
Sanna, Peter, Oskar & Ida
Heidweiler
Frühjahr/Sommer 2022
Großbritannien & Irland
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Sie lesen einen Gastbeitrag unseres Autors Monsieur H.
13.4.2022
Entspannung
Vogelgezwitscher, zartes Mähen der Lämmchen, ein sich an mich kuschelnder Minimensch. Vorsichtig tastet sich die Sonne über die grünen Hügel. Ich schließe wieder meine Augen und döse noch ein bisschen weiter.
Los geht's zum Wandern. Der Rucksack ist gerichtet, ein Minimensch ist bereits in wärmende Schichten und wasserfestes Schuhwerk gepackt. Ein anderer Minimensch schreit sich hysterisch die Seele aus dem Leib. Weshalb? Wir wissen es nicht.
Ein paar Minuten später. Etwas Sonnenschein. Etwas Nebel. Lachende Kinder. Sand unter den Füßen. Die Brandung rauscht in den Ohren. Fossilien werden gesucht und gefunden. Herrlich.
Sehr viele Minuten später. 45 Meilen pro Stunde. Die Hecken links auf Tuchfühlung mit dem linken Außenspiegel, der rechte ist eingeklappt. Große Fahrzeuge rauschen bis auf wenige Zentimeter rechts vorbei. Hoffentlich. Augen zu und durch.
Die Sonne hat noch wenige Zentimeter bis sie hinter den grünen, sanften Hügeln entschwindet. Die Minimenschen lachen lauthals beim Anblick des Hütehundes, der die Schäflein umkreist und sie in eine beliebige Richtung dirigiert. Die Vöglein zwitschern.

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14.4.2022
Strawberry Fields
Glück ist, wenn man beim morgendlichen Blick in den Spiegel einen schlohweißen Haaransatz entdeckt und dann feststellt, dass es getrocknete Zahnpasta vom Vorabend war... Der Tag konnte also nur gut werden!
Minimadame schläft inzwischen wieder deutlich länger morgens - sehr zum Leidwesen der Erziehungsberechtigten, denn langes Ausschlafen bedeutet abends langes Wachbleiben und man hatte sich doch schon so auf das Kauern auf Fahrer- und Beifahrersitz und das gemeinsame Schweigen gefreut. Mantra - dieser Tag wird trotzdem gut! War er dann auch. Schlappe 20£ (wir zahlten nühüüüscht. Wegen national trust und so.) waren der Einlass zum Dartmoor Nationalpark. Nach einer wirklich kurzen Wanderung zur white lady, einem schnuckeligen Wasserfall, ging es weiter zu den Strawberry Fields. Nee, nicht die der Beatles, sondern einem Farm Shop par excellence! Der erinnerte mit Sortiment und Ausstattung eher an einen exklusiven Feinkostladen (so wie die frühere Lebensmlttelabteilung im UG des Kaufhofs...hach, dieser rotbraune Linoleumboden. Gott hab ihn seelig). Und so zahlte man für 8 Artikel klitzekleine 27£ (bei der aktuellen Inflation schwant Madame auch für Zuhause Böses...). Und dann vergaß man offensichtlich auch noch das Glas homemade Lemon Curd (mit GUUUUTERBUTTER!) an der Kasse. Eigentlich war dieser Zitronenaufstrich für die gekauften (und eingepackten!) Scones gedacht...uaaaahh! Scones ohne Lemon Curd sind wie Romeo ohne Julia, wie Bonnie ohne Clyde, wie Maja ohne Willi, wie die Maus ohne Grüffelo.
Den richtigen Einkauf erledigte Madame dann übrigens...im Aldi. Ohne Lemon Curd, aber mit 3 Packungen Lemon Shortbread in der Tasche! Das war ein guter Tag...





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15.4.22
Eden
Seit gestern weilte man ja, um es mit Schwiemas Worten auszudrücken, im Rosamunde-Pilcher-Zipfel. Hello Cornwall! Und das hatte direkt ein fulminantes welcome auf Lager. Das Eden Project. Konnte ja nur paradiesisch werden... In einer stillgelegten, 50 Hektar großen Tongrube wurde Ende der 90er Jahre ein wirklich einzigartiger botanischer Garten geschaffen. Die gut 100.000 Pflanzen, und auch einige Tiere, sind in riesigen, aus jeweils 4 verschnittenen Kuppeln bestehend, Gewächshäusern zu bestaunen, den größten weltweit derzeit. Neben einer Art Museum über Mikroben beherbergt Eden ein mediterranes Gewächshaus, das nochmals größere tropische Haus sowie ein wunderschönes Außengelände mit Freiflächen, Spielplätzen und vielem mehr... Das Projekt ist eine non-profit Einrichtung und verfolgt ausschließlich pädagogische und bewahrende Ansätze. Wirklich äußerst beeindruckend. So wie die Preise. Eintritt 87£, eine Kugel Eis 3£. Der Abend konnte, zumindest kulinarisch, nicht das Level des Tages halten - die Fish'n'Chips auf dem Campingplatz waren gar nicht mal so gut (und Madame aß den schlechtesten Veggie Burger ihres Lebens). Aber es kann eben nicht alles Rosarot sein in Cornwall - selbst im Lande von Rosie!




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16.4.2022
Das Ende 4.0
Auf den bisherigen Touren haben die vier Reisenden schon so manches Ende geentert - das nördlichste Ende, das südlichste und westlichste Ende. Die Briten sind da deutlich vornehmer und zurückhaltender. Sie nennen den allerletzten Cornwall-Rosamunde-Pilcher-Romantik-Zipfel schlicht und einfach Land's End. Und wer sich darunter ein verlassenes Stückchen Land im Nirgendwo vorstellt, hat weit gefehlt! Das Fleckchen wartet mit saftigen Parkpreisen (10£! Aber immerhin als Tagesticket), mehreren Cafés, Imbissen und Restaurants, Souvenirshops und Spielplätzen auf. Für ein Foto am berühmten Wegweiser jenseits des Absperrbandes wären schlappe 14£ fällig gewesen! Gelohnt hat sich dieser Ausflug aber allemal - bei ordentlich Windstärke, aber meist Sonnenschein, zeigte sich die beeindruckende Steilküste von ihrer schönsten Seite. Schroffe Felsformationen ragten in Küstennähe nahezu senkrecht aus dem Meer, die Gischt schoss meterhoch an Klippen und Felsen hinauf. Die vorgelagerten Riffe kosteten in der Vergangenheit dutzende Schiffsleben. Wir erlebten traumhafte kleine Wanderwege rund um die Hügel von Land's End und hatten eine ganz famose Zeit am Ende 4.0. Fortsetzung nicht ausgeschlossen...










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17.4.2022
Eiapopeia
Hei ei ei
Wir hatten heute frei!
Machten mit bei der Osterfeierei
und suchten im Wohnmobil nach jedem bunten Ei,
das der Osterhas dort hatt' versteckt
oder war's doch Madame, oh Schreck!
Auf jeden Fall, und das ist nicht Einerlei,
gefiel's den Minimenschen, juchhei juchhei!
Hmmm...der Gewinn des Nobelpreises für Literatur ist Madame mit dieser Schöpfung nicht wirklich sicher (Bauch vor Lachen halten!), aber das will sie auch gar nicht.
Das war einfach ein schöner Ostersonntag auf dem Campingplatz, nur mit Spaziergang zum nahegelegenen Strand. Ein Tag ganz ohne "on the Road" - auch mal schööööön.... Hoffentlich hattet ihr es auch alle fein. Fröhliche Ostern, ihr Lieben!


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18.4.2022
Die Glasnudel-Rechnung
Man hetzt sich selbst viel zu oft...auch hin und wieder im Wohnmobil. Da sind Fahrtzeiten zu schaffen, vorgebuchte Tickets samt Zeitslot einzuhalten, schnell noch Toilette säubern und Frischwasser tanken bevor der Stellplatz zu verlassen ist und und und... Aaach, aber heute stand sie wieder einmal in großen Lettern auf dem Programm - die Entdeckung der Langsamkeit! Das erste und auch einzige Besuchsziel an diesem Tag war genau um 14h30 gebucht (also kurz nach dem Frühstück. Ha. Ha. Ha.). Man erklomm - ein Schloss. Was auch sonst! Sehr zum Leidwesen des Minimonsieurs. Er wolle kein doofes Schloss mehr besichtigen (höchstens eines, in dem noch echte Ritter wohnen), sondern weiter an seinem Kosmos-Experimentierkasten "Fossilien ausgraben" arbeiten, das der äähhh...Osterhase gebracht hatte (wer sich über die seltene Kopfbedeckung auf dem Foto wundert - Minimonsieur kann als Paläontolge keine Ablenkung in Form von herumfliegenden Haaren gebrauchen und sichert seine Konzentration mit hochgezogenem Schlauchschal. Logisch, oder?!). Das heutige Castle ist sozusagen der kleine Bruder eines ähnlichen Schlosses in Frankreich...dem St. Mont Michel. Obgleich der französische Name deutlich feiner und melodiöser klingt als St.Michael's Mount, steht ihm das englische Pendant in Nichts nach (dafür, dass Madame das französische Schlösschen noch gar nicht live gesehen hat, lehnt sie sich gerade sehr weit aus dem Fenster!). Dank National Trust ging es einmal mehr kostenlos ins Castle (jahaaa, die Mitgliedschaft war echt teuer und man muss so Einiges besuchen bevor sie sich rentiert, ABER allein dafür, dass beim Online-Ticketkauf nichts bezahlt werden muss, hat es sich doch schon gelohnt, oder?. So rein psychologisch. Frau Mama sagte schon immer bei vermeintlichen Schnäppchen - je mehr man kauft, desto mehr spart man. Jaja, aber was nutzen einem 30 Packungen Instant Glasnudeln mit einer Haltbarkeit von 1 Woche?! Genau. Recht wenig. Aber die Psychologie halt...). Das aber mal nur so zwischendurch. Um 14h30 konnte dieses wirklich wunderschöne und ganz zauberhafte kleine Eiland noch über einen Damm zu Fuß erreicht werden. Für den Rückweg war ein Boot vonnöten, da besagter Damm bereits wieder überflutet war. Auf dem Inselchen selbst befindet sich außer dem Castle ein traumhafter Garten und viele zusätzliche Gebäude sowie ein kleiner Hafen. Die Besitzer, das Adelsgeschlecht Baron St.Levan, wohnen in 12. Generation bis heute in einem privaten Bereich des Schlosses. Nicht der schlechteste Ort zum Leben. Aber ob ich mein Haus und Garten mit über 300.000 fremden Menschen pro Jahr teilen wollen würde? Ähhhm...irgendwie nicht. Damit wäre doch eigentlich alles gesagt.




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19.4.20222
Ja wo laufen sie denn?!
Die atemberaubende Umgebung des Stellplatzes direkt an der Westküste des Romantik-Zipfels musste einfach noch für eine kleine Wanderung genutzt werden. Und so lief man die sanften Hügel an einer alten Zinnmine vorbei immer weiter nach unten Richtung Meer. Dort lag eine kleine Bucht mit feinem Sand. Und welch Glück - es herrschte gerade so richtig Ebbe und deshalb war der Zugang zu dieser zauberhaften kleinen Bucht überhaupt erst möglich. Die Muschelansammlungen an den umliegenden Felsen gaben einen Ausblick darauf, wie hoch der Wasserstand bei Flut sein würde. Auch die kleinen Höhlen in den Klippen, die bei Ebbe problemlos erkundet werden konnten, würden wenig später überflutet sein. Überflutet wurden wir dann eine gute Stunde Fahrt später in Tintagel (gesprochen Tinteydschel. Madame denkt allerdings jedes Mal an Tingeltangel Bob aus den Simpsons. Eine Figur mit sehr zweifelhaftem Ruf...) - von Touristen. Vielen Touristen. Wir besuchten - tatatataaaaaa...ein Schloss! Der arme Minimonsieur musste ein weiteres Mal durch die Schloss-Hölle. Aber diesmal wandt sich eine fantastische, ja geradezu magische Sage um das Castle. Hier soll es sich nämlich um die Geburtstätte König Arthurs und dem Aufenthaltsortes des Zauberers Merlin gehandelt haben. Der Weg zu Arthur und Merlin erwies sich dann ebenso abenteuerlich. Vom netten Herrn am Parkplatz wurde man nach rechts dirigiert und stand nach 10 minütigem Fußmarsch...ja, wo denn eigentlich? Nicht am Tintagel Castle! Sondern am Camelot Castle HOTEL. Nix mit Schlösschen oder so. Hatte sich nur als Burg getarnt...und das leider auch nur recht schlecht. Ahhh, da müssen wir hin! Auf dem Hügel gegenüber thronte das Schloss in voller Pracht! Also Kommando zurück und in 20 Minuten zum richtigen Schloss getingelt. Ja wo laufen sie denn?! Sehr seltsam. Um nicht zu sagen unheimlich. Denn dort angekommen suchte man vergebens nach diesem Schlösschen, das man vom Hotel aus doch so deutlich gesehen hatte. Oder sollte etwa Merlin höchstpersönlich seine Zauberhände im Spiel haben und das Castle kurz vor unserer Ankunft verschwinden lassen?! Naja. Eher ein fauler Zauber - denn das ist nämlich so eine Sache, wenn man sich im Vorfeld, sagen wir mal, nicht ganz so gut informiert wie sonst. Dann hätten wir nämlich auch gewusst, dass Tintagel Castle lediglich aus Überresten besteht. Ha. Ha. Das vermeintliche Schlösschen war in Wirklichkeit die St.Materiana's Church auf dem Hügel nebenan. Upsi... Vielleicht hatte aber auch Tingeltangel Bob aus Ärger über die saftigen Eintrittspreise Merlins Burg kurzerhand in die Luft gesprengt. Wir werden es nie erfahren...und sind froh, für den Besuch von ein paar Mäuerchen nichts gezahlt zu haben (wegen National Trust!). An der Glasnudel-Rechnung ist anscheinend doch was dran...




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