staudamm. Komplett aus Kieselsteinen aufgetürmt. Kein Beton. Das kann ja jeder. Wir stellten uns in diesem Moment die Materialbeschaffung vor. An der Gillet-Kasse - wir bräuchten so um die 300 Millionen 25kg Säcke Kieselsteine...
Kurz vor der Ankunft am Campingplatz schmunzelten wir erneut über den ein oder anderen Ortsnamen...heute gewann den Hauptpreis. Tatatataaaa. GEILO. Hätte das Zeug zum Wort des Jahres.
Beim Namen unseres heutigen Campingplatzes hätte man meinen können, wir würden im Kleiderschrank eines schwedischen Möbelherstellers übernachten - Birkeland hatte dann aber tatsächlich vor allem eins zu bieten. Birken. Hauptsache, wir sehen auch weiterhin den Wald vor lauter Birkenbäumen und finden unseren Weg...

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P.S  Das letzte Kind hatte es schließlich um 23h06 geschafft. Die Eltern auch. 5 Sekunden später...

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10.8.2021

Wolkenjagd

Denn sie wussten nicht, was sie taten als sie noch nachmittags Strecke machten. Zugegebenermaßen - wir waren uns natürlich des Schlaf-Risikos bewusst, das wir mit der gestrigen Nachmittagsfahrt eingingen. Aber was uns nach dem Träumerchen (der leider eine Großigkeit war!) erwartete, entsprach so ab 22h in etwa Edvard Munchs "Der Schrei".
Immerhin hat mir Ida noch kurz vor 23 Uhr verraten, was ich zum nächsten Geburtstag bekomme - eine Wintermütze sowie einen Wintermantel für die Puppen Frida und Theo, eine Spieluhr, eine schöne Spieluhr, ein Pippi Langstrumpf Buch, ein schönes Pippi Langstrumpf Buch. Das sind doch genau die Dinge, die sich Frau zum 42.Geburtstag wünscht. Sie wusste es bisher nur noch nicht!
Gestartet in den neuen Tag sind wir nach dieser Nacht daher auch in Zeitlupe...

Die Entdeckung der Langsamkeit traf heute die berühmte Faust auf's Auge. Zeitweise glaubten wir sogar,  im Rückspiegel zwei rote geflochtene Zöpfe sehen zu können, die mit aller Macht das Wohnmobil von hinten zu bremsen schienen.
Auf gut halber der heutigen 2h40 langen Strecke mussten wir uns entscheiden - zwischen dem weltweit längsten Straßentunnel  (Lærdalstunnelen mit 24,3 km!), dem eindeutig schnelleren Weg, und dem Snøveg, sprich der Schneestraße. Welchen Weg wählt man mit Sommerreifen? Ganz genau. Die Passstraße. Von hiesigen Anwohnern Aurlandsvegen genannt. Klang so harmlos. Wie in einem Horrorfilm. Kurz bevor der Killer zuschlägt.
Auf besagtem friedlichen Sträßlein 12 Tunnel, aufgereiht wie Perlen an einer Schnur, so eng und kurvig wie Luftschlangen. Prima, wenn es in einigen der bis zu 5km langen Tunneln noch nicht mal funktionstüchtiges Licht gibt...die Passstraße selbst an manchen Stellen so steil, dass die Handbremse alleine nicht ausreicht, um bei Stau an Ort und Stelle zu bleiben. Madame bekam permanent Puls und war einmal mehr froh und zutiefst dankbar, dass Monsieur, wieder völlig tiefenentspannt, fuhr.
Dieses Sträßlein war schmal. Wirklich schmal. Und der Abgrund direkt neben dem Sitz. Spätestens beim mehrfachen Zurücksetzen, damit der Gegenverkehr zentimetergenau (und eingeklappten Spiegeln!) an uns vorbeipasste, wären eigentlich blutdrucksenkende Medikamente nötig gewesen.
Wir schraubten uns also immer höher gen Himmel und fühlten uns, schon fast wagemutig, wie Indiana Jones auf der Jagd nach den weißen Wolken. Nur ohne Harrison Ford an Bord.
Als eine weitere erfolgversprechende Kinder-Ablenkung bei langen Fahrten (heute brauchte man für 20km ganze 45min) erwies sich mittlerweile das Essen. Sagen wir das Snacken. Solange es Fruchtriegel, Salzstangen und Knusperenten zu verdücken gab, herrschte auf den hinteren Sitzen gefräßige Stille. Nachdem aber lediglich nur noch dm-Knäckebrot zur Verfügung stand, zogen wir ein Päuschen am Stegastein vor, um Schlimmeres zu verhindern...
Und da ist insbeondere der Toilettengang ein Highlight - wo kann man schon direkt vom Schüsselchen aus durch ein Panoramafenster in den Aurlandsfjord schauen!
Nach diesem klitzekleinen Zwischenstopp war es nur noch ein Katzensprung bis zum Pass...unserem heutigen Schlafplatz auf einem rudimentären Parkplatz.
Die letzten Minuten hielten wir die Kinder mit unserer "Wolkenmission" bei Laune. Heiß diskutiert - die Frage nach dem Geschmack.
Oben angekommen ist man tatsächlich sprachlos. Wir haben versucht, diese Landschaft in unsere Bilder einzufangen und müssen feststellen - es ist ein utopisches Unterfangen!
Diese Moose und Flechten, die Bergseen, diese aufgetürmten Felsen mit all ihren Steinen, die verschiedensten Pflänzchen, die hier gedeihen. Die Stille. Es klingt paradox - diese Stille, die eigentlich Balsam für die Seele sein sollte, wirkt im ersten Moment völlig befremdlich, ja sogar fast bedrückend. Zumindest für mich. Weil mein gut 20-jähriger Tinnitus sich viel lauter bemerkbar macht als sonst. Die Ohren wirken wie verstopft (nein, kein Wollgras hineingedrückt!), weil wir gar nicht mehr wissen, was Stille eigentlich bedeutet. Mit Kindern sowieso.
Jetzt sind wir also hier.

Irgendwo im Nirgendwo.

Und atmen Stille ein solange es geht...

 

Und? Wisst ihr wie Wolken schmecken? Nach Erdbeeren. Ist doch klar...

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11.8.2021

Schnee im August

Unendliche Weiten...wir schreiben das Jahr 2021.

Dies sind die Abenteuer der Familie Heidweiler. Oder so ähnlich.
Auf jeden Fall gab's erstmal Frühstück auf der Hochebene. Unbezahlbar.
Die Fahrt vom Pass runter ins Tal ging dann irgendwie viel schneller als die nach oben. Lag trotz der wohnmobilbreiten Straße vielleicht am Gegenverkehr. 5 Fahrzeuge auf 15 Kilometern...das schonte den Blutdruck ungemein.
Noch nicht mal 10 Minuten unterwegs, beschenkte uns der neue Tag mit dem ersten Highlight - Schnee im August. Zumindest die letzten Schneefelder, die sich vehement gegen die norwegische Sommersonne zur Wehr setzten. Da wurde einem erneut schlagartig klar, wie hoch der Schnee im Winter sein musste...oh Gott bin ich froh, dass wir im Hochsommer hier sind!
Im Tal erwartete uns im Städtchen Lærdal ein wirklich zuckersüßer (ohne Lebkuchenhaus) Altstadtkern, der als einziger in Norwegen komplett unter Denkmalschutz steht. Was es dort zu essen gab? Yep. Waffeln. Mit Erdbeermarmelade. Versteht sich von selbst. Eine Moltebeerenmarmelade (noch nie gegessen) wanderte bei der Gelegenheit auch noch mit in die Tasche (bezahlt!!).
Halb gestärkt (es waren 2 Waffeln für 4 Personen - wer, bitteschön, wird davon satt?) besuchten wir das Lakssenter - leider geschlossen (da gerade umgebaut), aber nicht abgeschlossen!
Die Dame am Empfang war wohl gerade auf Toilette. Wir nutzten also die Gunst der Stunde und bekamen zumindest zwei größere Exemplare zu Gesicht, die in einer verglasten Lachstreppe vor sich hin wackelten. Immerhin. Die Kinder waren dennoch zufrieden. Echten Fisch gesehen - reicht. Und dazu noch Geld gespart (80 NOK pro Person!).
Manchmal weiß man erst hinterher, warum Dinge passieren - die eingesparten Münzen wurden sogleich wieder auf den Kopf gehauen. Nein - nicht für teure norwegische Outdoorkleidung. Auch für keine hässliche Wikingermütze (die mit diesen künstlichen Zöpfen dran...).

BROT!

Ich kam, sah und musste dieses Brot kaufen! Auf dem Weg aus dem Lakssenter lag dieses angeschlossene Café. Ein Lachsbrötchen 150€, eine Zimtschnecke nicht viel günstiger, die Pistazienküchlein noch unbezahlbarer, aber dieses Brot! Da lag es. Aus Sauerteig. Mit Körnern. Und Kruste. Und sah so aus wie...wie früher. Ich wusste mal, wie wirklich gutes Brot schmeckte. Aber ich hatte es vergessen. Genau wie Kay seine geliebte Gerda in "Die Schneekönigin". Mein Brotherz war gefroren - bereits vor 2 Wochen. Und seitdem nicht wieder aufgetaut. Aber dieses Brot konnte mich erretten! Trotz des Preises von 60 NOK. Wie hypnotisiert zog ich die Visa Karte, tippte die korrekte Zahlenkombination (wie ich das in dieser Aufregung noch geschafft habe!). Und dann. Ganz unscheinbar in einer Kraftpapiertüte reichte es mir die Verkäuferin und schon der Geruch ließ den gefrorenen Brotklumpen in meinem Herzen dahinschmelzen. Hallelujah!
Vom Glück geküsst kamen wir völlig ungeplant, aber genau richtig an der Fähre in Fodnes an, um in knapp 10 Minuten nach Manheller überzusetzen.
Keine weitere 10 Minuten später erreichten wir unseren bis dato teuersten Campingplatz - 410 NOK die Nacht. Duschen extra. Da überlegt man sich zweimal, wieviele Duschmarken man kauft. Genau. Eine. Für beide. Denn immerhin gab es ein kostenfreies Badezimmer nur für Kinder. Mit Affen- und Clowndusche (so schnell standen die Zwei noch nie unter der Brause!), Kinder-WCs und zwei Waschbecken mit Pferd und Känguruh...vor dem ich mich mehr als gefürchtet hätte. Die Kinder fanden es genial - um nicht zu sagen GEILO.
Manchmal ist das Leben eben doch ein Ponyhof!

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12.8.2021

Gletscherbonbon

Lasst uns einmal das Wort Frühstück genauer betrachten - ein frühes Stück. Davon kann bei uns keine Rede sein. Wir nehmen hier grundsätzlich die erste Mahlzeit des Tages ein, wenn die nachtaktiven Tiere schon läääängst wieder in den Federn liegen.
So auch an diesem Tag. Wir benötigten heute außerordentlich lange fürs Essen - musste man sich doch von diesem köstlichsten aller Brote immer wieder eine Scheibe abschneiden. Man konnte nur schwer aufhören, gesalzene Butter (wir haben mittlerweile GUTEBUTTER gefunden!) und Moltebeermarmelade (sehr zu empfehlen) vergnüglich darauf zu verstreichen.
So wie bei Chips. Man hat genug. Man weiß das. Aber dennoch wird fleißig weitergemampft. Bis die Tüte leer ist.
So auch bei unserem Brot. Fast. Ein Höflichkeitsrest blieb übrig.
Übrig blieb auch ein wenig Wehmut...vor allem bei den Kindern. Sie konnten sich nur äußerst schwer von dem sagenhaften Kinderbadezimmer mit diesen furchtbar bunten Clowns, Bären und Affen trennen.
Der Kjørnes-Campingplatz in Sogndal war aber tatsächlich sehr sehr schön...mit Brötchen-Service. Das ist in Norwegen völlig unüblich. Genauso wie die Zuweisung der Plätze. Man kommt, schaut und stellt sich da hin, wo es einem gefällt. Ja, die deutsche Genauigkeit. Die hielt auf diesem Campingplatz aber tatsächlich Einzug - bei der Mülltrennung! Bisher gab es ausschließlich nur elefantengroße Restavfall-Container, in die einfach alles hineinwanderte. Für uns schwer vorstellbar. Entweder sind die Norweger in dieser Hinsicht im Schneckentempo unterwegs oder verfügen überall im Land über geheime Stollen, in denen Elfen emsig den Restmüll sortieren und allesfressende Bergtrolle dem Abfall den Garaus machen...

Nach dem gefühlten Sitzfleisch-Marathon der letzten Tage hieß es heute - raus aus der Komfortzone und rein in die Wanderschuhe. In nur 1,5km auf den Nigardsbreen. Einem Gletscher! Das klang doch mehr als machbar. Ein Klacks gegen die Tour auf den Breikestolen.
Eine ältere Dame, die uns auf dem Parkplatz entgegenkam, meinte noch, wir sollen doch lieber das Boot nehmen, um auf dem Wasserweg einen Teil der Fußstrecke einzusparen. Tsss...
Für die 1,5 km bis zum Gletscher benötigten wir dann aber doch fast 1,5 Stunden. Kein wirklicher Geschwindigkeitsrekord. Dazwischen zwei kleine Stürze der Jüngsten. Nach Drama, Tränen und Getragenwerden griffen wir aber wieder voll an und bezwa
ngen die gestapelten Steinmassen.
Ich habe mich immer gefragt, warum Gletscherbonbons gerade diesen Blauton haben - seit heute weiß ich es!
Am Fuße dieses imposanten Gebildes fühlte man sich klitzeklein. Ungefähr so klein, wie die Minifiguren in diesen Eisenbahnlandschaften. Wie hätte man sich da vor exakt 273 Jahren gefühlt? Da ragte dieser Gletscher nämlich noch 5 km weiter ins Tal...und auch hier dachte ich wieder - es ist fünf vor zwölf.
Für die anschließende Weiterfahrt mussten wir gleich zwei Mal den Pippi-Joker ziehen. Und den Snack-Joker.
Denn - erster Campingplatz voll (kein Wunder, ein Mikro-Platz, nur mit der Lupe zu erkennen!). Wir hatten es ja schon davon - wer zuerst kommt, der mahlt zuerst. Nix mit Reservierung und so.
Also weitere 20 Minuten Fahrt bis zum nächsten Platz - eine Geduldsprobe für die Kinder. Und für uns. Und dann war Fräulein Langstrumpf auch schon 8 Minuten vor Ankunft fertig. Himmel!
Um Punkt 18h21 schlugen wir dann in Nymoend Camping auf und die Kinder um 21h12 die Augen zu!

Heute haben wir also wieder etwas mehr Zeit zum Flüstern...pssst!

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13.8.2021

Im Reich der Riesen

Es war einmal im Reich der Riesen.
Jotunheimen lag im hohen Norden auf großer Höhe, eingerahmt zwischen zerklüfteten Bergen und blauen Gletschern.
Der Weg dorthin war schmal, steil und beschwerlich. Von 0 auf 1400m in 17 km.
Aber erst einmal dort oben angekommen, bot sich stets ein fantastischer Blick auf Moose, Flechten, Schnee, Eis, Gestein und Seen. Trotz tief hängender Wolken.
Die Riesen selbst waren ein scheues Völkchen und lediglich bei Vollmond und gleichzeitiger Sommersonnenwende mit viel Glück zwischen Schneefeldern und Felsen zu entdecken, aber wenn man die Ohren spitzte, konnte man die Riesen bedächtig Steine kauen hören.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

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14.8.2021

It's raining men, ha...   hei ei ei!

Nach unserer Reise durch das Reich der Riesen (wird tatsächlich so genannt) entschieden wir uns, auf ebenfalls größerer Höhe auf dem Bauernhof Raubergstulen Halt zu machen. Hier sollte es vor allem eins geben - Pferde (für unsere Ida). Getroffen haben wir dann aber - Regen. Dauerregen. Mal wurde Samba getanzt, dann wieder Cha Cha Cha und Techno. Stehblues war leider nicht dabei.
Was macht man, wenn sich die Wiese, auf der man campiert, in einen einzigen See verwandelt, der selbst die Gummistiefel verschlingen würde? Man schwimmt.
Nein...
Putztag. Natürlich. Wurde eh mal längst wieder Zeit. In einem Wohnmobil ticken die Dreckuhren nämlich anders. Schneller. Um genau zu sein - mit Lichtgeschwindkeit. Bei diesem Boden tritt sich auch nichts fest. Und unter den Teppich kehren, geht auch schlecht. Das ist grundsätzlich eh keine gute Sache.
Daher die beste Anschaffung, die wir im Vorfeld getätigt haben - ein Staubsauger. Ungelogen. Mit dem holt man Dreck aus Ritzen, von deren Existenz man bisher gar nichts wusste.
Gestern Abend schenkten wir uns dann auch noch die zusätzlichen Essenskrümel auf dem Boden und besuchten...tatataaaaaa! Das angeschlossene Restaurant. So viel zum Geld sparen.
Aber - es hat sich gelohnt. Buffet. Ohne veggie. Auf Nachfrage erhielt ich aber in Null Komma Nix eine Platte mit vegetarischer Pasta. Sehr lecker. Und so reichlich, dass davon eine halbe Football-Mannschaft satt geworden wäre.


Heute Morgen nutzten wir dann eine mäuschenkleine Regenpause (sprich - nur Nieselregen), um doch noch einen Blick auf ein paar Pferdchen zu erhaschen. 4 Karotten und zwei glückliche Kinder später waren wir bereits wieder auf dem Weg nach Dønfoss zu einem imposanten Katarakt. Beinahe wären wir auch auf diesem Platz geblieben...wunderschön. Mit Pool. Außenpool. Bei dem Wetter eine gar nicht mal so tolle Idee. Also weiter Richtung Dalsnibba. 1494m. Über unzählige Haarnadelkurven und mit der Sichtweite eines Maulwurfs fuhren wir geradewegs in den Himmel hinauf.
Oben. Fantastische Sicht. Auf Wolken. Wolken. Wolken. Bei 4 Grad. Im Hochsommer. Aber Zimtschnecken. Richtig gute! Das ist doch die Hauptsache. Und der Parkplatz gehörte uns diese Nacht ganz allein...komisch.
Letzte Nacht gab's übrigens den ersten Bettentausch - diesmal schliefen die Mädels im Hubbett. Am Morgen fiel mir sofort ein - was man in der ersten Nacht in einem fremden Bett geträumt hat, wird wahr...ich hatte geträumt, das Wohnmobil würde brennen.

Also doch - it's raining men, HALLELUJAH!

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15.8.2021

Frozen-Joghurt

Nach einer einsamen Nacht auf dem Parkplatz in den Wolken herrschte bereits ab 7h geschäftiges Treiben. Mit 800.000 Besuchern jährlich ist der Dalsnibba und der Geirangerfjord eben der Besuchermagnet schlechthin.
Zur Stärkung gab's standesgemäß zum Wetter erstmal ein Frozen-Joghurt-Frühstück.
Mit dieser Spezialität wurden wir nun schon einige Male beglückt...gezwungenermaßen.
Wir bevorzugen eigentlich auch bei winterlichen Graden normal temperierte Mahlzeiten. Unser Kühlschrank anscheinend nicht.
Immer wieder überrascht er uns mit Gefrorenem - Joghurt, Käse, Marmelade, Salat. Es gibt eigentlich nichts, was er nicht schon in Eis verwandelt hätte. (Wasser zu Wein hat bisher aber noch nicht geklappt).
Immerhin hält er die Fischstäbchen im klitzekleinen Gefrierfach bei der Stange - beim letzten Einkauf gönnten wir den Kindern (und Monsieur) nämlich ein Stückchen kulinarische Heimat. In der kleinsten Verpackungseinheit zu 36 Stück. Da muss man beim Schlemmen aufpassen, dass einem bei der Menge keine Kiemen wachsen.

Unsere nächtliche Beharrlichkeit hatte sich heute bezahlt gemacht - im Laufe des Morgens lüftete sich auf magische Weise der weiße Vorhang um uns herum (vielleicht war es auch Oskar, der zu viele Erdbeerwolken verdrückt hatte...) und gab den Blick ins Tal auf den Geirangerfjord frei.
Den wir in einer kurzen 30 Minuten Fahrt ansteuerten und Dank frühzeitiger Ankunft einen Platz direkt am wunderschönen Fjord ergatterten. Für 7€ Aufschlag. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Außer diesem fantastischen Fjord und einer bezaubernden 70er Jahre Bettenburg hat das Örtchen Geiranger sonst wenig zu bieten...außer es kommt zufällig ein Kreuzfahrtschiff vorbei. Wie heute. Die Hurtigruten statteten dem Geirangerfjord das erste Mal seit Beginn der Pandemie einen kleinen Besuch ab. Hatten sich die 7€ für den Wasserplatz also doch gelohnt!
Am Ende dieses Tages zeigte die Polar-Uhr übrigens gerade einmal 57% Aktivität.

Muss auch mal sein, oder?

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Nachtrag - 20h39, 71%. Na geht doch!

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