
Sanna, Peter, Oskar & Ida
Heidweiler
Frühjahr/Sommer 2022
Großbritannien & Irland
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20.4.22
Stille Nacht
Diese Stille nachts! Unbezahlbar. Und morgens außer ein bisschen Vogelgezwitscher eine himmlische Ruhe. Das fällt richtig auf. Vor allem nach unserer Sizilien-Balkan-Nacht-Hundegebell-Tour. Heute morgen gab es dann neben dem Gezwitscher direkt tierisches Action-Programm auf dem Naturkanal - Alpakas und Esel rund ums Mobil. Die gab es beim heutigen Schlafplatz gratis dazu. Mit 3£ geradezu ein Schnäppchen das Parken in der Nähe des Hartland Leuchtturms (eine nette, ältere Dame kassierte die Parkgebühr. In bar. Nur Bares ist Wahres, nicht wahr?). Ganz in Weiß (ohne Blumenstrauß, aber wunderschönem Meer) thronte er auf den Klippen...leider nur von Weitem zu bestaunen, da private property. Die Schafe samt Lämmchen auf der Weide nebenan waren zwar auch private property, durften aber von ganz nah bestaunt werden, da der Wanderweg direkt an ihnen entlangführte. Schafe gibt es hier übrigens wirklich zu Hunderttausenden auf Farmen und entlang aller noch so kleinsten Sträßchen...warum die Engländer angesichts dieser Wollmenge nicht ausschließlich Schafswollkleidung tragen (kann man aus dem Stöffchen eigentlich auch Unterhosen herstellen?), ist in der Tat ein Rätsel. Rätselhaft blieb auch zunächst, warum man für das Parken im Hotspot-Dörfchen Clovelly keinerlei Mäuse berappen musste. Keine 5 Minuten später des Rätsels Lösung - um es überhaupt besichtigen zu dürfen, wurden pro Person 7,50£ fällig (die Minimenschen waren zum Glück noch frei...). Hei ei ei - da half heute auch kein National Trust und English Heritage. Diese autofreie Winzigkeit an Örtchen besteht aus einer einzigen Gasse, zu deren Seiten sich genauso kleine, meist weiß getünchte Häuserchen den Hang hinunter bis zum Meer entlangziehen. Und dieses Hügelchen hatte es vertikal gesehen ganz schön in sich! So sehr, dass bis heute größere Waren mit kleinen Lastenschlitten die Gasse hinuntergezogen werden, ganz früher erledigten das Packesel, auf denen man (natürlich gegen Gebühr!) reiten kann. Ein Foto mit den Eseln kostet by the way übrigens auch. Auf dem nächsten Way ging es entlang des wunderschönen Exmoor Nationalparks, vorbei an Schafweiden, wilden Pferden und so saftig-grünen Wiesen, dass man meinte, man sei in der Kerrygold-Werbung gelandet...jahaaaa - die ist aus Irland. Ich weiß. Halleluja!







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21.4.2022
Das ganze Leben ist ein Zoo
Das gestrige Nachtlager schlug man dann ebenfalls im Exmoor Nationalpark auf. An einem Parkplatz, auf dem man eigentlich nicht hätte übernachten dürfen. Uneigentlich war er perfekter Ausgangspunkt für die heutige Wanderung. Perfekt war hier so ziemlich alles (Landschaft, hunderte Ziegen, Ruhe)...außer der Bodenbeschaffenheit. Dieser Parkplatz war so schief und schepp, dass sich trotz untergelegter Keile die Türen mit einem Rumms schlossen und man permanent das Gefühl hatte, beim Laufen zu schwanken. Yogaähnliche Verrenkungen waren ebenfalls zu beobachten - während man mit einem Bein die Tür offen hielt, pfriemelte man schnell Kleinigkeiten oder auch Großigkeiten in und aus Schränken und hoffte inständig, man möge das Gleichgewicht halten! Essen erinnerte in etwa an diese Sushi-Restaurants, in denen die vorbereiteten Makis, Nigiris und California-Rolls auf Förderbändern an einem vorbeifahren - wer nicht schnell genug zugriff, blieb hungrig. Eine gute Grundlage benötigte man aber dringend für die heutige knapp 5 km Wanderung. Dank Märchenerzählens in Endlosschleife (und Füttern einiger Heckeneinhörner, siehe Foto) schaffte selbst die Minimadame den Weg zurück zum Mobil. Das fuhr uns dann in 1,5 Stunden an der wirklich wunderschönen Küste entlang (leider ohne eine einzige Möglichkeit zum Anhalten...) in die Nähe Bridgwaters zur Manor Farm. Empfangskomitee - Gänse, Hühner, Pony und Pferd, Lamas und Alpakas. Das ganze Leben ist ein Zoo!



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22.4.2022
The cheese is eaten, darling!
Mit den Worten "Have a nice day darling" verabschiedete Pam, die Besitzerin der Manor Farm, Monsieur an diesem Morgen. How lovely, oder?!
Absolutely lovely war es dann auch in Cheddar, klitzekleine 15 Minuten vom Nachtlager entfernt. Cheddar? Jahaaa, ganz genau. Das Käse-Cheddar. In der einzigen Manufaktur, die in Cheddar auch Cheddar herstellt, der Cheddar Gorge Cheese Company, durfte man in der gläsernen Käserei live zuschauen, wie das Leckerchen hergestellt wurde. Wenns ums Essen geht...jaja, das hatten wir schon. Trotzdem noch mal - wenn es um Schmackofatz geht, steht Madame in erster Reihe. Wie gut, dass man nach dem Live-Kino gleich vor Ort sämtliche Käseveredelungen auch noch verkosten durfte. Yummie! In den bereits viel zu schweren Rucksack wanderten ein Cheddar mit Tomaten und roten Zwiebeln, hausgebackene Käsesticks, ein mittelwürziger sowie ein Vintage Cheddar, der sagehafte 24 Monate Reifezeit hinter sich hatte...außerdem 3 Chutneys (Hallooo?! Im Set waren sie günstiger - wir denken an die Glasnudel-Rechnung!) und ein Gläschen eingelgete Feigen. Feiglinge war man dann beim Nachtisch nach dem wirklich wirklich wirklich gar nicht mal so guten Mittagessen (Madame tut es wirklich leid das sagen zu müssen, aber bisher war außer in der Mikrowelle erhitzten Teigtaschen, lieblosen Sandwiches und faden Salaten ohne Dressing irgendwie noch nichts Schmackhaftes dabei...) - bei der Cheddar Cheese Ice Cream machten alle einen Rückzieher und nahmen lieber Altbewährtes. Fast wie zuhause fühlte man sich dann am nächsten Stellplatz - Billy und Coco erwarteten uns schon und freuten sich über eine Portion Karotten. Iahhhhh... Das wars für heute. The cheese is eaten, darling!







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23.4.2022
Ode an Monsieur
Oh du guter, herzensbester Monsieur,
der du da fährst auf den viel zu engen Sträßchen in England
(daher also auch der Name ENGland!).
Stoisch, gelassen, das Ziel immer im Auge behaltend während Madame neben dir verzweifelt, weil der Gegenverkehr nur Millimeter an ihr vorbeirast.
Mehr als einmal schloss sie panisch die Augen und kann lediglich beim blitzschnellen Aus-und Einklappen des Spiegels behilflich sein.
Der vermeintliche Seitenstreifen bestehet aus meterhoch gewachsenen Hecken, die exakt mit dem Straßenrand beginnen.
Keine Büschchen, sondern holzdurchwucherte Ungetüme, die steil gen Himmel emporragen und dir die Sicht versperren wie in einem Labyrinthe auf den nicht enden wollenden kurvigsten Straßenverlauf seit es Darmwindungen gibt.
Mein Dank sei dir auch diesmal gewiss, oh du guter, herzensbester Monsieur.
Mein Held der Straße.
Und sonst auch.



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Sie lesen einen Gastbeitrag unseres Autors Monsieur H.
22.4.2022
Brecon Beacons
Ruhe. Einsamkeit. Brecon Beacons Nationalpark.
Diese verführerische Trilogie ist zumindest dann nicht existent, wenn man am letzten Sonntag der britischen Osterferien den höchsten Gipfel des Parks erklimmen möchte. Und wenn dann auch noch zumindest für die britische Bevölkerung kurzes Hosenwetter vorhergesagt ist... Den Rest könnt ihr euch denken.
Also auf zum Pen y Fan. Das Halteverbot am Straßenrand wird von circa 50 weiteren Autos ignoriert. Wir haben, zu unserer Ehrenrettung, die einen Meter hohen Schilder ob der dicht parkenden Autos erst nach Abfahrt gesehen. Glück gehabt.
Und hast du es nicht gesehen waren wir alle vier auf dem Gipfel und wieder unten. 8km und 450 Höhenmeter hoch und runter. Ohne Kindertragen, die haben wir zu Hause gelassen, und ohne Schultertransport. Wären wir nicht beinahe vom Gipfel geweht worden, wir wären angesichts des Ausblicks dort jetzt noch oben. Die meisten Briten lassen sich übrigens von diesen Witterungsbedingungen auch im T-Shirt nicht beeindrucken. Wir hingegen: Windjacke, Schal, Mütze.
Die jahrelange pfälzische Akklimatisation hat eben doch ihre Spuren hinterlassen.






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25.4.2022
Ganz schön schön
Mei, sind die schööön! Diese Goldigkeiten von Cottages hier sind ja wirklich zum Verrücktwerden...auf jedem noch so kleinen Hügelchen thronen diese zauberhaften Landhäuschen wie das Sahnehäubchen auf der Torte. Mit Kirsche versteht sich. Und mit melodiösen Namen wie Lavender Cottage, Orchard House oder Sunset Corner. So wunderschön verklinkert, oft mit Natursteinen, gedeckt mit Ziegeln, Schiefer oder Reet, strahlen sie einen in den schönsten Beige- und Brauntönen an, glänzen mit traumhaften Erkern und weißen Fensterläden als spannenden Kontrast und haben den obligatorischen englischen Rasen samt üppiger Blütenpracht gleich mit dabei. Da fühlt man sich fast wie in die Zauberwelt Potters oder Hobbingen versetzt und manchmal glaubt man sogar, den Duft von frisch gebackenen Scones samt Kiloladung clotted cream in der Nase zu haben. Haben will! Genauso wie bei den traumhaften Häuschen in Norwegen würde sich Madame auch hier nicht nein sagen hören, wenn ihr jemand einfach so eines dieser Domizile anbieten würde. Also nur mal so zur Information! Ein einziges Träumchen auch das Küstenstädtchen Tenby! Die Häuser entlang des feinen Sandstrandes alle in wunderschönen Bonbonfarben gehalten, dazu diese sagenhaften Fassaden und romantischen engen Gässchen (wir waren zu Fuß unterwegs!). Ein wirklich entzückendes und ganz außengewöhnliches Stadtbild. Ganz schön schön! Noch schöner war nur der Umstand, dass wir ohne Reservierung das letzte Plätzchen für eine Nacht auf dem Campingplatz mit dem wohl bisher schönsten Ausblick auf dieser Tour ergattern konnten. Ganz schön schön!



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26.4.2022
Einfach mal abtauchen
Tierische Besucher durften wir ja schon viele willkommen heißen auf dieser Reise. Heute sollten hoffentlich noch weitere, sehr außergewöhnliche dazukommen. Auf Skomer Island, gute 50 Minuten von Tenby entfernt, erhofften wir uns den Blick auf Papageientaucher! Bei perfektem Wetter ging es mit einem Expeditionsboot (klingt doch viel toller als Ausflugskutter, oder?) raus zur vorgelagerten Insel. Und wir wurden belohnt (das sollte es auch für den saftigen Preis!). Da lagen nicht nur Kegelrobben zuhauf an der Küste (immerhin mit dem Fernglas sehr gut zu sehen), sondern hunderte dieser äußert putzigen Papageientaucher, deren Flügelschläge pro Sekunde nah an denen des Kolibis kommen. Nur leider mit deutlich höherem Gewicht! Soll heißen - bis sich die süßen Taucher von der Wasseroberfläche in die Luft katapuliert haben, ist einige Arbeit erforderlich! Da wird sogar heftig mit den Beinchen gerudert, um sich augenscheinlich besser aus dem Wasser drücken zu können. Ob sie allerdings auch auf eben jenem wandeln können, war heute nicht zu beobachten. Skomer Island ist bis auf die Kegelrobben eine reine Vogelinsel für zig verschiedene Seevogelarten. Damit das so bleibt, muss strengstens überwacht werden, dass keine Nagetiere wie Mäuse, Ratten, Marder und Wiesel, aber auch Füchse und Dachse eingeschleppt werden, die dann die zukünftigen Vogelpopulationen durch Eierfraß vernichten würden. In Sichtweite übrigens auch die Grassholm Insel, auf der fast â…“ der weltweiten Basstölpel-Population lebt. In Sichtweite vom Parkplatz auch die Hook Farm, auf der spontan eingecheckt werden konnte. Für einen saftigen Preis, dafür aber mit traumhaftem Meerblick an der walisischen Küste.


