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Frühjahr/Sommer 2022

Großbritannien & Irland

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Sie lesen einen Beitrag unseres Gastautors Monsieur H.

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6.4.2022

 

Gewohnheitstiere

 

Bedeutungen:

[1] Personen, deren Lebensweise von Gewohnheiten geprägt wird

 

Der innere Wecker klingelt, wir stehen mehr oder weniger schnell auf, springen ins Bad, ziehen uns an, machen Frühstück - die Minimenschen sitzen derweil immer noch in ihren Schlafanzügen vor ihren Büchern - und beginnen Zeitung zu lesen.

 

Wo ist die denn bloß? Verdammt, die haben wir ja schon an Freunde weitergeleitet. Und wir sind, dank Corona, immer noch in Landau. 

 

Packen. Ein Tag sollte genügen. Schließlich sind wir ja Profis. Immerhin haben wir diesmal für das englische Wetter Madames Regenhose eingepackt. Dafür aber ihre Gummistiefel liegen lassen. Als Gewohnheitstier macht man das wohl so. 

 

Ebenso die längere Anfahrt zum ersten Reiseziel (7 Stunden, ohne Pause) Calais, das uns mit sehr stürmischen Wetter empfängt und wir uns mehrfach fragen, ab welcher Windgeschwindigkeit ein stehendes Wohnmobil kippt. 

 

Ob uns wohl in England das gewohnte Rechtsfahren fehlen wird? Und unsere gewohnten morgendlichen Brötchen? Kann man dort lecker essen? Oder müssen wir uns auf gewohnte Nudeln mit Tomatensauce beschränken? Kommt nachmittags Elkes Eisexpress? Fragen über Fragen, die uns Gewohnheitstiere umtreiben. 

 

Wir sind gespannt und freuen uns auf unser nächstes kleines Abenteuer.

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7.4.2022

Wind of change
 

Die nächtlichen Wetterkapriolen hatten wir überstanden, die zusätzliche Wartezeit am Fährhafen in Calais noch nicht...knappe 2 Stunden Verspätung wegen des Sturms, der auch auf dem Ärmelkanal tobte. Die Überfahrt selbst nur 90 Minuten, der Seegang überraschend mild (nur Minimoniseur war mal wieder käseweiß, hielt sich aber tapfer...diesmal eben auch kein gefülltes Croissants wie auf den Kanaren kurz vor Abfahrt gefuttert!).
Das Wetterchen in Dover war gar nicht so schlecht. Nicht so ohne dagegen der Linksverkehr. Augen auf beim Fahren - vor allem beim Abbiegen! Bei der Wanderung auf den Dover White Cliffs herrschte glücklicherweise kaum Verkehr (weder rechts noch links). Einziger Gegner - der Wind. Ob er hier immer von links weht, können wir nicht bestätigen. Wind of change eben. Mal sehen, ob man ihn hier nicht nur in der Luft merkt. 

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P.S. dem aufmerksamen Leser wird es aufgefallen sein - gestern las man einen Gastbeitrag des Monsieurs. Das wird zukünftig häufiger vorkommen. Wind of change eben.

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8.4.2022

Summer of 97

Genächtigt hatte man direkt an der Küste. Mit Kiesstrand. Minimonsieur wollte eigentlich Sandburgen bauen. Hmmm... Vielleicht wollte er nach Ankunft deshalb nicht mehr raus. Lag vielleicht aber auch an den Sturmböen, die immer noch über das Wohnmobil hinwegzogen. Kies im Überfluss sollten wir auch heute nach kurzer 8 Minuten Fahrt haben - bei Dungeness liegt einer der größten Kiesstrände Europas. In seinen Ausmaßen so groß, dass man sogar von Wüste spricht. Und genau in ihrer Karg- und Schroffheit liegt wohl der größte Reiz. Die Weiterfahrt nach Eastbourne war ein kleiner Ausflug in die Vergangenheit - hier machte Madame als knapp 18-Jährige vor genau 25 Jahren eine Sprachreise...ähhhh sie meinte natürlich vor 10 Jahren! Nur spärlich erinnern (sie war mit Englisch pauken beschäftigt. Halloooo?!) konnte sie sich an die sagenhaften Aussichtspunkte am Beachie Head mit malerischem Leuchtturm vor strahlend weißen Kreidefelsen und den Seven Sisters nahe des Birling Gaps (die Sieben Schwestern begegneten uns bereits in Norwegen...scheinen auch ein Sabbatjahr zu machen. Ha. Ha.). Madame hätte es nicht für möglich gehalten - die Sträßchen sind hier mitunter so schmal und eng wie auf Sizilien und teilweise in schlechterem Zustand als in Albaniens Bergregionen. Moniseur fährt. Aber Madame - jaaaaa, die hat eine weitaus wichtigere Aufgabe - den Außenspiegel rechtzeitig einklappen, damit nicht auch noch das rechte Pendant dran glauben muss! So. Der angsteuerte Campingplatz in Arliston hatte eigentlich noch geschlossen. Uneigentlich durften wir trotzdem für eine Nacht kostenfrei parken. Und eine riesige Koppel mit sage und schreibe 8 Pferden gab es gratis noch dazu - Minimadame im Pferdeglück.

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9.4.2022

Earl Grey?!

Geweckt wurde man ganz sanft von gelgentlichem Pferdewiehern, Vogelgezwitscher und Spechtklopfen. So friedlich, idyllisch und ruhig war es hier als hätte man direkt in Sherwood Forest übernachtet (freilich vor dem Überfall durch Robin Hood und seiner Bande).
Das eingesparte Geld wurde heute sogleich doppelt und dreifach auf den Kopf gehauen - umgerechnet 75€ kostete der Eintritt ins Arundel Castle. Nicht nur das 40 Hektar große Gartenareal mit seinen Themengärten, Wasserspielen und den Gewächshäusern waren prächtig, opulent und geradezu überladen, sondern auch die burgeigene Fitzalan-Kapelle (mit Familiengruft) und das Schloss selbst. In einem privaten Bereich lebt heute noch in drölfzillionter Generation der Earl of Arundel (nicht Earl Grey) mit seiner Familie. Gäste der Eigentümer nächtigen übrigens nach wie vor in einem öffentlich zugänglichen Teil des Schlosses. Bis unter die Decke gespickt mit kostbaren Gemälden aus dem Mittelalter, viktorianischen Möbeln, Geschirr und Antiquitäten (Queen Victoria herself war ebenfalls Gast in diesem Haus gewesen) und einer über 10.000 Bücher umfassenden Bibliothek war der Besuch dieses Schlosses etwas Besonderes.  Besonders lustig war die anschließende Eisbestellung nach absolvierter Burgtour. Monsieur orderte one ball of strawberry. Nun ja, umgangssprachlich bestellte er einen Erdbeerhoden. Ob die 3 Kugeln deshalb 7,50£ kosteten? Egal. Wir konnten herzhaft lachen. Die Verkäuferin übrigens auch. Unbezahlbar.

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10.4.2022

Sensationally soft

Die Nacht auf der Limmer Pond Nurseries Farm war in Friedlichkeit kaum zu überbieten. Ausgeschlafen startete man nach einem Spätstück Richtung...genau. Supermarket. Hierzulande haben die Geschäfte nämlich auch sonntags geöffnet. Also ab zu Aldi und Vorräte auffüllen. Aufgefallen ist dann vor allem eins - keine Bio-Produkte (nicht ein einziges!), dafür aber Fünfundtausendrei Fertiggerichte (von eingeschweißtem Kartoffelpüree bis Mac'n'Cheese war eigentlich alles dabei) und vorgeschnittene Gemüsemischungen - Kaisergemüse, Wok-Gemüse, thailändisches Gemüse, mexikanisches Gemüse, Bowl-Gemüse, Gemüse, Gemüse, Gemüse. Immerhin Gemüse...dafür gab's für den Fernsehabend danach XXXL Chips-Packungen (hier Crisps), deren Inhalt locker in eine Badewanne gepasst hätten...aber wer hat schon eine Badewanne im Wohnzimmer stehen?! Im Überfluss gab es tatsächlich auch...tatatataaaaaa! Öl und Mehl! Wir haben weder das eine noch das andere gekauft...nur mal so by the way. Mangelware auch in diesem Land - krosses, knuspriges Sauerteigbrot aus dem Holzofen. Der Aufdruck auf der Verpackung rühmte sich mit sensationally and deliciously soft! Tsss...soft geht beim Eis. Oder Toilettenpapier. Aber doch nicht beim Brooooot! Hei ei ei...
Keine Eier, aber dafür reichlich Tiere bekamen wir im New Forest Nationalpark zu sehen - in diesem von Farmern unterhaltenen Waldgebiet leben fast 5000 Ponies und über 3000 Kühe, Schweine und Schafe in freier Wildbahn. Stehen wie die Rentiere in Norwegen zuhauf an den Straßenrändern, zwischen Wohnmobilen und Zelten. Schöne Aussichten...

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11.4.2022

Stapelsteine

Wer kennt sie nicht? Diese unsagbar teuren, aber wirklich zauberhaft bunt und robusten Stapelsteine, die unter Eltern gerade DIE Nummer Eins im Kinderzimmer sind! Wir durften sie vor Kurzem netterweise von Freunden ausleihen und haben uns danach gegen den Kauf entschieden. Warum kleine Stapelsteine anschaffen, wenn man auch so richtig große Klötze haben kann...zumindest zum Anschauen. Stonehenge schenkte uns heute zwar ordentlich Wind, dafür aber trockenes Wetter (Yippie! Schon eine knappe Woche keine Gummistiefel gebraucht...mal sehen, wann sich Madame doch noch welche kaufen muss!) und eigentlich gar nicht so viele Besucher an diesem Montagmittag. Dank der Mitgliedschaft im National Trust durften wir DEN Hotspot schlechthin gratis besuchen. Die großen Stapelsteine waren dann auch wirklich sehr beeindruckend. Und in zeitlosem Grau gehalten. Für Kinder farblich vielleicht etwas zu zurückhaltend. Die bunte Kreide zum Anmalen der Steinchen haben wir ganz versehentlich im Wohnmobil vergessen. Zum Glück - sonst säßen wir jetzt wohl nicht mehr hier, sondern im Tower von London. Man erklomm im Anschluss kein Türmchen, sondern das Old Wardour Castle. Mit Zufahrtswegen in Wohnmobilbreite ein kleines Abenteuer...das sich gelohnt hatte. Diese ehrwürdige Burg, die im englischen Bürgerkrieg deutlich gelitten hatte, bot vor allem für die Minimenschen etwas - viele Gänge, kleine Räumchen und versteckte Aufgänge. Eingefleischte Cineasten dürften sich an diesem Schloss auch ganz sicher erfreuen - 1991 verwandelte sich Old Wardour Castle in das Locksley Castle von Kevin Costner alias Robin Hood...hatten wir den König der Diebe nicht schon mal?!

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12.4.2022

Schwanensee

Einmal mehr nächtigte man auf einer Farm im saftigsten Grün seit Erfindung des Rasendüngers. Sanft geweckt durch zwitschernde Vögel und leises Blöken der Schafe (den frisch ausgebrachten Kuhdung auf den umliegenden Feldern lassen wir mal unter den Tisch fallen...), stapften Monsieur, Madame und die Minimenschen in dem Schmuddelwedda angepasster Kleidung zu Anstys Farm Shop, in dem nach Herzenslust frisches Brot (leicht kross, yippie!), Eier von glücklichen Hühnern, Gemüse und Gebackenes in den formschönen geflochteten Weidenkorb wandern konnte. Gewandert sind dann Zitronenkuchen und Schokoladenbrownie...in die Mägen der Minimenschen und des Monsieurs. Diese Süßig-Sünden waren an Zuckrigkeit nicht zu überbieten und schlugen sogar Madame in die Flucht. Und das soll was heißen! Immerhin durften sich 4 luftig-lockere Rosinenbrötchen (trotzdem niiiicht so gut wie the one and only Rosinen-Schoko-Streuselbrötchen von Café Oswald!) auf den Weg zu den nächsten Programmpunkten machen. In dem wirklich wunderschönen Exotic Garden bei Abbotsbury erwarteten uns nicht nur Farne, Funkien, blühende Magnolien, leuchtende Rhododendren, strahlende Kamelien, Palmen, Bananenstauden, Hortensien, zarte Azaleen, Eukalyptus, Zierahorn, Rindfleischsalat (wollte nur mal überprüfen, wer noch bei der Sache ist!), sondern auch ganz zauberhafte Skulpturen mit Motiven aus Alice im Wunderland, die sehr harmonisch mit ihrer floralen Umgebung verschmolzen. Ein 8-Minuten-Katzensprung führte uns zu einer weiteren Besonderheit in Abbotsbury - der Swannery. Das weltweit einzige Schutzgebiet für Höckerschwäne. Diese anmutigen, grazilen Tiere leben zu Hunderten in der Swannery und erlaubten, ihnen ganz nah zu kommen. Trotz Brütezeit. Highlight für die Minimenschen - die Fütterung der Tiere, bei der sie selbst fleißig mithalfen. Alle Schwäne in England gehören übrigens der Queen (ah ha!)...ausgenommen der Swannery-Kolonien. Ob Elizabeth auch die Schwänchen aus dem englischen Nationalballet ihr Eigen nennt, konnte Madame nicht abschließend klären. Hauptsache, die Queen wirft sich nicht selbst ins Tütü und lässt die Spitzenschuhe bei Schwanensee tänzeln.

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