
Sanna, Peter, Oskar & Ida
Heidweiler
Frühjahr/Sommer 2022
Großbritannien & Irland
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199
18.5.2022
Die Löcherinsel
Madame schlief unruhig in dieser Nacht - der prasselnde Regen, der stürmische Wind und ein mysteriöses Geräusch. Permanent. Als würde ein Lüfter ständig vor sich hinsurren. Oder noch schlimmer - austretendes Gas am Herd?!?! Erst der nächste Morgen brachte des Rätsels Lösung. Ein Wasserfall direkt nebenan. Hatten wir so etwas nicht schon mal?! Eigentlich müsste es Madame also wissen, uneigentlich herrschte bei der gestrigen Ankunft am späten Abend mal wieder Reeeegen und kaum Sicht...da war man froh, überhaupt noch ein kleines wildes Plätzchen ergattert zu haben. Vor allem, wenn 7 weitere Mobile vor einem von der Fähre fuhren und alle einen Schlafplatz benötigten. Das ist hier auf der Löcherinsel nämlich äußerst streng geregelt! Löcherinsel?! Zumindest, wenn man nach Minimonsieur gehen würde - beim Anblick auf die Landkarte seine erste Assoziation. Und Recht hat er ja schon - die äußeren Hebriden, auch bekannt als Harris und Lewis, sind durchzogen von hunderten kleiner Seen...und traumhaften Stränden à la Karibik! Davon konnte man sich gleich heute überzeugen - man nächtigete nämlich gerade einmal hundert Meter von einem unglaublichen weißen Sandstrand mit türkisblauem Meer entfernt. Fast hätte man Lust gehabt, sich im Bikini in die Fluten zu stürzen. Naja..fast. Denn spätestens nach 3 Metern wäre man ohne Bekleidung dagestanden. Dieser unglaubliche Wind! Glücklich ist, wem kein Sandkorn ins Kontaktlinsenauge fliegt. Oder sie grundsätzlich dort haften bleibt...wir nutzten die regenfreie Zeit, um Sandburgen zu bauen (bereits nach 1 Stunde vom Wind in alle Winde zerstreut) und zu sammeln. Nööö, keine Muscheln (das ist etwas für Anfänger. Haha.) - Seesterne! Am Ende zählten wir sage und schreibe 65 Stück! Die wurden natürlich nicht gegessen, sondern gerettet (ein netter Herr in Neopren stürzte sich in die Wellen und entließ die Sternchen in tieferem Gewässer).
Und weil es hier sooo schön ist (trotz Wind und Regen), bleiben wir einfach noch eine Nacht. Guter Plan!









200
19.5.2022
Geschüttelt, nicht gerührt
200 - wir haben sie voll gemacht! 200 Tage unterwegs...verrückt! Hätte das Madame jemand vor einigen Jahren erzählt, wären ihr wohl nur die Worte ihres ehemaligen Deutschlehrers über die Lippen gekommen - ja bist du denn des Wahnsinns fette Beute?! Irgendwo schon ein bisschen seltsam - der bekennende Homie ist überall, nur nicht Zuhause. Einerseits tut das Verlassen der eigenen Komfortzone wirklich gut (raus aus dem ganzen Termin-Hektik-Alltags-Gedöns) andererseits ist Madame bisweilen voll...voll von Erlebnissen und Eindrücken, die gar nicht so schnell verarbeitet werden können wie sie auf sie einprasseln. Höchste Zeit also für einen dieser lazy days! Wie sang schon Fräulein Langstrumpf aus voller Kehle "Faul sein ist wunderschön...". Nichts leichter als das! Heutiges Programm - ein wenig auf Harris herumfahren, diese unfassbare, fast dystopische Landschaft in sich aufsaugen, genau wie den yummie Triple-Chocolate-Brownie, Eis und Scones (nur echt mit jam und clotted cream...warum es die in Deutschland nicht gibt, bleibt ein Rästel...) in einem dieser süßen Art Gallery Cafés und dem Sturm trotzen. Geschüttelt, nicht gerührt war da das Motto! Der gasbetriebende Kühlschrank hatte sich durch die Schüttelei nachts unbemerkt mal wieder abgeschaltet...alles klar - es gibt Drölfzillionen Fischstäbchen zum Abendessen. Ohne Beilage versteht sich. Lüften während des Brutzelns? Ja, sind wir denn des Wahnsinns fette Beute?! Die geöffneten Kunsstoffenster wären wohl schneller abgerissen als man Flitzpiepe hätte sagen können! Aber immerhin war der Fischstäbchen-Geruch die perfekte olfaktorische Kulisse, um die fitten Minimenschen trickreich zügig ins Bett zu bugsieren. Als Pirat Pfefferkörnchen und Piratin Zuckerkringel klappten Umziehen, Zähne putzen und Waschen gleich viel schneller. Da war selbst Kapitänin Krautkopf zufrieden! Und zum Abschluss des Jubiläum-Tages gönnten sich Madame und Monsieur einen Wodka Martini...geschüttelt, nicht gerührt!








201
20.5.2022
Entenfüße
Nein. Es war nicht der Martini-Kater, der uns in der Nacht schüttelte...einmal mehr erhielt man Besuch von diesen vermaledeiten Schlechtwetterzwergen, die im Rhythmus stampfend auf dem Dach trommelten. Und weil die Wetterkapriolen-Fete gemeinsam noch mehr Spaß macht, brachten sie ihre Freunde, die windigen Riesen mit. Selbst die Minimenschen waren zu fast nächtlicher Stunde schon wach und fanden vor lauter prasselndem, donnerndem Regen und grollendem, schüttelndem Wind nicht mehr zurück in den Schlaf. Und was macht man dann bei einem solchen Wetter, wenn die Regenkleidung vom Vortag immer noch nass ist? Genau. Man bleibt erstmal im Trockenen und schaut sich die Pfützen auf den Straßen von innen an. Grau in Grau verschwomm durch die Fenster alles zu Einheitsbrei - "Da sind Entenfüße zu verkaufen", las Monsieur im Vorbeifahren. Hmmm...der Regen und die dazugehörigen tiefhängenden Wolken waren mittlerweile so dicht, dass Monsieur trotz neuer Kontaktlinse aus den "Duck Eggs" "Duck Legs" zauberte. Na, da hatten die Enten wohl noch mal Glück gehabt...zumindest die außerhalb der Eier. Das Wetterglück war uns dann später aber auch wohl gesonnen - am wirklich schönen und fast menschenleeren Stone Circle noch wolkenverhangen und grau, riss später der Himmel auf und schenkte uns einen zauberhaft sonnigen Nachmittag am traumhaften Dalmore Beach. Und als wäre das nicht Geschenk genug, schwomm abends einfach mal so eine Kolonie Orkawale vor der Küste herum. Einfach unglaublich...










202
21.5.2022
Stein der Weisen
Mit seiner Löcherinsel lag Minimonsieur goldrichtig - denn Harris und Lewis sind tatsächlich durchzogen von hunderten Löchern. Und damit sind nicht etwa die aus dem Schweizer Käse gemeint. Loch bedeutet übersetzt einfach nur See. Und die gibt es hier zuhauf. Genau wie diese traumhaft schönen weißen Strände - letzte Nacht zusätzlich direkt neben einem Friedhof. Hat der Nachtruhe aber keinen Abbruch getan... Außer karibischen Beaches gibt es auch auf dem Inselteil Lewis natürlich Kultur zu erleben. Bestaunen durften wir heute das Gearrannan Blackhouse Village - ein kleines, um 1900 erbautes Dörfchen, das mit einem Museum das Leben der damaligen Inselbewohner zeigt, vom Torfstechen bis zum Weben des bekannten Tweeds auf Webstühlen. Und als besonderes Schmankerl kann man in einem der anderen Häuschen übernachten. Wir hatten leider keine Zeit zu bleiben - der Trussel Stone wartete. Mit fast 6 m ist er der größte Menhir, engl. standing stone, in ganz Schottland. Das jahrtausendealte Relikt steht mitten in einem Wohngebiet, direkt neben einem kleinen Häuschen im Vorgarten. 1 Parkplatz für 3 Fahrzeuge, keine Absperrung, keine Gebühren, keine Infotafel, kein nichts. Asterix würde sagen "Die spinnen, die Schotten!". Wir sagen - der Stein ist genug. Sympathischer und weiser (vielleicht auch ein wenig naiv...) geht es wohl kaum! Hoffentlich ist das in 10 Jahren auch noch so... Hoffentlich bleibt auch der traumhafte Ness Beach noch lange Zeit wie er ist - mit Robben, die einfach so aus dem Wasser auftauchen oder Basstölpeln, die ausdauernd im waghalsigen Sturzflug auf faszinierender Beutejagd sind. Wir könnten stundenlang zuschauen...









203
22.5.2022
Lewis' Po in Ullas Pool
Wir sind zu Sammlern geworden - Muscheln, Schnecken, Stöcke, Steine...und Enden. Nord, Süd, West - die allerletzten Zipfelchen begleiten uns dieses Jahr ganz besonders häufig. So auch heute. The Butt of Lewis, der Po des Lewis, präsentierte Regen (was auch sonst), einen Leuchtturm samt zauberhaften Klippen und mit rosa Grasnelken bewachsenen Felsen. Ein wirklich schöner A... der äußeren Hebriden, der eine richtig gute Figur machte. Die hatte übrigens auch das Städtchen Ullapool, zurück auf dem Festland (unsere Figur durch wiederholten fettigen Fish and Chips dagegen eher weniger...). Davor eine sehr angenehme, ruhige 2,5 stündige Fährüberfahrt, diesmal von Stornoway aus. Und das trotz Überfüllung mit menschlichen und tierischen Passagieren (Papageien, Kaninchen, Echsen, Schlangen, Wale...haha. Massen an Hunden!) - die zweite Fähre von/zu den äußeren Hebriden hatte kurz nach unserer Überfahrt zu Harris und Lewis in Talbert eine Kollision mit der Anlegestelle und ist bis Ende Mai nicht mehr fahrtüchtig. Irgendwie bringen wir den Fähren kein Glück...upsi. Die noch nicht mal 1-Minute-Fahrt zum Campingplatz verlief dann (zumindest für uns. Hihi.) reibungslos...direkt am Loch Broom in Ullapool. Ob im Sommer auch Lewis' Po den Weg in Ullas Pool findet?




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23.5.2022
Höhlenmenschen
Jaaa, er lebt noch. Er lebt noch. Er lebt noch... Der Regen. Wie Anton aus Tirol ist er einfach nicht kleinzukriegen. Deshalb - pack' die Regenkleidung ein (und lass' die fürs Baden bloß zuhause!), nimm dein kleines Schwesterlein und dann nichts wie raus zur Höhle. Denn in Höhlen ist man ja bekanntlich vor Regen geschützt. Außer in Tropfsteinhöhlen. An den Bone Caves tropften glücklicherweise nur außen die Regentropfen entlang. Innen waren sie so behaglich wie die Grüffelobehausung. Nur ohne Feuerchen. Dafür mit Müsliriegeln, Obst und unheimlich ungesunden Schokoladencroissants aus dem Tesco Superstore. Super war auch diese 5 km lange Wanderung an Wasserfällen und wilden Flussläufen entlang. Über Stock und Stein. Aber ohne Haut und Haar. Die mussten aber eine Vielzahl von Tieren lassen, deren Knochen man einst in den Höhlen fand und den ihnen den Namen Bone Caves gaben. Als wäre das nicht schon spooky genug, fand man nahe des Weges ein recht frisches Reh-Skelett mit umliegenden Fellbüscheln. Nichts für schwache Nerven. 3 der 4 Wandersleute (ähmmm..Madame gehörte nicht dazu) waren vollauf begeistert von Knochen, Zähnen und Co. Vollauf begeistert war Madame dann aber vom heutigen Übernachtungsplatz in der Nähe des Ardvreck Castle, das am Rande eines Sees auf einer kleinen Insel liegt. Durch die starken Regenfälle der letzten Wochen war es allerdings nicht mehr möglich, die Ruine trockenen Fußes zu erreichen. Ja aber warum bitteschön gibt es denn Gummistiefel?! Die Drei mit wasserfestem Schuhwerk schafften die Wegstrecke problemlos, die eine ohne Gummistiefel wurde von Monsieur heldenhaft über die Schwelle, ähh...übers Wasser getragen. Ob sie die Gummistiefel tatsächlich nur Zuhause "vergessen" hatte? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt...





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24.5.2022
Eintagsfliege
Kein Regen. Den ganzen Tag. Hallelujah! Na hoffentlich bleibt dieser sonnige Tag auf dieser traumhaften Küstenstraße (also known as the Northcoast 500...klingt besser. So rein werbetechnisch.) keine Eintagsfliege. Diese einspurige Straße (Monsieur findet die single track roads ja viel entspannter als diese engen zweispurigen Gässchen wie in Cornwall...) führt über 500 km (ahaa! Da erklärt sich auch die 500 im Namen...jo.) an der schottischen Küste entlang - einmal von West nach Nord nach Ost. Oder umgekehrt. Aber völlig egal, ob im oder gegen den Uhrzeigersinn befahren, wird man hingerissen sein von dieser Landschaft, die sich hinter jeder neuen Bergkuppe völlig zu verändern scheint...Seen, saftig grüne Weiden, schroffe Felsen, in Szene gesetzt durch den leuchtend gelben Stechginster. In Szene gesetzt hatte sich heute auch der...tatatataaaaaa! Tacho - sage und schreibe 20.000 km hat unser Untersatz nun auf dem Buckel! Am Loch Bervie Übernachtung mit gratis Kaulquappen-Jagd und dem ersten Radfahren seit über 2 Wochen. Ohne Regen. Es sollte eine Eintagsfliege bleiben.
Eintagsfliege, die
Substantiv (Femininum) [ˈaɪ̯ntaːksˌfliːɡə]
Etwas oder jemand, der nur kurze Zeit oder ein einziges Mal einen Erfolg hat und dann nicht mehr beachtet wird.







