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Frühjahr/Sommer 2022

Großbritannien & Irland

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1.6.2022

Union Jack

An der Dornoch Firth liegt das kleine Städtchen Dornoch (irgendwie logisch, oder?) - klein, aber oho. Einfach zauberhaft liegt es da, mit wunderschönem viktorianischem Altstadtkern, kleinen Lädchen und Boutiquen, in denen es ausgewählte Bücher, feine Stoffe und Geschenke zu kaufen gibt, eine award winning bakery (aha. In Schottland gibt es diese Prämierungen also auch...), eine Chocolaterie, Cafés und Bistros, Biergarten und die obligatorische Whiskeydestillerie. Das i-Tüpfelchen sind leuchtende Rosen, die fast in jedem Vorgarten mit den Touristen um die Wette strahlen. Heute hatte sich Dornoch ganz besonders in Schale geworfen - anlässlich des 70-jährigen Thronjubiläums der Queen an diesem Wochenende stehen fast überall die Zeichen auf Union Jack. So auch hier - bunte Wimpel und Fähnchen in Blau, Rot und Weiß zierten die Straßen und Plätze. Und wir sind mittendrin statt nur zuhause am Fernsehen dabei (haha...). Bedauerlicherweise konnten wir nicht zum Feiern bleiben und zogen weiter gen Süden - die old nigg church beheimatet nicht nur einen bis ins 19.Jahrhundert zurückreichenden Friedhof mit höchst interessanten Grabsteinen, viele verfallen und gefallen, die durch einen dicken Überzug Moos zu einer einzigartigen Einheit verschmolzen. In der Kirche selbst eines der aufwendigsten und am besten ausgearbeiteten Steinmonumente aus der Pikten-Zeit, der nigg stone. Datiert auf das 8.Jahrhundert und bis auf ein rekonstruiertes Stück im oberen Bereich ist der Stein in einem fantastischen Zustand. Fantastisch gefeiert wurde auch der internationale Kindertag abends im Crofters in Rosemarkie...mit Spagetti Bolognese, Seafood, veggie Pasta und.....tatatataaaaaa. Eis. Diesmal ohne Einhörner. Halleluja!

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2.6.2022

Vogelhochzeit

Das außergewöhnlich hohe Vogelvorkommen hier in Großbritannien ist wirklich eine feine Sache. Außer, wenn die Möwen meinen, ab 4h30 in the morning (oder besser in the night!) eine Vogelhochzeit feiern zu müssen. Kreisend und vor allem kreischend wird da lautstark gefeiert, auf dem Dach und dem Fahrradträger gesteppt und erbarmungslos jeden schlafenden Camper geweckt, der kein Oropax in die Gehörgänge geschoben hat. Solche Mobile sind soooo hellhörig, dass man sogar das Streifenhörnchen im nächsten Gebüsch pupsen hört. Der Sonnenaufgang um exakt 4h27 tut sein Übriges zum, sagen wir mal, suboptimalen Schlaferlebnis. Ein Erlebnis ganz anderer Art hatten wir heute beim anschließenden Ausflug zu den fairy glenn falls. Einem feengleichen Wanderweg entlang eines Baches bis hin zu zwei Wasserfällen. Wunderschön verwunschen und genau die richtige Kinderlänge. Und das bei strahlendem Sonnenscheinchen. Feen haben wir am Ende nicht getroffen. Aber wer braucht schon Feen, wenn man eine Familie hat?! Eben.

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Sie lesen einen Gastbeitrag unseres Autors Monsieurs H.

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3.6.2022

Der frühe Vogel

Relativ früh versucht sich Monsieur aus dem Mobil zu schleichen ohne den schlafenden Rest auzuwecken. Ein paar Minuten später ist die Illusion dahin. Hell ist es so oder so schon. Dabei sind wir gar nicht mehr so hoch im Norden. Der Sommer lässt wohl grüßen. Also Jacke an, Handschuhe einpacken und Wollmütze auf. Los geht's. Im Nebel. Nach 200 Höhenmetern dann, strahlender Sonnenschein. Keine Menschenseele weit und breit, nur der Wind und Vogelgezwitscher in baumloser Vegetation. Recht zügig ist dann auch der Gipfel erklommen, ein sehr unspektakulärer Berg, aber immerhin der dritthöchste Berg/Hügel Schottlands (Cairngorm). Hier steht man dann auf einem subarktischen Plateau auf dem sich selbst im Hochsommer noch Schneefelder befinden. Ein beeindruckender Ausblick.
Dann zu Fuß und schließlich mit dem Mobil raus aus den Bergen und etwas südlicher bei Sonnenschein den Tag an einem Seestrand verbringen. Das ist Urlaub. Und der dauert nun schon ziemlich lange an. 

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4.6.2022

Das Einhornschloss

Es war einmal vor langer Zeit (so ungefähr im 13.Jahrhundert...na gut, 1297 um genau zu sein. Immer diese Dippelschisser...), da kämpfte bei Stirling ein mutiger schottischer Krieger gegen die Engländer und trug einen glorreichen Sieg im schottischen Unabhängigkeitskrieg davon. Die Kunde über den heldenhaften Kampf verbreitete sich in Windeseile im ganzen Reich und machte William Walace zu einer unvergessenen Ikone, der man im 19.Jahrhundert ein ganzes Monument in Stirling widmete. Der 67 m hohe Turm steht auf der Anhöhe Abbey Craig, von der aus Wallace die feindlichen Truppen beobachtet haben soll. Der Turm beherbergt auf mehreren Stockwerken das wirklich sehenswerte Museum über ihn und andere wichtige schottische Persönlichkeiten aus dem 20. Jahrhundert. Von der Aussichtsplattform, the crown genannt, hatte man einen fantastischen Blick über ganz Stirling...Mel Gibson wurde aber nicht gesichtet (er verkörperte den Krieger 1995 in Braveheart und sorgte für eine Verdreifachung der Besucherzahlen), dafür aber - das Einhornschloss! Besser bekannt als das Stirling castle. Dessen Wappen, das in keinem der Räume fehlt, ist ein Tier, so voll von Magie, dass es bereits mindestens die Hälfte aller Minmenschen weltweit in seinen zauberhaften Bann gezogen hat und Eltern an ihre Geschmacks- und Finanzgrenzen bringt. Fängt mit Ei an und hört mit Horn auf. Das Einhorn ist tatsächlich das schottische Nationaltier! Wer hätte das gedacht... Und dieses Einhornschloss war dann auch wirklich ganz zauberhaft - mit vielen interaktiven Stationen zum Entdecken und Staunen und in Samt und Seide gehüllten Schauspielern, die live in Farbe (und buuunt!) vom damaligen Leben am Hofe berichteten. Ein wirklich toller Ausflug in dieses magische Schlösschen. Bleibt nur zu hoffen, dass Minimadame ihren Einhorngeburtstag nicht in diesen heiligen Hallen feiern will. Fingers crossed!

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5.6.2022

Applaus, Queen Lizzy is since 70 years in the house

Die Übernachtung an Großbritanniens größtem Onshore Windpark in einer mehr als abgelegenen und völlig ruhigen Gegend am südwestlichsten Zipfel Schottlands passte so gar nicht zu diesem Jubel-Trubel-Heiterkeit-Tag. Denn genau heute fand im ganzen Land der krönende Feier-Marathon-Abschluss des 70-jährigen Thronjubiläums der mittlerweile 96-jährigen Queen Elizabeth statt. Wir hörten kein Gejubel, Tatataaaa und Applaus, sondern nur das gleichmäßige Vor-sich-hin-Surren der riesigen Windkrafträder (und ja...wenn man direkt unter ihnen steht und die Rotoren auf einen zurasen, wird es einem schon ein bisschen mulmig...auch wenn die Dinger so pi mal Daumen 20.000 km über dem Haupte kreisen). Wir hatten nach längerer Fahrtstrecke noch ein wichtiges Rendezvous - am Hafen von Cairnryan wartete bereits sehnlichst der european Highlander. Leider nicht nur auf Madame, sondern auf alle Passagiere, die auf die grüne Insel übersetzen wollten. Jawohl, wir kehren Großbritannien nach 9 Wochen den Rücken, um uns der Mutter der Kerrygold-GUTERBUTTER in die Arme zu werfen. Und das an Lizzys großem Tag. Also ehrlich...wir haben immerhin Kronen aufgesetzt und Fähnchen geschwungen (Geschenk vom Campingplatz in Rosemarkie). Hipp Hipp Hurra!

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6.6.2022

Macgyver 2.0

Eltern kennen dieses Phänomen - da liegen der halb fertig gegessene Pfannkuchen, die Reste des Fruchtriegels, das angeknabberte Marmeladenbrötchen seit Stunden traurig herum und die Minimenschen denken nicht im Traum daran, sich ihrer anzunehmen. Dann tut es eben einer der Großen...und keine 5 Minuten später bricht die Hölle über dem Vernichter los. "Wo ist mein Pfannkuchen, das Brötchen, der Fruchtriegel? Den möchte ich jetzt essen. Hast DU den etwa gegessen?". Die Großen sind gebrannte Kinder. Und wissen, was passiert, wenn man kleinlaut zugibt, die verwaiste Mahlzeit aus Mitleid verspeist zu haben.
Sie schauen sich an und wissen im Bruchteil einer Sekunde, dass sie nur als Team Schlimmeres verhindern können. Während einer der beiden den Minimenschen taktisch und äußerst geschickt ablenkt (They are also known as the two Trickbetrüger!), ist die Mission des anderen völlig klar - Ersatz muss her! In Warp-Geschwindikeit bitteschön! Ohne dass der Minimensch auch nur einen Hauch Verdacht schöpft. Und hastdusienichtgesehen wird aus dem Kühlschrank der letzte intakte Pfannkuchen gezaubert, ein wenig hier, ein wenig da etwas weggezupft, der Fruchtriegel aus der Packung gerissen und ein paar Stücke abgebissen, das Marmeladenbrot mit Quittengelee bestrichen (Minimonsieur isst es glücklicherweise immer ohne GUTEBUTTER...Banause!) und ebenfalls so zugerichtet als sei es das bereits angeknabberte von vor 4 Stunden gewesen. Mit "Schau mal, hier liegt es doch!" wurde diese eigentlich Mission impossible erfolgreich beendet. Vor so viel Schnelligkeit, Einfallsreichtum und Auf-den-Punkt-fertig-sein hätte selbst Richard Dean Anderson seinen Hut gezogen. Macgyver 2.0. Das schrie nach mehr Action! Soll heißen - eine für Caravans und other heavy vehicles ab 3 Tonnen (wir bringen mit sämtlichem Sammelgut maximal 2,9 Tonnen auf die Waage...zumindest in unseren Träumen). gesperrte Panoromastraße zu befahren...pah, sowas können wir doch schon lange (und seit google maps sowieso!). Monsieur fuhr und fuhr...immerzu den Berg hinauf. So lange so steil und so schmal (ohne passing places!) wie in Norwegen, Schottland, Albanien und Cornwall zusammen. Serpentinen werden völlig überbewertet. Zumindest auf der grünen Insel. Der Motor hielt durch und alle Vier genossen die einfach zauberhafte Landschaft in wunderbarem Grün auf sanften Hügeln, durchzogen von Schafherden und entzückenden Häuschen. Das anschließende Programm nach dieser Action bestand lediglich im Aufsuchen des playgrounds in Ballycastle und dem Einkehren ins örtliche Pub. Und Macgyver, dieser Schuft, kam leider nicht, um uns mit seinem selbst gebauten Flugzeug (aus einem Kugelschreiber, 3 Blatt Alufolie und einer Gewürzgurke) aus dieser Kulinarik-Hölle zu retten. Er hatte wohl schon Feierabend...

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7.6.2022

Kampf der Giganten

Der Riese Finn McCool lebte an der irischen Nordküste am wunderschönen Causeway. Eines Tages forderte er seinen schottischen Nachbarn Benandonner zum Kampf der Mutigen und Tapferen heraus. Riesen haben gerne trockene Füße und so begann Finn einen Weg über die irische See bis nach Schottland zu bauen, indem er nacheinander riesige Basaltsäulen in den Meeresgrund rammte. Den neu geschaffenen Übergang nutzte er sogleich, um einen ersten geheimen Blick auf seinen riesigen Nachbarn zu werfen. Und der war riesig! Riesiger als gedacht. Finn gab Fersengeld und floh so schnell er konnte zurück aufs irische Festland. Dorthin folgte ihm wenig später auch Benandonner, um Finn eine riesige Abreibung zu erteilen. Der fand im Hause des Gegners aber nur dessen Frau und ein sagenhaft großes Riesenbaby, in der Wiege strampelnd, vor. Benandonner bekam es mit der Angst zu tun, denn wie riesig muss erst der Vater des Babys sein, wenn dieses selbst schon so ein Ungetüm ist?! Er rannte donnernd zurück nach Schottland und zerstörte dabei mit seiner riesigen Keule die steinerne Meeresbrücke - auf das Finn McCool nie wieder den Weg zu ihm nach Staffa Island fände (dort sieht man ja noch die anderen Überreste des Steinstegs an den Klippen...wir erinnern uns - der Bootsausflug, auf dem Monsieur die Tüte brauchte...). Im Haus am Causeway hörte man niemanden mehr - Finn McCool zog den Babystrampler aus und freute sich sehr.
Diese Geschichte hätte auch aus der Feder Axel Schefflers stammen können, ist aber eine uralte Sage, wie es zu dem wohl spektakulärsten Naturphänomen in Irland kam. Hier, am Giants Causeway, der Straße der Riesen, finden sich an einem etwa 5 km langen Küstenabschnitt 40.000 gleichmäßig geformte, bis zu 12 Meter hohe Basaltsäulen, deren Alter auf ca. 60 Millionen Jahre geschätzt werden. Etwa die Hälfte davon mit sechseckigem Querschnitt, der Rest mit 5 oder 7 Ecken. Ein wirklich unfassbares Naturwunder, das jährlich von einer gigantischen Million Menschen besucht wird. Giganten ganz anderer Art bestaunte man kurz zuvor. The dark hedges - eine durch die Serie Game of Thrones berühmt gewordene majestätische Buchenallee. Mit so wundervoll alten und ganz außengewöhnlich gewachsenen Bäumen, dass es einem beim Blick auf die vielen Namens-Einritzungen in den Rinden schier die Tränen in die Augen trieb. Angesichts einer Vielzahl an Sturm- und Krankheitsschäden kann man nur inständig an den gesunden Menschenverstand appellieren, damit diese Schätze noch so lange wie möglich Bestand haben...Bestand hatte dann auch der vermeintlich kurze Weg am Nachmittag zum Downhill Beach. Dort konnte man wegen der Höhenbeschränkung von 2,90 m leider nicht direkt parken. Alle Mann, bewaffnet mit Bagger, Eimer, Schaufeln und Co. marschierten voller Tatendrang in Richtung Strand. Und marschierten...und marschierten. Und stellten irgendwann fest, dass man, oben am Mussenden Tempel angekommen, auf den Klippen festsaß. Kein Weg nach unten zum Strand. Blieb nur der Weg zurück zum Mobil. In einer knappen Stunde. Macht nichts. Schöner sommerlicher Ausflug. Auch ohne Sand.

P.S. am nächsten Tag fuhr man dann direkt an besagtem Strand vorbei...die 2,90 m Höhenbegrenzung lag dann tatsächlich bei ca. 3,20m. Hätte also doch locker gepasst. Hätte hätte...jaja.

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